Gladbeck. Wochenlang konnten sich die Mitglieder der Selbsthilfegruppe nicht treffen. Nach der Corona-Zwangspause geht es in Gladbeck nun wieder los.

In den vergangenen Wochen hat Hans Ludwig alles versucht, den Kontakt zu Mitgliedern des Kreuzbundes aufrecht zu halten. Viele Telefonate hat er mit anderen Alkoholabhängigen geführt, um sie auch – oder gerade – in Zeiten der Corona-Pandemie nicht alleine zu lassen. „Ich darf gar nicht daran denken, was passiert wäre, wenn es diese Kontakte nicht gegeben hätte“, sagt Hans Ludwig, der die Pressearbeit beim Kreuzbund übernommen hat und viel Zeit darin investiert, die Gruppe bekannter zu machen. „Ich glaube, wenn uns mehr Betroffene kennen würden, würden auch viel mehr zu uns kommen.“ Genau das ist ab der kommenden Woche wieder möglich. Ab dem 2. Juni geht es mit den Treffen der Alkoholabhängigen weiter. „Das wurde wirklich Zeit.“

Die Info-Gruppe trifft sich bereits am Freitag wieder

Der Kreuzbund gehört als Fachverband zur Caritas. Die Treffen der Gruppen finden daher auch in den Räumen der Caritas an der Bachstraße statt. Die Infogruppe trifft sich bereits wieder ab Freitag, 29. Mai, um 19 Uhr. Interessierte können vorbeikommen.

Kontakt zum Kreuzbund per E-Mail an: mail@Kreuzbund-gladbeck.de. Weitere Informationen zu den Angeboten gibt es auch auf der Homepage: www.kreuzbund-Gladbeck.de.

Neben Telefonaten hat sich Ludwig in den vergangenen Wochen auch mit zwei Mitgliedern aus seiner Gruppe getroffen, um ihnen Unterstützung zu bieten. „Wir waren spazieren – natürlich unter den gebotenen Sicherheitsmaßnahmen.“ Bei einigen sei es nötig, einen engen Kontakt zu halten. Trotz Corona habe es keinen Rückfall in den Gruppen des Kreuzbundes gegeben. „Das ist toll und macht mich auch ein bisschen stolz.“

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Hans Ludwig ist Gruppenleiter beim Kreuzbund und erleichtert, dass die Treffen der Gruppen nun wieder starten können.
Hans Ludwig ist Gruppenleiter beim Kreuzbund und erleichtert, dass die Treffen der Gruppen nun wieder starten können. © Ludwig

Nach dem Tod des Sohnes fing Ludwig das Trinken an

Hans Ludwig ist seit Mitte 2018 dabei. „Zu dem Zeitpunkt habe ich mit meiner eigenen Abhängigkeit aufgehört“, so der Gladbecker. Ärzte hatten einen Tumor in seinem Kopf entdeckt. „Ich hatte die Wahl: weitertrinken und in zwei bis drei Jahren tot sein oder aufhören und die Chance haben, dass die Medikamente wirken und es 90 Jahre zu werden.“ Die Entscheidung fiel dem heute 61-Jährigen leicht. Viel schwerwiegender war hingegen der Grund, der Ludwig erst zum Alkoholiker werden ließ. Sohn Dennis starb mit 22 Jahren an einer Muskelschwunderkrankung. „Danach fing ich das Trinken an.“ Zunächst nur kleine Mengen, zunächst nur heimlich am Abend und auf Dienstreisen. Dann wurde es immer mehr.

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Den Ausstieg aus der Sucht nach der diagnostizierten Krankheit hat Ludwig, der als Buchhalter und Steuerexperte für große Konzerne arbeitete, schnell geschafft. „Es war, als ob ein Schalter umgelegt wurde. Heute laufe ich im Supermarkt problemlos an den Alkohol-Regalen vorbei.“ Um auch anderen Betroffenen helfen zu können, engagiert sich Ludwig seitdem im Kreuzbund. Denn er kenne viele, die Probleme haben, trocken zu bleiben. 90 Mitglieder zählt der Verbund in Gladbeck, die Frauen und Männer treffen sich in sechs Gruppen, darunter eine Info-Gruppe für Interessierte.

Die Menschen, die abhängig sind und zum Kreuzbund kommen, nutzten die Chance der Gruppenangebote nicht, weil sie sonst niemanden haben. „Sie haben tolle Familien und sind glücklich verheiratet. Es ist aber etwas anderes, mit anderen Betroffenen reden zu können. Die wissen, worüber gesprochen wird. Das macht viel aus.“