Gladbeck. Viele Unternehmen halten an ihrer Ausbildungsbereitschaft fest. Freie Lehrstellen gibt es in allen Branchen des Handwerks, auch in Gladbeck.
77 Prozent der Handwerksbetriebe im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region, darunter in Gladbeck, halten trotz Corona an ihrer Ausbildungsbereitschaft fest. Das ergibt eine Umfrage der Handwerkskammer (HWK) Münster, an der sich 473 Unternehmen beteiligt haben. Ein Drittel der Befragten bietet derzeit verstärkt Praktika für die Nachwuchsgewinnung an. Aber gut die Hälfte (54 Prozent) konnte bislang nicht alle angebotenen Lehrstellen besetzen. Das sind acht Prozentpunkte mehr als in 2019.
„Das Handwerk wirbt um Schulabgänger, aber wir sehen, dass weniger Jugendliche ihren Weg in eine handwerkliche Ausbildung finden“, stellt Kammerpräsident Hans Hund fest. Viele Betriebe täten trotz der schwierigen Situation alles, um ihre Lehrlinge weiterhin auszubilden und neue Lehrstellen anzubieten.
624 weniger Lehrverträge als im Vorjahr waren am Stichtag 30. Juli geschlossen
Eine Momentaufnahme der neuen Ausbildungszahlen im Kammerbezirk Münster zeigt ein Absacken um 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Bis zum Stichtag 30. Juli wurden 3484 Lehrverträge in die Lehrlingsrolle der HWK eingetragen. Das sind 624 weniger als im Vorjahr.
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Freie Lehrstellen gibt es in allen Branchen des Handwerks. Im Nahrungsmittelgewerbe (Fleischer, Bäcker, Konditoren) haben 78 Prozent der befragten Betriebe noch unbesetzte Ausbildungsplätze, 60 Prozent in den Handwerken für den gewerblichen Bedarf (z.B. Maschinenbauer), 57 Prozent im Ausbaugewerbe (z. B. Maler und Lackierer), 54 Prozent im Kraftfahrzeuggewerbe, 53 Prozent im Bauhauptgewerbe (z. B. Maurer), 49 Prozent im Gesundheitsgewerbe (z.B. Augenoptiker) und 46 Prozent in den Handwerken für den privaten Bedarf (z. B. Friseur).
Fehlende Bewerber sind häufig der Grund für unbesetzte Lehrstellen
Die Betriebe haben der HWK Auskunft über die Gründe für ihre unbesetzten Lehrstellen gegeben: 65 Prozent sagten, es habe keine Bewerber gegeben; 18 Prozent konnten in den vergangenen Monaten keinen Kontakt zu potenziellen Bewerbern herstellen. Neun Prozent gaben an, dass das Bewerbungsverfahren wegen Corona langwieriger sei.
Kammerpräsident Hans Hund bestärkt die Betriebe darin, ihre Praktikums- und Ausbildungsplätze auch nach dem 1. August weiterhin bereitzustellen. Eine Idee ist, die während des Lockdowns ausgefallenen Praktika nach den Sommerferien nachzuholen. „Ein Praktikum weckt oft Interesse an einer Ausbildung“, weiß Hund. Bis Jahresende ist ein Einstieg in die Lehre möglich.
Jugendliche, die selbst aktiv werden möchten, können sich direkt an die Ausbildungsvermittler der HWK wenden (0251/705-4004) und auf dem Praktikums- und Lehrstellenportal unter einer Vielzahl von Angeboten auswählen: www.hwk-muenster.de/ausbildungsvermittlung.