Gladbeck. Mediziner im St. Barbara-Hospital in Gladbeck setzt bei Problemen mit der Schulter auf Gelenkprothesen. Darum sind vor allem Frauen betroffen.
Helga Nastawek war es leid, Schmerzmittel zu nehmen. Die 76-Jährige hatte schon lange Schmerzen in der Schulter, konnte ihre Arme nicht mehr richtig heben, nicht mehr Auto fahren. All das ist jetzt wieder möglich. „Jetzt kann ich meine Arme wieder in die Luft strecken“, sagt die Gladbeckerin. Im St. Barbara-Hospital Gladbeck hat sie einen künstlichen Gelenkersatz der Schulter bekommen.
„Ein Drittel aller Menschen in Deutschland erlebt einmal im Leben Probleme mit der Schulter“, weiß Dr. med. Thomas Bredendiek, Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie im Gladbecker Krankenhaus. Vor allem viele Senioren seien betroffen. „Ab dem 70. Lebensjahr bekommt fast die Hälfte der Menschen Probleme mit den Sehnen“, so Bredendiek. Die steigende Lebenserwartung lasse diese Probleme zur Tagesordnung werden. Öfter seien Frauen betroffen. Das hat einen einfachen Grund: „Sie werden in der Regel älter, mit der Anatomie hat es nichts zu tun.“
Rund 20 Schulterprothesen setzen Mediziner am St. Barbara-Hospital Gladbeck jährlich ein
Dass es Möglichkeiten gibt, diese Probleme zu beheben, sei noch zu unbekannt, so der Chefarzt. Gelenkersatz an Knie oder Hüfte kenne jeder, der Ersatz an der Schulter hingegen sei bei vielen unbekannt und „noch mystisch“. Rund 350 Prothesen bei Hüften und Knien werden im St. Barbara-Hospital jährlich eingesetzt, im Bereich der Schulter sind es etwa 20 pro Jahr.
In 90 Prozent der Fälle setzt das St. Barbara-Hospital auf den Einsatz einer Delta-Schultergelenkprothese. Wenn der Delta-Muskel zu schwach ist, um den Arm zu heben, wird damit die Hebelwirkung erhöht und der Deltamuskel kann den Arm wieder heben. „Der Muskel braucht so nur noch halb so viel Kraft“, erklärt der Chefarzt. In vielen Fällen helfe dies, die Schmerzen zu beseitigen und die Funktion wieder herzustellen.
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Mediziner geht davon aus, dass die Schulterprothese längere Zeit hält als eine Prothese am Knie
Ein neues Gelenk am Knie halte im Schnitt 15 Jahre. „Man läuft auf der Schulter nicht herum, daher ist davon auszugehen, dass die Schulterprothese länger hält als ein neues Knie“, so Bredendiek. Das St. Barbara-Hospital bietet die Schulterendoprothetik seit rund sieben Jahren an.
Oft seien beide Arme eines Patienten betroffen. „Meist stärker der, der am meisten belastet wird“, so Bredendiek. So war es auch bei Helga Nastawek. „Mir war wichtig, dass zuerst mein rechter Arm behandelt wurde. Schließlich bin ich Rechtshänderin.“ Bredendiek sieht in dem Eingriff auch einen Beitrag, ein selbstständiges Leben zu führen. „Schließlich will man ja etwa Dinge alleine aus dem Regal holen können.“ Jeder, der unter Schmerzen in der Schulter leide, müsse sich klar machen, dass er damit nicht leben muss. „Wenn man rechtzeitig bei Schulterschmerzen agiert, kann man versuchen, den Prozess des Sehnenverschleisses zu verlangsamen“, so Bredendiek. Von zu langen Cortisonbehandlungen rät er ab. „Nimmt man zu oft Cortison, kann die Sehne reißen.“