Gladbeck. Parteien in Gladbeck rüsten sich für die Kommunalwahl. Die SPD ist skeptisch, das Ergebnis von 2014 halten zu können. Die CDU ist optimistisch.

Trotz Ferienzeit steigt bei den Parteien mit Blick auf die Kommunalwahl in zwei Monaten die Unruhe. Die SPD, die beim Kampf um die Mehrheit auf ihre bisherigen Zugpferde Ulrich Roland und Michael Hübner verzichten muss, sieht das Wahlergebnis von 2014, als die Sozialdemokraten mit 47,3 Prozent Stimmenanteil knapp an der absoluten Mehrheit vorbei rutschten, diesmal als kaum erreichbar an. Die CDU fühlt sich dagegen eher im Aufwind, hält aber die Gemengelage für diffus. Die Grünen sind – wie auf Bundesebene – nach einer Hochphase eher verunsichert.

SPD-Stadtverbandsvorsitzender Jens Bennarend, Spitzenkandidat seiner Partei für den Rat, sieht das SPD-Ergebnis von 2014 in weiter Ferne: „Es wäre ein Traum, wenn wir solche Zahlen nochmal erreichen würden“, sagte er im Gespräch mit der WAZ. Er glaube auch nicht, dass die SPD erneut alle 22 Wahlbezirke, wie beim letzten Mal, direkt gewinnen werde. „Wir kämpfen um jede Stimme, aber die Zeiten sind deutlich schwieriger geworden.“

SPD: Wir müssen neue Impulse zur Stadtentwicklung setzen

Die Bundespolitik spiele in die kommunale Entscheidung der Wähler mit hinein, meint Bennarend, der das desaströse SPD-Ergebnis der Europawahl vor einem Jahr, als die SPD in Gladbeck auf nur 25,9 Prozent kam, als mahnenden Dämpfer betrachtet. Tonangebende, stärkste Fraktion wolle die SPD aber gleichwohl werden, so der SPD-Stadtchef, der allerdings keine exakte Prozent-Zahl als Wahlziel nennen will. Er mahnt, die Ärmel hochzukrempeln, und warnt: „Wir werden nicht aus Dankbarkeit gewählt, wir müssen in aller Demut vor dem Wähler mit Inhalten und Plänen für die Zukunft der Stadt überzeugen.“ Bei allen Erfolgen der 16-jährigen Roland-Ära müsse die SPD den Blick nach vorne richten, neue Impulse setzen und den Willen zur Gestaltung demonstrieren.

Die CDU gibt sich indes selbstbewusst. „Ein Wahlsieg ist machbar, wir wollen auf jeden Fall stärkste Kraft im Rat werden“, so CDU-Fraktionschef Peter Rademacher, der eine Wechselstimmung in der Bevölkerung ausgemacht haben will. „Wir wollen Gladbeck gestalten, an die Ära Schwerhoff anknüpfen, und dafür kämpfen wir.“ Seine Partei, die 2014 auf schlappe 25,2 Prozent gekommen ist, will er am Wahltag – 13. September – deutlich über 30 Prozent bringen.

CDU hält es nicht für ausgeschlossen, vor der SPD zu landen

CDU-Ratsfraktionschef Peter Rademacher (r.) mit CDU-Spitzen- und Bürgermeisterkandidaten Dietmar Drosdzol.
CDU-Ratsfraktionschef Peter Rademacher (r.) mit CDU-Spitzen- und Bürgermeisterkandidaten Dietmar Drosdzol. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Rademacher: „Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass wir dann vor der SPD landen.“ Für erreichbar hält der CDU-Fraktionschef auch, diesmal mehrere Direktmandate zu holen. „In Mitte-Ost, Zweckel und Rentfort ist das durchaus möglich.“ Insgesamt peile die CDU, die derzeit zwölf Ratsmandate hat, 18 Mandate im 44-köpfigen Rat an. „Vielleicht geht es auch in Richtung 20“, gibt sich Rademacher zuversichtlich. Die CDU wolle die Wähler mit wertkonservativer, aber dennoch moderner, sachorientierter Politik überzeugen.

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Grünen-Fraktionschefin Simone Steffens hält die Wahl aus Grünen-Sicht für „völlig offen“. „Wir rechnen schon mit Gewinnen und wünschen uns ein zweistelliges Ergebnis.“ Ähnlich wie bei der Europawahl, als es überraschend 15,7 Prozent wurden. Doch der Höhenflug der Grünen auf Bundesebene sei durch Corona derzeit gedämpft. „Die Krise hilft eher den Großen, weniger den Kleinen.“

Die Grünen sehen ihre Position in Gladbeck gefestigt

Dennoch spüre sie als Grüne in Gladbeck einen Zulauf der Menschen. „Grün hat inzwischen eine Stellung in der Stadt, und wir halten es für wichtig, dass auch der Rat grüner wird.“ Die kritisierten Kurskorrekturen der Grünen (Ja zum Windrad Mottbruchhalde, Nein zur A 52) schade ihrer Partei nicht, sondern mache sie authentischer, ist Steffens überzeugt.

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Linke-Fraktionschef Olaf Jung schätzt die Situation für seine Partei bei der Wahl als „nicht einfach“ ein. „Die Großen profitieren von der Corona-Krise.“ Er wäre schon froh, wenn Die Linke ihr 2014er-Ergebnis von 6,0 Prozent wieder einfahren würde. „Fraktionsstärke mit drei Mandaten wäre schön.“ FDP-Vorsitzender Michael Tack ist zuversichtlicher: Er wolle das Ergebnis von 2014 mit 2,7 Prozent deutlich verbessern. „Ziel ist, mit drei Leuten in den Rat einzuziehen.“

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Die letzten Wahlen

2014 gab es folgendes Ergebnis bei der Kommunalwahl (in Prozent): SPD: 47,3; CDU 25,2; Linke 6,0; Grüne 5,8; FDP 2,7; BIG 2,6; Piraten 2,5; DKP 1,4. Insgesamt waren zwölf Parteien angetreten, elf schafften den Einzug.

Bei der Europawahl 2019 gab es folgendes Ergebnis in Gladbeck (in Prozent): SPD 25,9; CDU 22,6; Grüne: 15,7; AfD 13,6; FDP 5,7; Linke 4,2. Die SPD verlor fast 20 Prozentpunkte, die CDU etwa drei. Die Grünen bekamen fast 10 Prozentpunkte mehr, die AfD acht.