Gladbeck. Gladbeck steht weiter im Fokus der Pandemie, die Erklärungsversuche der Beteiligten bringen wenig Erhellendes. Ein Kommentar.

Man reibt sich immer noch die Augen, wie Gladbeck, anfangs scheinbar unbehelligt vom Coronavirus und offenbar gut vorbereitet, im Vergleich zu den Nachbarstädten zu einem Hotspot der Pandemie werden konnte. Nach wie vor scheint die Corona-Analyse des Kreises dazu unklar, von einer "Verkettung unglücklicher Umstände" zu sprechen, ist zu einfach. Vor allem bleibt der Landrat Belege schuldig, um das St.-Barbara-Hospital per Fingerzeig zum Auslöser vor allem für die Virusausbreitung in dem arg getroffenen Cura-Seniorenheim zu erklären.

So kann man bei einem so aufwühlendem Thema nicht agieren. Dafür steht zu viel auf dem Spiel, mehr fürs Krankenhaus, weniger für den Kreis, der weit weg ist. Allerdings trug auch das Krankenhaus selbst in dieser Woche nicht viel Erhellendes dazu bei, um den dichten Nebel zu heben. Einstweilen kann die Cura-Unternehmensgruppe auf die Behörde und das Krankenhaus verweisen.

Ringen um Aufmerksamkeit

Letztlich geht es nicht um Schuld oder Nicht-Schuld, sondern darum, aus Fehlern zu lernen und Lösungswege zu finden. Denn weder der Kreis noch Gladbeck sind die Pandemie los, auch wenn die ganzen Lockerungen den Eindruck vermitteln. Die Sorgen werden zurückkehren, und dann ist es gut, aus den gewonnenen Erfahrungen effektiv und zielgenau agieren zu können.

Unterdessen hat die Corona-Debatte auch die Kommunalpolitik erreicht. Es mutet schon ein wenig kleinkariert an, wenn sich CDU und SPD streiten, in welchem Ausschuss nun über die Pandemie diskutiert wird. Mit Verlaub: Bei diesem Streit scheint das Thema in den Hintergrund und der Wahlkampf in den Fokus zu geraten. Nur dass sich die desaströsen Corona-Auswirkungen nicht zum Wahlkampf eignen.

Auch das Gezerre der CDU um eine reguläre Ratssitzung ist nicht nachzuvollziehen. Wenn die eigene Landesregierung das so vorschlägt, sollte das Thema doch eigentlich durch sein. Alles andere ist ein Ringen um Aufmerksamkeit.