Gladbeck. Die Friseure in Gladbeck bereiten sich auf einen Kundenansturm nach der Zwangspause vor. Das Coronavirus ändert für Profis und Kundschaft vieles.
Wohl noch nie in jüngerer Zeit waren Gladbecker so heiß darauf wie derzeit, sich mal wieder ordentlich den Kopf waschen zu lassen. Von Profis versteht sich. Auf den Friseur-Besuch mussten die Menschen nämlich wochenlang wegen Betriebsverbotes in der Corona-Krise verzichten. Aber ab dem 4. Mai dürfen Coiffeure wieder zu Kamm und Bürste, Föhn und Farbe etc. greifen. Das geschieht unter strengen Auflagen...
Gladbeck: Die Kunden müssen einen Fragebogen zu ihrem Gesundheitszustand ausfüllen
Trotzdem rennen Strubbelpetras und Herrschaften mit mehr oder minder geglückten Selfmade-Schnitten vielen Salons sprichwörtlich die Türen ein. Betreten verboten! Das gilt zwar noch bis zum Stichtag, doch bei Hairstylisten verstummen die Telefone nicht. „Wir sind für Wochen ausgebucht“, berichtet Intercoiffeur Bernd Hoffmann. Um die vielen Kundenwünsche zu erfüllen, „haben wir den Montag noch dazu genommen“. Von 8 bis 19 Uhr nimmt sich sein achtköpfiges Team am Lützenkamp der Köpfe an. „Wir werden in zweieinhalb Schichten arbeiten“, erklärt Hoffmann. Und er sagt auch: „Wir suchen noch Friseure.“
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Die Auflagen verändern das Geschäft. Bevor die Haarkünstler überhaupt Hand anlegen dürfen, müssen Tollenträger, wilde Mähnenköpfe und Co. ein Informationsblatt ausfüllen – „das ist gesetzlich vorgeschrieben“. Auf dem Zettel steht dann, wann ein Kunde das Geschäft betreten und verlassen hat. Die „Krankheitsabfrage“ verlangt Auskünfte zu Symptomen wie Fieber, Husten und Geschmacksverlust. In der heutigen Zeit eine Selbstverständlichkeit: Ohne Mundschutz kein Griff zu Shampoo und Schere. Kundschaft und Team müssen eine Maske tragen. „Visiere sind nicht erlaubt“, so Hoffmann. Er habe 2500 Einmal-Umhänge bestellt, Baumwoll-Capes werden „auf 60 Grad gewaschen“.
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Und die Wünsche der Gladbecker? „Wir haben einen sehr hohen Kundenanteil mit Haarverlängerungen“, erzählt der Fachmann. Mit einer Genehmigung habe Intercoiffeur Hoffmann während der Zwangspause des Salons Perücken verkauft – und auch die brauchen Pflege. Selbst wenn Menschen oft in den vergangenen Wochen selbst zur Ansatz-Sprühdose gegriffen haben – es gehe nicht nur ums Färben, stellt Hoffmann fest. Die Bedürfnisse seien „querbeet“.
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Was Friseure nicht dürfen
Das Färben von Augenbrauen und Wimpern ist Friseuren nicht erlaubt. Ebenso ist das Bartschneiden verboten. Kerstin Ritter: „Barber dürfen nicht in der kommenden Woche wieder ihre Geschäfte öffnen.“
Ebenso bleiben Wünsche nach Trockenschnitten unerfüllt. Haarewaschen ist ein Muss.
Katja Krischel empfiehlt: „Die Kunden sollten sich ein Buch, eine Zeitschrift und ein Getränk mitbringen.“ Denn auch Service ist gestrichen. Auch wenn der „Cappuccino zum Ritual bei einem Friseurbesuch gehört“.
Das beobachtet auch Kerstin Ritter, die ihr Geschäft am 5. Mai wieder öffnet. Sie hat ebenfalls Termine auf Anruf vergeben, es bleibt noch ein kleiner Spielraum. Die 55-Jährige sagt: „Es kommen sehr viele Herren, die einen Haarschnitt bekommen möchten.“ Figaro, Figaro, hilf’! Wo Mutti und die bessere Hälfte irgendwann geschnipselt haben, da können Profis bestimmt schon mal die Haare zu Berge stehen. Doch Ritter sagt auch: „Es wird viel mit Farbe verlangt.“ Die Zeit für aufwendigere Frisuren, zum Beispiel Aufstecken, sei wegen des Terminplans aktuell ungünstig. Da sie solo arbeite, könne sie maximal zwei Kunden gleichzeitig bedienen.
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Gespannt ist Kollegin Katja Krischel, was dem Team von „Top Hair“ ab 5. Mai in die Finger und unter die Schere kommen wird. Aber sie weiß jetzt schon: „Auf jeden Fall geht’s häufig um Farbe!“ Da neun kreative Köpfe ans Werk gehen werden, „machen wir alles!“ Auch die Umsetzung etwas zeitintensiverer Träume, beispielsweise von einer Dauerwelle („Ein großes Thema!“)“ – sollen möglich sein.
„Wir haben die Abläufe schon etwas eingeübt“, berichtet Krischel, „vorher haben wir uns das Okay beim Ordnungsamt geholt.“ Masken habe sie als Arbeitgeberin für ihr Team bestellt: „Wir haben verschiedene Modelle ausprobiert.“ Außerdem wurden für die Kundschaft Umhänge geordert, die man kochen könne. Eine Mitarbeiterin werde für die Rezeption abgestellt, „so dass die anderen in Ruhe arbeiten können.“ Zwischen Ein- und Ausgang soll eine Abtrennung bestehen. Katja Krischel kann sich schon vorstellen, wie ihr Salon unter Corona-Bedingungen bald aussehen wird: „Ein bisschen wie bei Schönheitschirurgen!“