Gladbeck. In Gladbeck versammelten sich, unter Aufsicht und Auflagen wegen des Coronavirus’, zehn Leute zur Mai-Kundgebung. Eingeladen hatte die MLPD.

Dieses Statement dürfte unumstritten sein: So eine Kundgebung zum 1. Mai wie anno 2020 hat es in Gladbeck noch nie in der 130-jährigen Geschichte des Tags der Arbeit gegeben. Polizeiwagen und das städtische Ordnungsamt mit Chef Gregor Wirgs haben am Marktplatz in der Innenstadt Posten bezogen. Beobachter sprechen von 1:1-Betreuung. Soll heißen: Ebenso viele Sicherheitskräfte wie Demonstranten haben sich am Freitag hier versammelt.

Gladbeck: Die Kundgebungsteilnehmer tragen einen Mundschutz, halten Abstand zu einander

Wobei: Von einer Versammlung kann angesichts der zehn Beteiligten auf dem Platz eigentlich kaum die Rede sein. Polizei und Ordnungsamt behalten im Blick, ob das Grüppchen, das dem Aufruf der MLPD gefolgt ist, sich an die strengen Auflagen in Corona-Zeiten hält. Die Menschen tun es: Sie haben Mund und Nase bedeckt, tragen Handschuhe, stehen auf Stellen, die mit einem Kreuz markiert sind – vorschriftsmäßig in Entfernung zu einander. Flatterband grenzt den Schauplatz der Kundgebung ab. Der Plastikschutz am Mikro wird gewissenhaft gewechselt. In dieser Hinsicht also alles gut.

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Das können die Organisatoren der Kundgebung jedoch bei vielem anderen nicht finden. So sagt Mitorganisator Jörg Weidemann mit Anspielung auf das ursprüngliche Veranstaltungsverbot: „Die meisten von Euch haben mitbekommen, was es für ein Drama war, diese Kundgebung überhaupt durchführen zu dürfen. Angeblich lauern hier riesige Gefahren.“ Und flugs schlägt er eine Brücke zu Beschäftigten, die in der Corona-Krise „einfach weiter produzieren müssen“, zu Flüchtlingen in Lagern.

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Nicht nur der MLPD-Mann, sondern auch seine Damen und Herren Mitstreiter üben harsche Kritik am Krisenmanagement der Regierenden. Moderatorin Nuran Cakmakli fragt, wie denn die Gesundheit der Beschäftigten geschützt werde.

Der Wind lässt das Flatterband sprechen. Hier und da wird eine Fahne geschwenkt, eine einsame Klapper rasselt. Eine Kurzarbeiterin fordert vollen Lohnausgleich, eine Rednerin führt die Verseuchung des Trinkwassers durch die Relikte des Bergbaus an. Umweltschutz, Ebola, der Verkauf von Zechenhäuschen. Die Themen sind vielfältig. Doch das Grüppchen bleibt unter sich.