Gladbeck. Betriebsferien, Hotelzimmer, die als Büros angeboten werden oder Kurzarbeit: So gehen Hotel-Betreiber in Gladbeck mit der Corona-Krise um.

Mit übermäßig vielen Hotels ist Gladbeck wahrlich nicht bestückt. Und gerade die vergangenen Ostertage wären die erste Hauptsaison des Jahres für die Wenigen gewesen, wenn, ja wenn es nicht das Coronavirus geben würde.

Das Hotel Kleimann-Reuer verfügt über zehn Zimmer

„Normalerweise wären wir um diese Zeit komplett ausgebucht“, bedauert Wolfgang Reuer, Inhaber des Traditionshauses und Hotels Kleimann-Reuer in Alt-Rentfort. So aber habe er von seinen zehn nur „ein paar“ Zimmer vermietet. Er kann sie an einer Hand abzählen: „Da sind die Dachdecker vom Neubau des Heisenberg-Gymnasiums und die Handwerker, die für den Neubau eines Discounters gebraucht werden.“ Sie müssen natürlich die Bescheinigungen ihrer Arbeitgeber dabei haben, um in einem Hotel übernachten zu können, so bestimmen es die Anti-Corona-Regeln.

Die Ausnahme bildet eine ältere Dame, die am 30. März Opfer eines Dachstuhlbrandes in der Wohnanlage der Diakonie an der Josefstraße geworden ist. „Sie hat hier erst einmal ein Dach über dem Kopf und kann sich ihr Essen selbst zuzubereiten“, erklärt Reuer.

Die Hilfe der Landesregierung für Selbstständige hat Reuer bereits beantragt

15 Mitarbeiter beschäftigt der Hotelier und Gastronom in der Regel. Er habe die von der Landesregierung angebotenen Hilfen für Selbstständige beantragt, aber bisher sei noch nichts zurückgekommen: „Was man ausschöpfen kann, haben wir gemacht“. Ansonsten sei das Büro im Hause besetzt, hauptsächlich, um die zahlreichen Stornierungen abzuarbeiten. „Wir haben gut zu tun“, bekräftigt Wolfgang Reuer, „nur verdienen wir nichts dabei“, zumal ja auch Betriebskosten für die leerstehenden Zimmer anfallen: „Mein Sohn schaut immer nach dem Rechten, lässt Wasser durchlaufen, damit sich hier keine Keime bilden.“ Gleichwohl ist es Wolfgang Reuer wichtig, „der Zukunft zuversichtlich entgegen zu blicken.“

Áuf der Homepage vom Hotel van der Valk in Gladbeck werden Hotelzimmer als Büros fürs Homeoffice angeboten.
Áuf der Homepage vom Hotel van der Valk in Gladbeck werden Hotelzimmer als Büros fürs Homeoffice angeboten. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Das Stadt-Hotel an der Hochstraße in der Innenstadt hat offenbar aus der Not eine Tugend gemacht und sich in dieser wenig lukrativen Zeit Betriebsferien verordnet, wie der Anrufbeantworter vermeldet. Das größte Hotel Gladbecks, das Hotel van der Valk an der Bohmertstraße, ist mit Auskünften eher zurückhaltend, wobei es sicherlich für potenzielle Kunden nicht uninteressant wäre, mehr über die Alternativen zu erfahren, die man sich für diese Durststrecke überlegt hat. Auf der Homepage ist folgender Text zu lesen: „Wenn Sie im Homeoffice in den eigenen vier Wänden nicht die nötige Ruhe zum Arbeiten finden, haben wir die ideale Lösung für Sie. Unsere Einzelbüros mit Highspeed-Internet, eigenem Bad und auf Wunsch auch Zimmerservice, bieten Ihnen die optimale Atmosphäre, um effektiv und störungsfrei arbeiten zu können.“ Das wäre doch ein Angebot, auf das die im Homeoffice gestresste, berufstätige Mutter von kleinen Kindern gerne zurückgreifen würde, während ihr Partner zu Hause den Laden schmeißt.

Jovan Gajic vom Jammerkrug denkt positiv: „Wir schaffen das!“

Der Jammerkrug an der Friedrichstraße ist hauptsächlich für sein Restaurant bekannt, verfügt aber auch über vier Doppelzimmer im oberen Stockwerk. Die stehen im Augenblick leer, wie Jovan Gajić bestätigt, aber sein Hauptgeschäft liege ohnehin im Restaurant, von dem aus er einen Lieferservice anbietet. „Ich bin mir sicher: Wir schaffen das“, sagt Gajić.

Wirtschaftsförderung informiert

Wer sich näher über Themen wie Kurzarbeit oder Fördermöglichkeiten für sein Hotelunternehmen informieren möchte, kann sich bei der Wirtschaftsförderung der Stadt Gladbeck unter 02043/ 992319 kundig machen.

Informationen gibt es aber auch im Internet, z.B. beim Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie NRW (Soforthilfen des Bundes und des Landes, Landesbürgschaftsprogramm etc.) unter www.wirtschaft.nrw/corona www.soforthilfe-corona.nrw.de

Einen Ausfall von zehn Prozent durch die Corona Krise befürchtet Anela Numanovic vom Gasthaus Alte Post, zu dem auch ein Hotel mit 18 Zimmern gehört. Er habe noch einige Handwerker, die bei ihm übernachten. Für vier seiner Mitarbeiter hat er Kurzarbeit angemeldet, die übrigen musste er entlassen. „Sie werden aber sofort wieder eingestellt, wenn sich die Situation normalisiert“, fügt er hinzu. Auch er möchte Hotelzimmer als Büroräume anbieten. Im Augenblick hofft er auf seinen Lieferservice, und dass ab Mai wieder der normale Betrieb laufen kann. Die Hoffnung ist groß bei den Gladbecker Hoteliers, dass auch sie bald wieder zur Normalität zurückkehren können. Bis dahin tun sie alles, um sich über Wasser zu halten.