Gladbeck. Privatleute dürfen jetzt wieder in Hotels beherbergt werden. Gladbecker Unternehmen bemerken aber noch keine Belebung der schwierigen Situation.

Seit Montag hat das Land das Beherbergungs-Stopp für Hotels weiter gelockert. Auch Privatleute dürfen jetzt wieder ein Zimmer buchen. Doch von der Corona-Entspannung bemerken Gladbecker Hoteliers noch keinen positiven Effekt. Mancher Betrieb kämpft bei angespannter wirtschaftlicher Lage um das Überleben.

Der Umsatz ist drastisch eingebrochen

"Nichts ist mehr so, wie es mal war", sagt Seki Numanovic. Die 18 Zimmer in seinem Gasthaus Alte Post seien "nach wie vor zum Großteil nicht belegt", so der Pächter. Kaum eine Handvoll Handwerker nutzten sein Übernachtungsangebot in der Stadtmitte. Die wirtschaftliche Situation spitze sich trotz Corona-Lockerung weiter zu, denn das zweite wichtige finanzielle Standbein, der Restaurantbetrieb, schwächele ebenfalls weiterhin. "Im gesamten Mai haben wir bislang einen Umsatz von nur 1000 Euro gemacht, soviel wie sonst oft an einem Tag", nennt der Gastronom Zahlen.

Aufgrund der angespannten Lage habe er fast alle der mehr als 30 festangestellten Mitarbeiter entlassen müssen, den Betrieb halte er zurzeit zum Großteil mit Familienangehörigen aufrecht. In der Hoffnung auf steigenden Gästezahlen werde seit dem Wochenbeginn wieder ein Mittagstisch angeboten. "Und wir setzen die Aktionstage wieder mit besonderen Tagesangeboten, etwa Burger oder Pasta, fort". Platz für Gäste gebe es im großen Restaurantbereich reichlich. "Durch die vorgeschriebenen Schutzabstände haben wir nur etwa 30 Plätze verloren und 220 stehen zur Verfügung."

Die Existenz des Betriebes ist bedroht

Bleiben die Gäste aber weiter aus, sieht Seki Numanovic "die Existenz des Betriebes bedroht, denn wir gehen zurzeit doch jeden Tag weiter in die Schulden und meine Rücklagen sind aufgebraucht". Um die Kosten zu drücken, hofft der Gastronom auf Entgegenkommen seines Vermieters, "sollte sich die Lage nicht ändern". Ein Gespräch für Anfang Juni sei dazu bereits geplant. Ändere sich bei den Corona-Beschränkungen aber nichts in Richtung Großveranstaltungen, geht der Hotelier "kaum von besseren Übernachtungszahlen in den kommenden Monaten aus".

Das sieht Wolfgang Reuer vom Rentforter Familienbetrieb Haus Kleimann-Reuer ähnlich. Werden zu den Heimspielen vom FC Schalke keine Zuschauer, oder große Veranstaltungen in der Arena zugelassen, "dann spüren wir das auch bei den Übernachtungszahlen". Seine sonst in dieser Jahreszeit immer gut ausgelasteten zehn Zimmer stehen derzeit leer. Immerhin: "Ein Paar hat für das kommende Wochenende zwei Übernachtungen gebucht, sie besuchen Verwandte in Gladbeck."

Nur eingeschränkter Zimmerservice für die Gäste

Aufgrund der Corona-Schutzverordnung für Beherbergungs-Betriebe müssen sich Hotelgäste aber auf eingeschränkten Service einrichten. Reuer: "Zum Schutz des Personals soll beispielsweise der Zimmer-Service bei kürzeren Belegungen nur nach der Abreise erfolgen. Die Gäste müssen dann selbst ihre Betten machen, oder das WC in Ordnung halten." Die traditionsreiche Vereinsgaststätte belastet wirtschaftlich ebenfalls, dass zurzeit auch die regelmäßigen Treffen und Veranstaltungen von Schützen und Co. nicht stattfinden. "Alles abgesagt wegen Corona, wie auch das Schützenfest selbst", so Reuer. Der Gastronom hofft zumindest auf eine kleine Hotelbelebung, "wenn hoffentlich der Movie-Park in Bottrop Mitte Juni wieder öffnet".

Kurzurlauber, vorrangig auch aus den Niederlanden, die Arrangements für den Freizeitpark oder die Ski-Halle in Bottrop nutzen, sind auch für das Van der Valk Hotel maßgeblich für gute Übernachtungszahlen. Gladbecks größter Hotelbetrieb informiert auf der Homepage die Gäste über die veränderten Abläufe der neuen "1,5-Meter-Gesellschaft" mit erhöhten Hygienemaßnahmen im gesamten Hotel, darunter die engmaschige Desinfizierung öffentlicher Flächen, der Installation von Spuckschutzwänden an der Rezeption, der Bodenmarkierung von Warte- und Aufenthaltsbereichen oder Laufwegen.

Zimmeranfragen laufen im Stadt-Hotel ins Leere

Trotz Corona-Lockerung einziges Lebenszeichen im Stadt-Hotel in der Fußgängerzone ist eine automatische Bandansage bei Anruf. Die coronabedingten Betriebsferien dauerten noch bis zum 25. Mai. Wer dann ein Zimmer buchen möchte, läuft derweil ins Leere. Eine Nachricht könne nicht hinterlassen werden, so die weitere Information vom Band.

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>>>Barometer für Betten-Auslastung

•Schon jetzt ist klar, dass die Corona-Krise die Auslastung der Hotelbetten wohl auch in Gladbeck auf einen Minusrekord sinken lassen wird. Im Jahresbericht 2019 der Landesstatistik rangierte Gladbeck im Städtevergleich Westfalen-Lippe zwar mit 103.004 Übernachtungen auf einem der hintersten Plätze (261 von 263).

•Gelsenkirchen hatte zum Vergleich 363.864 und belegt Rang 87. Was aber trösten mag, dass Gladbeck in Westfalen-Lippe 2018 Primus bei der Bettenbelegung war. Die fünf in der Stadt geöffneten Hotelbetriebe erzielten eine Auslastung der insgesamt 451 Betten von 62,5 Prozent.