Gladbeck. Eigentlich ist der Fachkräftemarkt leergefegt. Der neue Kita-Träger für Gladbeck erzählt, warum er keine Probleme hat, Personal zu finden.
Mit Hochdruck treibt die Stadt ihre Kita-Ausbauoffensive voran, um zusätzliche Plätze zu schaffen. Denn aktuell fehlen stadtweit 311 Kita-Plätze allein für Kinder ab drei Jahren, die einen rechtlichen Anspruch auf Betreuung haben. Neuer Kita-Betreiber in Gladbeck wird die Falkennest KiTa gGmbH, die die geplanten Einrichtungen an der Uhlandstraße in der Stadtmitte und an der Breukerstraße in Brauck betreiben wird. Im jüngsten Jugendhilfeausschuss stellte Falkennest Kita-Geschäftsführerin Maike Stiel Leitbild und Betreuungskonzept vor. Dabei sorgte sie für Erstaunen, weil das allgemeine Problem aller übrigen Träger, Personal für neue Kitas zu finden, für die Falkennester offenbar nicht gilt. So stellt sich naheliegend die Frage: Was macht Falkennest anders als andere Kita-Träger?
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„Es ist in der Tat wohl so, dass wir weniger Probleme haben, Personal für unsere neuen Einrichtungen zu finden als andere Träger“, bestätigt Maike Stiel im Gespräch mit der WAZ. Eigentlich ist der Fachkräftemarkt leergefegt, da alle Städte ihre Kitaplätze ausbauen und Stellen ausschreiben, für die zu wenig auch neu ausgebildete Fachkräfte zu Verfügung stehen. Das hatte zum Beispiel mehrfach Wilfried Allkemper, Geschäftsführer der Ev. Kirche in Gladbeck kritisch angemerkt, die ihre im Bau befindliche Kita an der Postallee/Christuskirche bald öffnen will.
Berufsanfänger wünschen sich Planungssicherheit für ihre Zukunft
Bei den Falkennestern gibt es, „offenbar einige Motivationen, die dazu bewegen, bei uns anzufangen“, so Maike Stiel. Berufsanfänger wünschten sich zum Beispiel Planungssicherheit für ihre Zukunft. Die sei nicht gegeben, wenn Kita-Träger teils immer wieder nur befristete Arbeitsverträge abschlössen. „Wir versuchen das zu vermeiden“, sagt die Geschäftsführerin. Neben den Anfängern gebe es aber auch erfahrene Kräfte, „die bei einem großen Kita-Träger arbeiten und zu uns wechseln wollen“.
Falken sind seit vielen Jahren im Maxus präsent
Die Falkennest Kita gGmbH ist 2016 aus der Falkenfamilie Recklinghausen hervorgegangen und eng in diese eingebettet. Die Falkenfamilie ist der Zusammenschluss aller Ortsverbände im Unterbezirk Recklinghausen der Sozialistischen Jugend Deutschlands - Die Falken. Das Kinder-, Jugend- und Kulturhaus Maxus in Gladbeck wird seit vielen Jahren von den Falken betrieben.
Der Verband mit mehr als 100-jähriger Geschichte im Kreis Recklinghausen und der Stadt Bottrop setzt sich gegen Jugendarbeitslosigkeit, Gewalt gegen Kinder, Ausländerfeindlichkeit oder mangelnde Spiel- und Bewegungsmöglichkeit ein. Gefördert werden nach weiterer eigener Angabe Toleranz und Mitbestimmung, Kinder- und Jugendrechte, Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit.
Es habe sich wohl über Mundpropaganda herumgesprochen, dass Falkennest die Einrichtungen in möglichst flachen Hierarchien und in Teamarbeit auf Augenhöhe betreibe. So gebe es zwar eine Kita-Leitung, „aber ansonsten keine Gruppenleitungen, und die Mitarbeitenden entscheiden gemeinschaftlich“. Dadurch könnten beispielsweise „neue Dinge, die ein Mitarbeiter auf einem Seminar erfahren hat, leichter in die Erziehungsarbeit eingebracht und umgesetzt werden“. Sie glaube, das sei ein großer Pluspunkt, sagt Maike Stiel, „dass Mitarbeitende ihre pädagogischen Stärken und Vorstellungen leichter einbringen können, weil es eben keinen alleinigen Bestimmer gibt“.
Die liberale Ausrichtung des Trägers ist ein Vorteil
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Sie glaube zudem, das die liberale Ausrichtung des Trägers ein Vorteil sei. Konkret, dass es ganz selbstverständlich sei, dass Menschen, die in den Falkennestern arbeiten, verschiedene Religionen, Kulturen und sexuellen Orientierungen haben. Dies schaffe eine angenehme Gesamtstimmung, die jungen Bewerbern nach eigenen Angaben gefalle.
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Ein Vorteil sei sicher auch, das die Falkenfamilie den Menschen über andere Angebote bekannt werde oder schon bekannt sei. „Wie bei einer Mutter, deren Tochter mit Beeinträchtigung seit einem Jahr ein Programm von uns besucht, das ihr offensichtlich guttut“, berichtet Maike Stiel. So dass die Mutter ihre Bewerbung als Erzieherin so begründe habe: „Wenn dies das Ergebnis eurer pädagogischen Arbeit ist, dann möchte ich gerne ein Teil davon sein.“