Gladbeck. Die Lage in der Emscher-Lippe-Region ist wegen der Corona-Pandemie auf einem historischen Tiefpunkt. Die Firmen legen die Investitionen auf Eis.

Diese Zahlen waren zu erwarten - und sie zeigen schon jetzt, wie folgenschwer die Corona-Pandemie für die Wirtschaft in der Emscher-Lippe-Region ist und in Zukunft sein wird. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Nord-Westfalen hat die Ergebnisse ihrer Konjunkturumfrage aus den Monaten April bis Mitte Mai veröffentlicht - der Präsident der Kammer, Dr. Benedikt Hüffer, sprach von einem "historischen Tiefpunkt" in der wirtschaftlichen Entwicklung der Region. Das bis vor kurzem noch sicher geglaubte Wachstum mit steigenden Steuereinnahmen und zunehmender Beschäftigung habe ein abruptes Ende gefunden.

Demnach bewerten die Unternehmen und Betriebe in der Emscher-Lippe-Region und im Münsterland (Gastronomie und Reisegewerbe waren nicht beteiligt) ihre aktuelle Geschäftslage als "so ungünstig wie noch nie", so Hüffer. 38 Prozent machen schon jetzt schlechte Geschäfte, in der Industrie über 50 Prozent. Eine Ausnahme: Die Bauwirtschaft - hier bewerten 60 Prozent die Lage als gut. Insgesamt sah die Lage zum Jahreswechsel noch ganz anders aus.

Jeder dritte Betrieb erwartet übers Jahr Umsatzrückgänge von bis zu 25 Prozent

„Über das Jahr betrachtet rechnen die meisten Unternehmen mit einem deutlichen Umsatzrückgang“, so IHK-Chef Hüffer weiter. So erwartet jeder dritte Betrieb ein Minus von über zehn bis 25 Prozent. Hüffer sprach auch von einer wirtschaftlichen Dämpfung, die weit über die der Finanzkrise 2008/2009 hinausreiche. Der Grund: "Die aktuelle Entwicklung geht derzeit viel tiefer in alle Zweige der Wirtschaft hinein." Schwer wiegt für den IHK-Präsidenten, „dass die Unternehmen so pessimistisch wie noch nie in die Zukunft blicken“.

Das zentrales Problem sei, so die IHK, der dramatische Nachfragerückgang bei rund 80 Prozent der Firmen, in der Industrie bei rund 90 Prozent. Der Export sei eingebrochen, im ersten Quartal des Jahres seien die Auslandsumsätze um 14,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. 59 Prozent der befragten Unternehmen rechnen mit rückläufigen Auslandsumsätzen.

Der Arbeitsmarkt steht vor einer Bewährungsprobe

Allerdings: Für deutlich mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen ist die derzeitige Lage noch immer "befriedigend" (41 Prozent) und "gut" (21 Prozent). Überraschend sei, dass nur 22 Prozent der Betriebe in der Region Liquiditätsengpässe melden, zwei Prozent sehen sich durch eine Insolvenz gefährdet. "Das spricht für die Krisenfestigkeit unseres heimischen Mittelstandes", ist Hüffer überzeugt. Die Betriebe hätten in der Vergangenheit gut gewirtschaftet.

Die Erwartungen der Unternehmen für die nächsten Monate schlagen voll durch auf ihre Investitionsbereitschaft: Jeder zweite der Betriebe in der Emscher-Lippe-Region, so die IHK, legt die Investitionen auf Eis oder streicht die Budgets zusammen. Auch dem Arbeitsmarkt „droht ein herber Rückschlag“, so die Einschätzung. 38 Prozent der Unternehmen gehen davon aus, Mitarbeiter freistellen zu müssen. Derzeit helfe noch "ungeheuer" das Instrument der Kurzarbeit. Hüffer: „Die eigentliche Bewährungsprobe für den Arbeitsmarkt steht aber noch bevor."

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