Gladbeck. Der Abwasserentsorger erwartet Belastungen des Kanalnetzes durch Küchenrollen und feuchtes Toilettenpapier. Dadurch könnten Pumpen ausfallen.
Die Emschergenossenschaft befürchtet im Zuge der Corona-Krise enorme Belastungen bei der Abwasserbeseitigung. Die Experten des Verbandes erwarten als Folge der Hortung von Toilettenpapier durch Hamsterkäufe in der nächsten Zeit eine vermehrte Nutzung von Küchenrollen oder von Feuchttüchern durch Menschen, die nicht gehamstert haben und denen das normale Toilettenpapier ausgeht. „Da kommt ein ganz gewaltiges Problem auf uns zu“, so Ilias Abawi, Sprecher der Emschergenossenschaft.
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Denn anders als Toilettenpapier, so Abawi, zersetzen sich Küchenpapier und Feuchttücher nach dem Spülvorgang im Abwasserkanal nicht. „Beim Transport des Abwassers verketten sich die Fasern von Küchenpapier, feuchtem Toilettenpapier, Papiertaschentüchern und anderen Hygieneartikeln sogar zu langen Strängen und bilden sogenannte Verzopfungen, die die Pumpen lahmlegen.“ Das könne zu Ausfällen bei den Pumpen, zu Rückstaus in den Kanälen und schlimmstenfalls sogar zu Überschwemmungen führen.
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Legen sich die Verzopfungen um die Motoren der Pumpe, fällt diese aus
In Gladbeck betreibt die Emschergenossenschaft sechs Pumpwerke wie etwa an der Land-, Feldhauser- oder Roßheidestraße, vier Sonderbauwerke wie Hochwasser- oder Regenrückhaltebecken und rund 16,9 Kilometer Kanäle. Außerdem unterhält der Verband in der Stadt rund 15,3 Kilometer Wasserläufe. „Gefährlich wird es“, so Abawi, „wenn sich die Verzopfungen um die Motoren der Pumpen legen.“ Dann fallen sie aus.
Der schlammige Dreck müsse dann von Mitarbeitern der Emschergenossenschaft per Hand aus den Pumpen entfernt werden – „das ist wirklich keine schöne Arbeit“, so Abawi. Folge: Mitarbeiter der Emschergenossenschaft kontrollieren die Motoren und Pumpen nun bereits häufiger. Was für den Betriebsdienst nicht nur wegen der Hygienegefahren eine Herausforderung sei, denn aus Gründen des Corona-Schutzes arbeiteten die Dienste reduziert und gestaffelt. Das solle Kontakte untereinander vermeiden und Personalreserven vorhalten, um die Abwasserwirtschaft zu gewährleisten.
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Spätestens an der Kläranlage in Bottrop müssen die Stoffe aus dem Abwasser geholt werden
Doch auch wenn die Stoffe den Weg durch die Gladbecker Abwasserkanäle und Pumpen bis zur Kläranlage in Bottrop nahe der B 224 (kurz vor Mündung der Boye in die Emscher) schaffen, ohne eine Verstopfung auszulösen, müssen sie spätestens dort mit Rechen aus dem Abwasser geholt und anschließend entsorgt (verbrannt) werden.
In den Hausmüll entsorgen
Küchenrollen, Feuchttücher, Vliestücher, feuchtes Toilettenpapier, Hygieneartikel und Papiertaschentücher sollen laut Emschergenossenschaft, auch wenn sie auf der Toilette genutzt werden, nach Verwendung im Hausmüll entsorgt werden. Dadurch werden die Abwasserkanäle und die Pumpwerke entlastet. Übrigens nicht nur jetzt zu Corona-Zeiten, sondern zu jeder Zeit.
Auch wenn auf den Verpackungen stehe, das Material sei wasserlöslich, lösten sich die Stoffe nicht kleinteilig genug auf. Solches Papier sei darauf ausgelegt, möglichst reißfest und haltbar zu sein. Das sei bei normalem Toilettenpapier anders – es zersetzt sich sehr leicht.
Die Kosten sind laut Abawi nicht unerheblich und betragen jetzt schon rund eine Million Euro jährlich. „Und sie werden am Ende über den Abwasserpreis von uns allen getragen.“ Übrigens, so der Sprecher des Abwasserunternehmens, kann falsches Papier auch den privaten Hausanschluss verstopfen.