Gladbeck. Ulrike Kieslers-Tenk und Annette Schmidt bewässern in Gladbeck Straßenbäume. Die Freundinnen hoffen, dass ihre Aktion viele Nachahmer findet.
Wie sagte US-Präsident John F. Kennedy doch so einprägsam in seiner Antrittsrede? „Fragt nicht, was Euer Land für Euch tun kann. Fragt, was Ihr für Euer Land tun könnt!“ Eingedenk dieses Satzes machen Ulrike Kieslers-Tenk und Annette Schmidt, die in Alt-Rentfort zuhause sind, daraus ein Motto für eine eigene Initiative: Die Freundinnen bewässern die Straßenbäume vor ihren Haustüren an der Hege- und Josefstraße.
Säckeweise gönnt das Duo den Linden und Kastanien das kostbare Nass, nach dem die Bäume geradezu lechzen. Quelle dieser Plastikhelfer ist der Raiffeisenmarkt in Kirchhellen. „Da haben sie die Säcke vorrätig“, berichtet Ewald Tenk, „pro Stück kosten sie um die 20 Euro.“ Der Ehemann der Mitinitiatorin erklärt: „Bei Jungbäumen reicht ein Sack, bei richtig großen braucht man drei bis fünf. Sie werden aneinander gebunden.“ Ein Exemplar kann 75 Liter Wasser aufnehmen.
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Die Freundinnen stellen ihr Engagement unter das Motto: „Frag’ nicht, was meine Stadt für mich tut. Frag’, was Du für Gladbeck tun kannst.“ Siehe John F. Kennedy. In ihrem Falle eben: für die Umwelt. Denn selbst wenn es geregnet hat, stehen die mächtigen Linden an der Hegestraße und die wenigen Kastanien an der Josefstraße nach langen Dürrephasen auf dem Trockenen. Das sehen die aufmerksamen Anwohnerinnen schon mit bloßem Auge.
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Ewald Tenk, der sich selbst „Ur-Rentforter“ nennt, kennt die Bäume an der Hegestraße schon seit seiner Kindheit. „Sie sind um die 80 Jahre alt“, schätzt der 64-Jährige. Damals war das Klima noch im grünen Bereich, mittlerweile prophezeien Wetterfrösche regelmäßig eine für diese Gefilde außergewöhnliche Hitze und Trockenheit – so auch wieder aktuell.
Gladbeck: Ungewöhnliche Hitze und Trockenheit setzen den Bäumen zu
Ulrike Kieslers-Tenk: „Der Auslöser unserer Aktion war schon der Sommer im vergangenen Jahr.“ Seinerzeit ächzten Gladbecks Bäume unter den klimatischen Bedingungen. Die Anwohnerin berichtet: „Der Boden war knüppelhart.“ Da wollten Ulrike Kieslers-Tenk und Annette Schmidt nicht die Hände in den Schoß legen und auf Hilfe von oben warten. Ihre Devise: „Nicht reden, sondern machen!“ Schließlich bedeute „Wasser für unsere Bäume Sauerstoff für uns“. Sie betont: „Es ist immer ein Geben und Nehmen. Nur Nehmen auf Dauer funktioniert nicht.“
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Und so groß sei der Aufwand ja gar nicht, beteuern die Anwohnerinnen. Ewald Tenk: „Wir haben einen Brunnen, aus dem wir das Wasser nehmen können. Hinzu kommen ein bisschen Stromkosten.“ Die Frauen wünschen sich, dass ihre Aktion viele Nachahmer findet – auch über die Grenzen des Stadtteils hinaus. Freundin Andrea Niewerth ist bereits die Dritte im Bunde, sie stattet in Zweckel Straßenbäume mit den Kunststoff-Wasserspeichern aus.
„Wir werden auch von Passanten angesprochen, die unserem Beispiel folgen wollen“, erzählt Ewald Tenk. Wichtig ist den Rentfortern eines: Es soll eine Privatinitiave sein und bleiben. Kieslers-Tenk meint: „Das motiviert mehr als als eine Aktion von Verwaltung, Parteien oder so.“ Obendrein werde die Identifikation der Menschen mit ihrem Umfeld gestärkt, so Annette Schmidt. Die 52-Jährige und ihre Freundin sind überzeugt: „Jeder kann die Welt ein bisschen schöner machen!“