Gladbeck. Apothekerfamilie Petri konzentriert sich aufs Geschäft im Ärztehaus Butendorf. Die Apotheke im geschlossenen Glückauf-Center lohnt nicht mehr.

Die Glückauf-Apotheke an der Wilhelmstraße, Gladbecks zweitälteste Apotheke und 95 Jahre alt, schließt Ende nächster Woche mit Ablauf des Monats April. Apotheker Tobias Petri zieht die Konsequenzen aus der trostlosen Situation rund um das seit Ende 2017 leerstehende Einkaufszentrum. Auch aus dem Ärztehaus gab es zuletzt Wegzüge. „Es lohnt sich wirtschaftlich einfach nicht mehr“, so der Apotheker, der die Traditionsapotheke 2012 von seinem Vater Ulrich Petri übernommen hatte, und der sich künftig auf seine 2016 eröffnete „Butendorfer Apotheke“ im Ärztehaus an der Horster Straße konzentrieren wird.

Der 38-jährige Apotheker übernimmt die fünf Angestellten aus der Glückauf-Apotheke in sein Team in Butendorf, das fortan 28 Mitarbeiter zählen wird. Petri erwartet durch den geplanten Bau eines zweiten Ärztehauses positive Effekte auf sein Geschäft und hat bereits in einen zweiten „Arm“ seiner computergestützten Medikamentenausgabe investiert. Außerdem plant er im Ärzteneubau das Anmieten von Flächen für Sozialräume und Büros, um in der Apotheke mehr Platz fürs Kundengeschäft zu schaffen.

Ulrich Petri übernahm 1975 die traditionsreiche Glückauf-Apotheke

So sah die alte Glückauf-Apotheke an der Horster Straße aus. Sie war 1925 als zweite Apotheke in Gladbeck eröffnet worden. Ende der 70er Jahre wurde das Haus für das Glückauf-Center abgerissen.
So sah die alte Glückauf-Apotheke an der Horster Straße aus. Sie war 1925 als zweite Apotheke in Gladbeck eröffnet worden. Ende der 70er Jahre wurde das Haus für das Glückauf-Center abgerissen. © WAZ FotoPool | Dirk Bauer

Auch wenn die Situation am Glückauf-Center seit Schließung von Kaufland nicht mehr rosig war, fällt der Familie Petri die Aufgabe der dortigen Apotheke schwer. Zu viele Erinnerungen seien mit der alten Apotheke verbunden, so Senior Ulrich Petri. „Wir waren im Glückauf-Center seit der Eröffnung 1980.“ Und grundsätzlich ist die Verbindung zur Glückauf-Apotheke noch älter: Ulrich Petri (72), gebürtiger Gelsenkirchener, hatte nach seinem Pharmazie-Studium in Münster 26-jährig in der damals schon traditionsreichen Apotheke, die noch an der Horster Straße lag, 1974 seinen beruflichen Weg angefangen. „Damals florierte gegenüber noch das Hotel Koopmann, auch die Janes-Geschäfte erfreuten sich großer Beliebtheit, allerdings hatte Moltke schon zugemacht“, erinnert sich Petri, der ein Jahr später, 1975, die Apotheke übernahm.

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Ursprünglich befand sich die Apotheke an der Horster Straße ungefähr dort, wo heute die Einfahrt zum Parkplatz des Glückauf-Centers ist. Hier – unweit des Eingangs zur Zeche Moltke 1/2 – war sie 1925 von Apotheker Gerken gegründet worden. Es war die zweite Apotheke in der jungen Bergbaustadt. 1956 übernahm Apotheker Schumacher den Betrieb.

Die Glückauf-Apotheke war „planungsverdrängt“ und musste weichen

Blick auf die Horster Straße Mitte der 70er Jahre: Rechts (mit dem besonderen Giebel) das ehemalige Gebäude der Glückauf-Apotheke. Das Haus und die Nachbargebäude verschwanden für das Glückauf-Center.
Blick auf die Horster Straße Mitte der 70er Jahre: Rechts (mit dem besonderen Giebel) das ehemalige Gebäude der Glückauf-Apotheke. Das Haus und die Nachbargebäude verschwanden für das Glückauf-Center. © WAZ FotoPool | Dirk Bauer

Im alten Gebäude konnte Petri nicht lange bleiben: Schon Ende der 70er Jahre wurden Pläne für eine Sanierung des Areals zwischen Horster- und Grabenstraße bekannt. Die Baufirma Braunsteiner verkaufte das innenliegende Gelände, Investor Herms hatte die Idee für ein Geschäftszentrum. „Wir waren planungsverdrängt“, erinnert sich der 72-Jährige noch lebhaft an die Zeit um 1980. Die Glückauf-Apotheke, die während der Bauzeit in einer Baracke einquartiert war, zog ins neue Center, zu dessen Eröffnung 1980 Kanzlergattin Loki Schmidt kam.

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Petri war zunächst ansässig an der Ecke Horster-/Wilhelmstraße, wo zuletzt ein Friseur sein Geschäft hatte. 1989 wechselte er zum heutigen Standort am Center-Haupteingang. Bereut hat er den Wechsel nie. „Das waren glückliche Umstände, direkt neben das Ärztehaus zu kommen.“ Ulrich Petri erlebte in all den Jahren nicht nur einen rasanten Wandel im Apothekerberuf, sondern war eben auch bei einem der bedeutendsten Umstrukturierungsprozesse der Innenstadt dabei: Bei der Neubebauung der Südseite des Marktplatzes. Nun kommt mit der Schließung ein abschließendes Kapitel dazu.

Dem Bergbau eng verbunden

Als „Glückauf“-Apotheke und nahe dem Moltke-Zecheneingang war die Apotheke lange dem Bergbau verbunden, viele Kumpel zählten zu den Kunden. Bei Apotheker Petri senior führte das zu einem bergmännischen Hobby: Er sammelte lange Grubenlampen, mehr als 40 besitzt er, die noch in der Apotheke ausgestellt sind.

Dem Glückauf-Center, 40 Jahre Heimat der Apotheke, fiele seinerzeit auch die Südrandbebauung des Marktes mit ihren Häusern aus der Gründerzeit zum Opfer – sehr umstritten seinerzeit. Nicht nur das Glückauf-Center entstand, sondern auch die Wilhelmstraße wurde neu und vierspurig realisiert.