Gladbeck. Der letzte Teil des “Jahrzehnteprojekts“ Umbau Horster Straße kommt mit Verspätung. Der BUND kritisiert nun die anstehenden Baumfällungen.

Der Umbau und die Neugestaltung der Wiesmannstraße in Brauck - letzter Teil der Sanierung der Horster Straße - gehen verspätet an den Start. Angedacht war der Beginn der 4,7 Millionen Euro teuren Baumaßnahme für dieses Jahr, nun wird es 2021. Auf Grund personeller Engpässe in den vergangenen Wochen aber auch wegen den Corona-Einschränkungen können laut Stadtverwaltung die Ausschreibungen der Arbeiten erst jetzt erfolgen.

Im Herbst sollen aber bereits die notwendigen Baumfällungen als Vorbereitung für den umfangreichen Straßenumbau erfolgen. 39 Bäume auf der Südseite der Wiesmannstraße und im Mittelstreifen müssen entsprechend der Planung gefällt werden. Darüber informierte das Baudezernat bereits im Februar 2018 die Politik, im vergangenen November gab der Bau- und Planungsausschuss dazu, aber auch für die gesamte Ausführungsplanung grünes Licht.

BUND: Die Planung ist nicht "klimaoptimiert"

Nun aber kommt Kritik von der BUND-Ortsgruppe an den geplanten Baumfällungen. Die Maßnahme passe nicht mehr in die Zeit des Klimawandels, heißt es in einer Stellungnahme. Der BUND erinnert daran, dass Gladbeck im Juni 2019 den Klimanotstand ausgerufen und sich verpflichtet habe, alle Maßnahmen auf ihre Klimarelevanz zu prüfen. Die Ortsgruppe bedauert vor allem, dass ältere Bäume mit großem Stammumfang, etwa die Platanen an der Ecke Horster-/Breukerstraße, fallen sollen. Die Bäume seien aber gesund und leisteten einen wichtigen Beitrag zur CO2–Reduzierung, heißt es in der Stellungnahme.

Obwohl Neupflanzungen vorgesehen seien (der BUND befürchtet eine geringere Anzahl) dürfte es "auch in vielen Jahrzehnten nicht gelingen, dass sie die gleiche Menge Kohlendioxid binden können wie der jetzige Baumbestand". Eine Kompensation könne auch deshalb nicht erreicht werden, weil auf der Südseite anstelle der Linden etwa 14 neue Parkplätze geplant seien. Angesichts dieser Planung klinge es wie Hohn, wenn die Verwaltung von „optimierter Durchgrünung“ und einer „klimaoptimierten“ Planung spreche, heißt es wörtlich beim BUND.

Insgesamt werden 87 Bäume neu gepflanzt

Die Stadtverwaltung bleibt bei ihrem Standpunkt, dass die Bäume nicht gehalten werden können, da es sich bei der Neugestaltung der Wiesmannstraße um einen "Komplettumbau" handele. Schon jetzt seien die Quartiere für die Bäume zu klein. Bei einem Umbau könne keine ausreichende Überdeckung des Wurzelwerkes erreicht werden. Insbesondere im Mittelstreifen hätten die Bäume auch höchstens noch eine Lebensdauer von 15 Jahren.

Insgesamt werden 87 neue Bäume gepflanzt, die Gehölze am Straßenrand (dort ist Feldahorn vorgesehen) werden mit einem unterirdischen Bewässerungssystem ausgestattet, so Stadtbaurat Dr. Volker Kreuzer, der darauf hinweist, dass mit der neuen Wiesmannstraße erstmals eine dem Klimawandel angepasste Straße in Gladbeck gebaut werde.

Künftig gibt es auf der Wiesmannstraße pro Richtung nur eine Fahrbahn

Im grünen Mittelstreifen entstehen Entwässerungsmulden und ein unterirdisches Mulden-Rigolen-System, die das Regenwasser speichern können, um bei Trocken- und Hitzephasen die Gehölze (vor allem Platanen), die über den Rigolen neu gepflanzt werden, zu bewässern. Insgesamt 1800 Quadratmeter Fläche werden entsiegelt.

Die Umgestaltung der Wiesmannstraße wird ähnlich wie in den zuvor umgebauten Abschnitten der Horster Straße erfolgen. Die Straße erhält allerdings künftig pro Richtung nur noch eine Fahrspur, der Radverkehr kommt (auf zwei Metern Breite) auf die Straße, am Übergang Horster-/Wiesmannstraße entsteht ein 40 Meter großer Kreisverkehr als attraktives Eingangstor zur Stadt. Beidseits entstehen an den Straßenrändern Parkstreifen.

>>> ADFC kritisierte Pläne schon im Januar

Im Januar kritisierte bereits der örtliche ADFC die im November verabschiedeten Pläne. Ihm ist der Radstreifen auf der Fahrbahn (1,50 Meter und 50 Zentimeter Schutzstreifen) zu klein. Die Kritik ("nicht wirklich sicher") wies der Baurat zurück. Er bezeichnete den Radstreifen als "sehr komfortabel".

Der ADFC fordert den Verzicht auf den geplanten Parkstreifen und stattdessen am besten einen baulich abgegrenzten Fahrradstreifen. Darauf wollte sich Baurat Kreuzer nicht einlassen, höchstens über eine farbliche Markierung und eine durchgezogene Linie als Trennung zur Fahrbahn nachdenken.