Gladbeck. Die Corona-App hat etwas auf sich warten lassen. Das habe sich aber wohl gelohnt, glauben die meisten derjenigen, die sie schon getestet haben.

Auch wenn im öffentlichen Leben „social distancing“ mittlerweile eine große Rolle spielt, gibt es Menschen in Gladbeck, die sich dem Kontakt mit mehreren Personen nicht immer entziehen können und wollen. Dazu gehört der Bürgermeister der Stadt, Ulrich Roland. Er habe die Corona-Warn-App, so die offizielle Bezeichnung, sofort installiert, berichtet er: „Als öffentliche Person war für mich klar, dass ich mich und andere mit dieser App schützen kann. Außerdem bin ich jemand, der es wissen möchte.“ Die Handhabung sei relativ unkompliziert, hat Roland festgestellt. Nicht zuletzt deshalb plädiere er dafür, dieses Angebot anzunehmen: „Zu unseren Aufgaben gehört ja auch die Information unserer Bürger, deshalb werde ich – wenn dies angebracht ist – für die Corona-App werben.“

Ein wirklich Überzeugter und ein paar hundert Meter entfernt vom Gladbecker Rathaus – in der Musikschule Gladbeck – hat Jazzmusiker und Musikschullehrer Martin Greif seinen Arbeitsplatz. Er halte die Corona App für „datenschutzmäßig konform“, sagt er, habe sie allerdings noch nicht heruntergeladen, was jedoch in Kürze passieren soll. Je mehr sich daran beteiligen, davon ist Greif überzeugt, umso mehr Erkenntnisse werde man gewinnen. Er fürchtet die viel beschworene „zweite Welle“ der Virusinfektion. Da könne die App gute Dienste leisten.

Propst Müller: „Es ist schon fast eine Bürgerpflicht, die App zu nutzen“

„Ich habe mir die App zwei Tage nach ihrer Freigabe heruntergeladen“, sagt Propst André Müller. „Allerdings wird ein sicheres Gefühl erst dann bei mir entstehen, wenn über 60 Prozent der Bevölkerung, die ein Smartphone besitzen, mitmachen und sich die sehr sinnvolle App installieren.“ Ihn habe „die Tatsache etwas befremdet, dass man erst bis zu 24 Stunden später gemeldet bekommt, ob man mit einer positiv getesteten Person längeren Kontakt hatte.“ Dennoch: „Ich empfinde es schon fast als Bürgerpflicht, hier mitzumachen, um mögliche Infektionsketten frühzeitig zu unterbrechen.“

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Susanne Schalz, kreative Künstlerin im Magazin, der ehemaligen Lagerhalle der Zechen- und Hafenbetriebe in Schultendorf, hat einen eher wissenschaftlich orientierten Anspruch an die App. Sie hat sie gerade erst heruntergeladen und erhofft sich im Ergebnis die Entwicklung einer, wie sie sagt „groß angelegten medizinischen Studie“. Schalz wünscht sich Aufschluss über Fragen, wie „wo sind die gefährlichen Stellen, wo die Übertragungsherde?“ Es habe nichts damit zu tun, dass sie sich jetzt sicherer fühle, betont die Künstlerin, „dafür ist mein Respekt vor dem Virus viel zu groß.“

Seniorenbeirat klagt, Ältere nicht über die Corona-App aufklären zu können

Infos für Senioren

Alle zwei Wochen gibt es „SeniOhren-TV“ per Internet. Hier werden aktuelle Informationen verständlich und unterhaltsam in Wohnzimmer und Seniorenheime transportiert. So soll trotz Corona-Krise der Dialog mit den Seniorinnen und Senioren in der Stadt nicht abreißen.

Interessierte finden dort auch Erklärungen zur Funktionsweise der Corona-App. Wo? Auf der Homepage www.seniorenbeirat-gladbeck.de und in der Facebook-Gruppe „Seniorenbeirat/Seniorenberatung“.

Robert Ernst ist als Vorsitzender der Jungen Union (JU) in Gladbeck ein Vertreter der jüngeren Generation. Er habe sich die App „unmittelbar“ heruntergeladen, „weil ich sie für eine gute Sache halte. Allerdings kritisiert er, „dass Handybesitzer von älteren Geräten mit entsprechenden Betriebssystemen außen vor bleiben. Das muss geändert werden.“

„Das war eines der ersten Dinge, die wir gemacht haben“, berichtet Hans Nimphius, stellvertretender Vorsitzender des Seniorenbeirats in Gladbeck. „Was wir vom Beirat vor allem beklagen, ist, dass wir wegen Corona nicht in die Einrichtungen gehen können, um über die App aufzuklären.“ Doch nun ist Abhilfe in Sicht (siehe Info-Box).

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Die Corona-Warn-App auf einem Smartphone. An Rhein und Ruhr wollen sich auch viele Senioren daran beteiligen. Bei technischen Schwierigkeiten greifen sie oft auf Hilfe aus der jüngeren Generation zurück. (Symbolbild)
Von Simon Gerich und Matthias Alfringhaus