Gladbeck. Homophobie in Polen: Die Gladbecker Stadtspitze soll Solidarität mit Lesben und Schwulen gegenüber der polnischen Partnerstadt deutlich machen.

Ein besonderer Brief erreichte kürzlich Ulrich Roland im Gladbecker Rathaus. Geschrieben von Helmut Metzner, Bundesvorstand des Lesben- und Schwulenverbandes Deutschland (LSVD). Ein besorgter Appell, der auch an weitere rund 300 Bürgermeister und Bürgermeisterinnen geschickt wurde, die eine Partnerschaft mit Städten in Polen führen. Mit der Bitte, für die Solidarität mit Lesben und Schwulen einzustehen. Hintergrund sind die zunehmenden homophoben Tendenzen im Nachbarland, die von der Regierungspartei PiS, nationalistischen Gruppen und Teilen der katholischen Kirche geschürt werden.

Weiter verschlechternde Menschenrechtesituation in Polen für Schwule und Lesben

Mit großer Sorge beobachte der Verband die sich weiter verschlechternde Menschenrechtesituation für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transsexuelle, Transgender und Intersexuelle (kurz LSBTI) in Polen, so Metzner. Seit Mitte des Vorjahres würden sich in Polen fünf der 16 Regierungsbezirke (Woiwodschaften) sowie 37 Landkreise und 55 Gemeinden damit rühmen, sogenannte „LSBTI-freie Zone“ zu sein. "Viele weitere Städte haben ebenfalls Erklärungen verabschiedet, in denen LSBTI-Menschen abgewertet werden, mitunter verbrämt unter dem Etikett Schutz der Familienwerte und der polnischen Identität", so der Bundesvorstand.

"Unsere Partenerstadt Wodiszlaw hat sich nach unseren Informationen nicht zu einer LGBTI-freien Zone erklärt. Aufgrund der zurückliegenden Gespräche mit unseren Städtepartnern gehen wir auch nicht davon aus, dass es solche Positionen in unserer Partnerstadt gibt", erklärt Bürgermeister Roland auf Anfrage. Das bestätigt LSVD-Pressesprecher Markus Ulrich. Von polnischen Aktivisten lägen Listen vor, "auf denen die Stadt oder der Kreis Wodzislav weder als Befürworter oder Gegner einer Anti-LSBTI-Resolution auftauchen."

Gladbecker Bürgermeister Roland verurteilt jede Art von Diskriminierung

Ulrich Roland unterstreicht, dass er im Sinne der Bitte des LSVD auch gegenüber den Partnerstädte eine klare Haltung vertritt. "Grundsätzlich gilt, dass wir bei unterschiedlichen Meinungen das Gespräch suchen. Städtepartnerschaften stehen schließlich für Miteinander, Toleranz und Respekt - und dazu gehört es auch, miteinander und nicht übereinander zu sprechen." Der Bürgermeister unterstreicht: "Die Stadt Gladbeck steht für einen demokratischen, offenen und respektvollen Umgang und verurteilt daher jede Art von Diskriminierung aufgrund von Geschlecht, Herkunft, sexueller Orientierung oder Religion."

Ebenso sieht es Friedhelm Horbach, Vorstand des Gladbecker Seniorenbeirats, der eine Kooperation mit der Senioren-Universität in Wodzislav unterhält. "Wir haben bei den Kontakten eine bisher eher liberale Grundhaltung erlebt. Das Thema Homophobie in Polen werde ich bei einem unserem nächsten Treffen ansprechen, das im Frühjahr geplante konnte wegen der Coronakrise ja leider nicht stattfinden."

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