Gladbeck. Michael Hübner, SPD-Fraktionschef in Gladbeck, kämpft ums Landratsamt Recklinghausen. Nach 16 Jahren Ortspolitik wagt er einen neuen Karriereweg.

Er wäre der erste Landrat in der über 200-jährigen Geschichte des Kreises Recklinghausen, der aus Gladbeck käme: Michael Hübner. Für den 47-jährigen SPD-Politiker ist die Kandidatur bei der Kommunalwahl am 13. September um den Chefposten im Recklinghäuser Kreishaus aber auch ganz persönlich eine neue Erfahrung in seiner bisherigen, langjährigen politischen Karriere. Denn Hübner kandidiert nicht mehr für den Rat der Stadt - und würde auch auf sein Landtagsmandat verzichten, wenn die Wähler ihn ins Landratsamt schickten.

Hübner, der dem Rat der Stadt seit 2004 angehört und vom ersten Tag an die SPD-Ratsfraktion als Vorsitzender führt, sieht seine Kandidatur als „neue, sehr große Herausforderung“, die er suche und der er sich stelle. „Wir brauchen auf allen Ebenen gutes Personal. In Gladbeck haben wir das, und im Kreis sollten wir es auch haben“, begründet Hübner, der seit 2010 im Düsseldorfer Landtag sitzt und seit 2015 dort auch Vize-Fraktionschef ist, seinen Wechsel in die Kreispolitik.

MdL Hübner weist auf seine „regionale Perspektive“ hin

SPD-Politiker Michael Hübner steht vor einen Weichenstellung in seiner politischen Karriere: Für den Rat der Stadt kandidiert er nach 16 Jahren nicht mehr, aber fürs neue Ruhrparlament. Vor allem aber will er Landrat wegen.
SPD-Politiker Michael Hübner steht vor einen Weichenstellung in seiner politischen Karriere: Für den Rat der Stadt kandidiert er nach 16 Jahren nicht mehr, aber fürs neue Ruhrparlament. Vor allem aber will er Landrat wegen. © FUNKE Foto Services | Joachim Kleine-Büning

Als MdL habe er seit Jahren „eine regionale Perspektive“ und Kontakte zum Kreis und in die Städte. Zudem habe er einst auch in Castrop-Rauxel gearbeitet. Er sei in Düsseldorf und Berlin gut vernetzt und wolle dies einbringen, um die Städte im Kreis voran zu bringen. Da fallen dem SPD-Politiker an erster Stelle die Altschulden ein, unter denen alle Kreisstädte leiden, und wo es „zu einem Schnitt kommen muss“. Das sei wichtig, um den Kreis mit seinen rund 600.000 Einwohnern finanzpolitisch handlungsfähig zu halten, so Hübner.

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„Als Landrat, der die Kommunalaufsicht über die Städte hat, würde ich kämpfen für einen Altschuldenschnitt.“ Bereits im Landtag habe er sich dafür eingesetzt, sei am Zustandekommen des Stärkungspaktes beteiligt gewesen, betont der Landratskandidat. Hübner, der im September auch für das neue Ruhrparlament kandidiert und auf der SPD-Liste einen sicheren Platz drei aufweist, fordert dazu Solidarität auch aus anderen Teilen des Landes und der Republik ein.

Der SPD-Politiker will den Kreis zum Wasserstoff-Zentrum ausbauen

Michael Hübner (l.) zusammen mit Andreas Dunkel im April bei einer ersten Wahlkampfaktion - Verteilung von Mittagessen an Ostern.
Michael Hübner (l.) zusammen mit Andreas Dunkel im April bei einer ersten Wahlkampfaktion - Verteilung von Mittagessen an Ostern. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Wirtschaftspolitisch würde er sich stark machen, um den Industriestandort im Kreis zu festigen und vor allem die Kompetenz der ansässigen Chemiewirtschaft in Sachen Wasserstoff voran zu bringen. „Hier sollten wir gezielt Förderungen in den Kreis holen.“ Ein Ausbau der Wasserstoff-Infrastruktur bringe Arbeitsplätze und senke den CO2-Ausstoß. Hübner: „Ich sehe keine Region, die da so gute Voraussetzungen bietet wie unsere.“

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Als große Herausforderung bewertet Hübner - auch angesichts von Corona - den Ausbau des ÖPNV im Kreis, der dichter und schneller werden müsse - „eine echte Alternative für Autofahrer“. Hübner will Druck machen bei der neuen S9-Anbindung von Gladbeck nach Recklinghausen, die derzeit vom Vertragspartner Abellio vertrödelt werde, aber ebenso bei Themen wie digitales Ticketing oder den Bau von Radschnellwegen - auch von Gladbeck nach Recklinghausen.

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Landratskandidat kündigt Investitionen in das Gesundheitsamt an

Zusätzliches Geld will Hübner in die Gesundheit stecken, plädiert für einen „Anspruch auf beste Altenheimversorgung“, eine Pflegeakademie und einen Ausbau der Kliniklandschaft, statt „sie einzuschränken“. Schließlich sei der Gesundheitssektor inzwischen ein Jobmotor. Hübner: „Die Ökonomisierung im Gesundheitswesen muss aufgehalten werden.“

Investieren würde ein Landrat Hübner, der Chef von 2500 Kreisbeschäftigten wäre, möglichst auch in eine Aufstockung des Gesundheitsamtes. Außerdem strebe er eine größere Digitalisierung im Kreishaus an - auch in der Kfz-Zulassung.

Michael Hübner lebt in der Moltkesiedlung

Michael Hübner lebt mit seiner Frau Jessica und den Kindern Paul und Malu in der Moltkesiedlung in Butendorf. Dort ist der gebürtige Kirchhellener auch bei seinen Großeltern aufgewachsen.

Der Diplom-Sozialwissenschaftler, der in Duisburg Politik, öffentliches Recht und Geschichte studiert hat, arbeitete zunächst als Berater im Gesundheitswesen und leitete von 2009 bis 2015 einen pharmazeutischen Herstellungsbetrieb in Castrop-Rauxel.

Hübner fährt gern Ski, spielt Badminton und ist leidenschaftlich auf seinen Inlineskates unterwegs - gerne auch auf der alten Zechenbahntrasse „Allee des Wandels“ in Herten.