Gladbeck.
Generationswechsel in der Glückauf-Apotheke: Ulrich Petri, seit 37 Jahren Inhaber der zweitältesten Gladbecker Apotheke, übergibt den Betrieb zum Monatswechsel in jüngere Hände – in die seines Sohnes Tobias Petri.
Ulrich Petri erlebte in all den Jahren nicht nur einen rasanten Wandel im Apothekerberuf, sondern war auch bei einem der bedeutendsten Umstrukturierungsprozesse der Gladbecker Innenstadt dabei: Bei der Neubebauung der Südseite des Marktplatzes. „Wir waren planungsverdrängt“, erinnert sich der 64-Jährige noch lebhaft an die Zeit um 1980.
Ursprünglich befand sich die Glückauf-Apotheke an der Horster Straße, dort, wo heute die Einfahrt zum Parkplatz des Glückauf-Centers ist. Hier – unweit des Eingangs zur Zeche Moltke 1/2 – war sie 1927 von Apotheker Gerken gegründet worden. Es war die zweite Apotheke in der jungen Stadt. 1956 übernahm Apotheker Schumacher den Betrieb.
Als Ulrich Petri, gebürtiger Gelsenkirchener, nach dem Pharmazie-Studium in Münster 26-jährig in der damals schon traditionsreichen Apotheke anfing, florierte gegenüber noch das Hotel Koopmann, auch die Janes-Geschäfte erfreuten sich großer Beliebtheit. „Allerdings hatte Moltke schon zugemacht“, so Petri, der ein Jahr später, 1975, die Apotheke übernahm. Die Kumpel – sie kamen immer sehr zahlreich in die Apotheke. „Das tun sie heute noch,obwohl sie natürlich wenigere werden“, so der scheidende Apotheker, der aus der Nähe zu Zeche und Kumpel ein bergmännisches Hobby entwickelte: Petri sammelt Grubenlampen, mehr als 40 besitzt er, wie seine Kundschaft sehen kann, denn sie sind alle in der Apotheke ausgestellt.
Im alten Gebäude konnte Petri nicht lange bleiben: Schon Ende der 70er Jahre wurden Pläne für eine Sanierung des Areals zwischen Horster- und Grabenstraße bekannt. Die Baufirma Braunsteiner verkaufte das innenliegende Gelände, der Investor Herms hatte die Idee für ein Geschäftszentrum, dem auch die Südrandbebauung des Marktes mit ihren Häusern aus der Gründerzeit zum Opfer fiel – damals sehr umstritten. Nicht nur das Glückauf-Center entstand, sondern auch die Wilhelmstraße wurde neu und vierspurig realisiert.
Die Glückauf-Apotheke, die während der Bauzeit in einer Baracke einquartiert war, zog ins neue Center, zu dessen Eröffnung 1980 Kanzlergattin Loki Schmidt kam. Petri war zunächst an der Ecke Horster-/Wilhelmstraße, wo heute ein Friseur ist. 1989 wechselte er zum heutigen Standort am Center-Haupteingang. Bereut hat er den Wechsel nie. „Das waren glückliche Umstände, direkt neben das Ärztehaus zu kommen.“ 80 % des Umsatzes macht Petri mit rezeptpflichtigen, 20 % mit frei verkäuflichen Medikamenten. Pro Rezept bekommen die Apotheker nur knapp 6 €, „gleich wie teuer das Medikament ist“. Dazu kommen 3 % des Einkaufspreises. „Das ist alles heute ganz streng geregelt“, berichtet Petri.
Überhaupt sei der Wandel im Apotheker-„Handwerk“ enorm. Allein die Logistik: „In drei Stunden ist jedes Medikament da.“ Alle Bestellungen gehen vollautomatisch per PC und Datenfernübertragung raus, „früher mussten wir telefonieren und alles mündlich durchgeben“. Auch das Angebot sehe heute anders aus als 1980: Durch Nachahmerprodukte gibt es mittlerweile 130 000 Medikamente, Petri hat stets 10 000 parat. Eigene Rezepturen bereitet er heutzutage nur noch 15 pro Woche. Explodiert sei die Bürokratie, „jede Krankenkasse zahlt nur für bestimmte Produkte“.
Ab 1. April hat Sohn Tobias Petri die Verantwortung: Der 30-Jährige, der am Ratsgymnasium Abitur machte, studierte Pharmazie in Würzburg. Seit 2007 ist er im väterlichen Betrieb tätig, den er weiterhin mit allen zwölf Mitarbeitern führen wird.