Gladbeck. 650 Gladbecker haben in Workshops gemeinsame Werte als Konsens erarbeitet. Alle Bürger sind aufgefordert, diese aktiv zu leben und umzusetzen.
Toleranz, Respekt, Offenheit, Solidarität, Rücksicht, Zivilcourage, Wertschätzung – nur einige Schlagworte aus der „Gladbecker Erklärung“. Sie fasst das 2018 erarbeitete Integrationskonzept weiter, um die grundsätzlichen Werte aufzuzeigen, nach denen Gladbeckerinnen und Gladbecker in Zukunft miteinander leben wollen. Ein gesamtgesellschaftlicher Konsens, der mit Hilfe vieler Bürgerinnen und Bürger, beispielsweise in Workshops, über zwei Jahre erarbeitet wurde. Viele schöne und wichtige Worte, die zu verhallen drohen, wenn ihnen kein Leben durch aktives Handeln eingehaucht wird. Wie das geschehen soll, erklären Anja Venhoff vom Büro für interkulturelle Arbeit, und Doris Foerster, Leiterin der städtischen Abteilung Integration und Ausländerwesen.
„Es war ein langer Dialog und Erarbeitungsprozess, so dass wir uns jetzt freuen, dass die Erklärung in die Umsetzungsphase geht“. sagt Anja Venhoff. Um möglichst früh quasi schon den Samen dafür ins Bewusstsein zu legen, werde dabei ein besonderer Fokus auf junge Gladbecker gelegt. „Die Erklärung soll lebendig und erlebbar für Kinder und Jugendliche sein, damit sie begreifen, was sie bedeutet.“ Um den kindlichen Zugang zu den vielen Worten zu erleichtern, „sind wir deshalb gerade dabei, die Erklärung in einfache Sprache zu übersetzen, damit jeder die Grundaussagen versteht“, so Venhoff.
Die Erklärung soll an vielen öffentlichen Orten sichtbar werden
De Gladbecker Erklärung soll sich zudem im Alltag der Bürger einprägen, indem sie an vielen öffentlichen Orten sichtbar wird. Zum Beispiel mit großen Transparenten am Neuen Rathaus und am Kreativamt sowie mit weiteren Tafeln, die an Schulen, Kitas und Jugendeinrichtungen angebracht werden. Der Wertekonsens wird zudem beim Neugeborenenbesuch den Eltern der Willkommenstasche für ihr Kind beigelegt. Ebenso ist sie Bestandteil jedes Begrüßungspaketes, das Gladbecker Neubürger erhalten. Aus diesem Grund wird die Gladbecker Erklärung jetzt auch in 16 Sprachen übersetzt, darunter Farsi, Dari, Arabisch, Albanisch, Rumänisch oder Bulgarisch.
650 Menschen haben mitgewirkt
2018 wurde das Integrationskonzept „Zusammenleben in Gladbeck“ erarbeitet und veröffentlicht. In diesem Prozess hat sich herausgestellt, dass es in der Gladbecker Stadtgesellschaft ein großes Bedürfnis gibt, das Miteinander vor Ort weiter zu stärken. Seit Herbst 2019 fand dazu dann ein gemeinsamer, intensiver Austausch statt. Unter dem Motto „Unsere Stadt, unsere Werte – reden wir drüber“ wurde im September letzten Jahres der große Aufschlag gemacht.
Die Auftaktkonferenz im Rathaus mit 120 Teilnehmern war der Start für unterschiedliche Veranstaltungsformate. Es gab Workshops im Norden, in der Stadtmitte und im Süden von Gladbeck, außerdem fünf Workshops speziell für Jugendliche, Senioren, Frauen sowie die Gladbecker Wirtschaft und Politik. Zudem hatten alle Gladbecker die Möglichkeit, online und an Infoständen ihre Vorstellungen zum Zusammenleben einzubringen. Insgesamt haben etwa 650 Menschen mitgewirkt.
„Uns ist es ein Anliegen, dass der Wertekonsens immer wieder in Gladbeck thematisiert wird“, sagt Doris Foerster. Dafür brauche es die Mithilfe und das Engagement der Stadtgesellschaft. Aus diesem Grund freue man sich zum Beispiel über die Absicht des St. Barbara-Hospitals, „im Krankenhaus die Erklärung für Mitarbeiter und Besucher sichtbar machen zu wollen“. Eine Gladbecker Firma wolle den Wertekonsens über die Lohnabrechnungen an ihre Mitarbeiter verteilen. Die Werner-von-Siemens-Realschule habe zudem konkret vor, mit der Gladbecker Erklärung im Unterricht zu arbeiten.
Schulen erhalten einen Methodenkoffer für den Unterricht
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Dabei sollen alle Schulen unterstützt werden. „Wir sind gerade dabei, einen Methodenkoffer zusammenzustellen“, so Anja Venhoff. Zudem werde jeder Gladbecker Schüler einen Kalender erhalten, in dem monatlich eine Aussage aus der Gladbecker Erklärung abgedruckt ist. Das Druckwerk werde kostenlos ausgegeben und sei über den Integrationsrat finanziert worden, „der für beabsichtigte Projekte bewilligte Fördergelder aus dem Etat der Stadt aufgrund der Coronabeschränkungen nicht ausgeben konnte“.
Die Gladbecker Erklärung sei mit Informationen dazu auch für jeden Gladbecker über die Homepage der Stadt abrufbar. Sie ist dort über den Bereich „Familie & Bildung“ und weiter im Untermenü „Integration“ zu finden, kann auch heruntergeladen und ausgedruckt werden. Hier ist auch ein zum Thema erstellter Film zu sehen, in dem Gladbecker Bürger ihre Unterstützung kundtun. Zur Erklärung ein persönliches Zeichen zu setzen, soll zudem bald möglich werden. Doris Foerster: „Wir werden über die Homepage der Stadt die Gelegenheit bieten, dass jeder Gladbecker seine digitale Unterschrift unter die Erklärung setzen kann, um diesen Wertekonsens zu unterstützen.“