Gladbeck. Corona bremste die Gladbecker Expertin Tanja Aldiek und ihr Praxisteam wochenlang aus. Nun gibt es wieder Behandlungen - unter strengen Regeln.
Die Corona-Pandemie hat ihr und ihrem gesamten Therapie-Berufsstand zuletzt arg zugesetzt: Sechs Wochen hatte Ergotherapeutin Tanja Aldiek ihre Praxis geschlossen, konnte auch keine Hausbesuche machen und musste ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken. "Die Einschränkungen waren sicher ganz richtig, schließlich arbeiten wir ganz nah am und mit Menschen." Nun freut sich die 45-Jährige, dass sie mit ihrem Team wieder - unter strengen Hygieneregeln - für die Patienten da sein kann.
In der vergangenen Woche konnten bereits erste Termine in Schulen und Kindergärten wahr genommen werden, "und inzwischen öffnen sich langsam auch wieder die Altenheime", so die erfahrene Ergotherapeutin, Chefin eines 16-köpfigen Teams mit zwei Standorten am Krusenkamp in Mitte-Ost und an der Horster Straße in Brauck. Aldiek sieht, ganz unabhängig von der Corona-Krise, einen wachsenden Bedarf an physio- oder ergotherapeutischen Behandlungen in der Bevölkerung. "Das spiegelt sich seit geraumer Zeit teils auch in den Termin-Wartelisten wider."
Aldiek: Viele Kinder haben einen Zuwendungsbedarf
Aldiek erläutert: "Die Menschen werden immer älter, Hilfe von Therapeuten steigert die Lebensqualität, insbesondere nach Schlaganfällen oder bei MS-Patienten." Bei Kindern und Jugendlichen sieht Aldiek einen zunehmenden Zuwendungsbedarf. "Kindern vieler Familien tut es in dieser schnelllebigen, hektischen Welt gut, wenigstens während der Behandlungsdauer von 45 Minuten die gesamte Aufmerksamkeit einer Person zu bekommen."
Tanja Aldiek, in Brauck aufgewachsen, hat ihren Job von der Pieke auf gelernt: Nach dem Abi am Heisenberg-Gymnasium sei ihr klar gewesen, dass sie in einem sozialen Beruf arbeiten wollte, ließ sich an der Gesundheits-Akademie in Recklinghausen ausbilden. Nach zwei Stationen als angestellte Ergotherapeutin in Castrop-Rauxel und Gladbeck macht sie sich schon 2001 selbstständig. Weitere Qualifikationen kamen dazu, unter anderem als ADHS-Coach und neuerdings als Trauma-Pädagogin.
Mit drei Mitarbeitern fing die Praxis Aldiek an
Der Praxisstart erfolgte im Hause Krusenkamp 28 und drei Mitarbeiterinnen. Sechs Jahre später zog sie ins Nebenhaus (Krusenkamp 30), wo sie sich auf 400 Quadratmeter vergrößerte und zwei weitere Mitarbeiter das Team verstärkten. 2011 kam die Filiale an der Stargarder Straße dazu. Das Team wuchs auf sieben Therapeuten an. Und nun ist es in Brauck zu einem Standortwechsel zur Horster Straße 444 ganz im Süden des Stadtteils gekommen, ins umgebaute Ladenlokal des einstigen Fernsehgeschäfts Rogalski, was eine Praxisvergrößerung um 40 auf 160 Quadratmeter mit sich brachte. Inzwischen arbeiten 14 Therapeuten, unterstützt von zwei Sekretärinnen, in ihren zwei Praxen.
"Ich bin Brauckerin durch und durch und wollte auf jeden Fall im Stadtteil bleiben", sagt die 45-Jährige, die sich auch über Jahre im Verein "Braucker Unternehmer-Gemeinschaft" engagierte. Besonders gefreut hat sich die Therapeutin und Firmenchefin, dass ihre Praxis im vergangenen Jahr als "familienfreundliches Unternehmen" ausgezeichnet wurde. Rund 300 Patienten behandeln sie und ihr Team pro Woche an beiden Standorten. Immer öfter ist ihre Behandlung auch als Trauma-Pädagogin gefragt: Vor allem Flüchtlingskinder seien traumatisiert durch die Flucht aus Krisengebieten oder dem Erleben oder Erleiden von Krieg und Gewalt etwa in Syrien.
Ergotherapie: Hilfe für Kinder und Erwachsene
Kinder, so Ergotherapeutin Tanja Aldiek, benötigen oft Hilfe bei Wahrnehmungsstörungen, aber auch bei der Verbesserung der Grob- und Feinmotorik. Aber auch Kinder mit Aufmerksamkeitsstörungen, Verhaltensauffälligkeiten und Lernschwierigkeiten suchen Hilfe in einer Ergotherapie-Praxis.
Erwachsene, so Aldiek, suchen immer häufiger Hilfe beim Ergotherapeuten, wenn es um die Folgen von Schlaganfällen sowie um Parkinson-, MS- oder Rheumaerkrankungen geht.
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