Gladbeck. Corona-Inzidenzwert sinkt Dienstag in Gladbeck zwar leicht. Doch Kreis und Stadt warnen: Die Lage bleibt kritisch. Appell des Bürgermeisters.
Die Corona-Lage hat sich am Dienstag ein klein wenig entspannt – bleibt aber akut: Das Kreisgesundheitsamt meldete lediglich sieben Neuinfektionen in Gladbeck, aktuell sind aber 163 Gladbecker infiziert. Der Inzidenzwert (Neuinfektionen der letzten sieben Tage pro 100.000 Einwohner) ist leicht auf 124,3 gesunken, nach dem Spitzenwert von 148,1 am Montag. Der leichte Rückgang sei kein Signal der Entwarnung, die Situation bleibe auf kritischem Niveau, heißt es dazu aus dem Rathaus. Gladbeck liege weiter deutlich über dem Grenzwert von 50 und bleibe ein Hotspot.
Der scheidende Bürgermeister Ulrich Roland appelliert noch einmal dringend an die Stadtgesellschaft, sich an die Corona-Schutzregeln zu halten. „Die Menschen haben es selbst in der Hand, einen lokalen Shutdown wie in Berchtesgaden zu verhindern.“ Die weitere diffuse Virus-Ausbreitung in der Stadt hänge entscheidend vom Verhalten jedes einzelnen ab. „Daher: Maske auf, Abstand halten und Kontakte meiden“, so Roland, der am 31. Oktober aus dem Amt scheidet.
Keine Verschärfungen trotz anhaltend hoher Corona-Infektionswerte
Eine weitere Verschärfung der Corona-Schutzregeln von Seiten des Kreises sei derzeit nicht geplant – trotz der anhaltend hohen Infektionswerte, so Kreissprecherin Lena Heimers. Allerdings: Der Kreis passe derzeit seine Corona-Verfügung an die überarbeite Corona-Schutzverordnung des Landers an, dabei könne es eventuell noch zu Veränderungen kommen. Unterdessen hat der Kreis von der Bundeswehr die Zusage erhalten, dass zunächst zehn Angehörige der Streitkräfte das Team des Gesundheitsamtes unterstützen werden. Sie sollen in der Kontaktnachverfolgung eingesetzt werden. Die Bundeswehr, so Heimers, haben versprochen, weitere 30 Kräfte abzuordnen.
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Im gesamten Kreis Recklinghausen gab es am Dienstag 62 Neuinfektionen, 863 Personen sind in den zehn Städten insgesamt infiziert. Der Kreis-Inzidenzwert sank leicht von 90,0 auf 89,2. Im „Ranking“ der Städte ist Gladbeck nicht mehr „der“ Hotspot im Kreis: Herten hat mit einem Inzidenzwert von 132,6 Gladbeck überholt. Allerdings sind dort aktuell nur 106 Personen infiziert. In Recklinghausen gab es einen weiteren Todesfall: Ein 75 Jahre alter Mann, der positiv auf das Coronavirus getestet wurde, ist gestorben. Im Kreis gibt es nun seit März 48 Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus, 23 davon in Gladbeck.
Schulen in Gladbeck: Immer noch Testergebnisse offen
In Gladbeck spüren die Kräfte des Gesundheitsamtes immer noch den Infektionsketten in Folge der Corona-Fälle an den neun Schulen nach. „Da gibt es jede Menge Arbeit, auch in den Ferien“, so die Kreissprecherin. Die Kontaktnachverfolgungen gingen weit über die Schulen hinaus ins private Umfeld der Schule. Und leider, gab Heimers zu, lägen auch noch nicht alle Testergebnisse von Schülern und Lehrern vor.
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Auf Testergebnisse wartet auch das Cura-Seniorenheim, das im Frühjahr extrem von der Corona-Pandemie betroffen war: „Unsere Pflegekräfte warten schon bis zu drei Wochen auf Testergebnisse, und wir können keine neuen Termine für notwendige Tests abstimmten“, so die Cura-Heimleitung, die generell darüber klagt, „seit beinahe drei Wochen“ große Probleme zu haben, das Gesundheitsamt und das Deutsche Rote Kreuz telefonisch zu erreichen. Das führe auch dazu, dass freie Betten derzeit nicht belegt werden können, weil nicht klar sei, ob man einen Quarantänebereich einrichten müsse. „Dies macht das Arbeiten für unsere Kollegen und das Leben unserer Bewohner noch schwerer“, heißt es von Cura.
Cura-Seniorenzentrum verschärft die Besuchsregeln
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Angesichts der neuesten Entwicklung hat das Cura-Seniorenzentrum die Besuchszeiten weiter eingeschränkt: nur noch nachmittags zwischen 13 und 16 Uhr seien kontrollierte Besuche möglich, heißt es. Ab sofort dürfen auch nur noch zwei Besucher pro Bewohner gleichzeitig ins Haus. Mit der Heimaufsicht stimme man sich gerade ab, die Besuche, wie zu Jahresbeginn, wieder nur noch in der Cafeteria unter besonderen Hygienemaßnahmen stattfinden zu lassen.
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Caritas fordert Nottelefon
Caritas-Chef Rainer Knubben hat statt einer Beschränkung der Besuchszeiten in den Caritas-Heimen St. Altfrid und Johannes-van-Acken in einem Brief an die Angehörigen der Bewohner appelliert, angesichts der steigenden Infektionszahlen von Besuchen Abstand zu nehmen, sie zu reduzieren und nicht mehr in die Wohnbereiche zu gehen. „Und der Appell scheint angekommen zu sein, die Besuchszahlen sind deutlich zurückgegangen.“
Die Kontaktaufnahme zum Gesundheitsamt bezeichnet auch Knubben als schwierig, er will die Behörde aber nicht kritisieren. „Die haben reichlich zu tun.“ Aber: Er schlägt eine Art Nottelefon ausschließlich für Dienste, Einrichtungen und Schulen vor. „Bei unseren Nachfragen geht es nicht um Einzelprobleme, sondern gleich um viele, manchmal - im Falle von Schulen - um mehrere hundert Menschen.“