Gladbeck/Recklinghausen. CDU-Bürgermeister Bodo Klimpel gibt seinen Job in Haltern auf, um Landrat in Recklinghausen zu werden. Auf einen Plan B hat er verzichtet.

Bodo Klimpel ist offensichtlich ein Mensch, der das Risiko nicht scheut. Die Wiederwahl als Bürgermeister der Stadt Haltern wäre dem CDU-Politiker in diesem Jahr wohl nicht zu nehmen gewesen. Doch der 56-Jährige stürzt sich lieber in ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang. Bodo Klimpel, gemeinsamer Kandidat von CDU und FDP, will am 13. September zum Landrat des Kreises Recklinghausen gewählt werden. Er setzt alles auf diese Karte. „Einen Plan B gibt es nicht“, versichert er.

Bodo Klimpel hat sich in den zurückliegenden Jahren als Kritiker der Kreisverwaltung und der Kreispolitik häufig Gehör verschafft. Meistens ging es um das Finanzgebaren des Kreises und dessen Umgang mit den Städten, die jährlich hohe Millionenbeträge („Kreisumlage“) an die Kreisverwaltung überweisen müssen. Mit dieser Kritik hat der Landratskandidat die Messlatte für sein mögliches künftiges Wirken im Kreishaus sehr hoch gelegt. „Der Kreis hat die ihm zugewiesenen Aufgaben – etwa im Straßenverkehrsamt, im Gesundheitswesen und in der beruflichen Bildung – natürlich zu erledigen. Der Kreis muss aber auch oberster Dienstleister seiner Städte sein“, sagt er.

CDU-Kandidat will dem Kreis Recklinghausen mehr Selbstbewusstsein verschaffen

CDU-Landrats-Kandidat Bodo Klimpel (M.) zu Besuch bei der CDU Gladbeck - hier mit Stadtverbandschef und Bürgermeisterkandidat Dietmar Drosdzol (l.) und Ratsfraktionschef Peter Rademacher.
CDU-Landrats-Kandidat Bodo Klimpel (M.) zu Besuch bei der CDU Gladbeck - hier mit Stadtverbandschef und Bürgermeisterkandidat Dietmar Drosdzol (l.) und Ratsfraktionschef Peter Rademacher. © CDU

„Denn die Städte sind die Keimzelle unseres Gemeinwesens und die Orte, wo die Menschen leben.“ Für einen Landrat müsse deshalb gelten: „Es darf keine Entscheidungen des Kreises geben, die die finanzielle Leistungsfähigkeit der Städte gefährden.“ Bodo Klimpel findet, dass es dem Vest grundsätzlich an Selbstbewusstsein mangelt, obwohl es viel zu bieten habe. Er nennt als Beispiele die Chemiewirtschaft mit ihren vielen Arbeits- und Ausbildungsplätzen, die ausgeprägte Bildungslandschaft u. a. mit acht staatlichen Berufskollegs oder die herrliche Natur und Landschaft.

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Auch im Ruhrgebiet gebühre dem Kreis Recklinghausen ein höheres Gewicht. Aus dieser Überzeugung heraus hat sich Klimpel für das Ruhr-Parlament des Regionalverbandes Ruhr (RVR) aufstellen lassen, das am 13. September zum ersten Mal direkt vom Bürger gewählt wird. Sein vierter Platz auf der CDU-Liste gilt als sichere Bank. Bodo Klimpel ist Politiker – und Verwaltungsfachmann mit 40-jähriger Berufserfahrung. Über die Stadtverwaltungen von Neuss und Düsseldorf kam er 2001 nach Haltern am See, wo er zunächst Kämmerer war und danach dreimal zum Bürgermeister gewählt wurde. Im Halterner Rathaus ist Klimpel Chef von 370 Mitarbeitern, in der Kreisverwaltung hätte er es mit 2000 Beschäftigten zu tun. „Ich fühle mich gut vorbereitet, solch eine große Organisationseinheit zu leiten“, sagt er.

Schalke-Anhänger Bodo Klimpel wohnt in Haltern-Sythen

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Mit Walken und Schwimmen hält sich Schalke-Anhänger Bodo Klimpel fit. Mit seiner Familie lebt der Naturliebhaber im Halterner Ortsteil Sythen. So oder so sind für den 56-Jährigen nun die letzten Wochen seiner Amtszeit als Bürgermeister angebrochen. Es sei eine bewegende Zeit gewesen, stellt er rückblickend fest – und denkt dabei vor allem an den 24. März 2015, als 16 Schülerinnen und Schüler sowie zwei Lehrerinnen aus seiner Stadt beim Germanwings-Absturz in den französischen Alpen ums Leben kamen.

Dieses Ereignis habe alles relativiert, sagt er, „auch vieles, über das wir in der Politik so diskutieren“. In seiner Kleinstadt begegnet der Bürgermeister auch heute noch ständig Eltern und Geschwistern der ums Leben gekommenen Jugendlichen. Bodo Klimpel ist selbst Vater von zwei erwachsenen Kindern (25, 20). „Wenn ich nach Hause komme und mit meiner kompletten Familie am Abendbrottisch sitze, empfinde ich das als großes Glück, für das ich sehr dankbar bin.“