Gladbeck. . Kanalarbeiter müssen das Pumpwerk in Zweckel immer wieder reinigen, da Essensreste oder Windeln in der Toilette entsorgt werden. Die WAZ stieg mit hinab.
Kanalarbeiter Thomas Greulich lässt den Schlauch eines riesigen Spülsaugwagens mit 12.000 Litern Tankinhalt im Abwassersammler des Pumpwerks an der Feldhauser Straße in die Tiefe fahren. Unten steht sein Kollege Michael Bornemann im weißen Schutzanzug und gelben Gummistiefeln an den Füßen bis zu den Knien in dem verdreckten Wasser.
Ein Pumpwerk für 2100 Einwohner
Das Wasser an der Feldhauser Straße kann nicht normal abfließen, sondern muss aufgrund eines natürlichen Gefälles abgepumpt werden.
Rund 2100 Einwohner hängen an dem Pumpwerk, das die Stadt Gladbeck betreibt. Das Einzugsgebiet umfasst etwa 24 Hektar. Zwei Pumpen gehören zu dem Werk, fällt eine aus, übernimmt die andere.
Über den Schlauch zieht Bornemann schließlich den Dreck an, der sich angesammelt hat. Thomas Greulich und Michael Bornemann reinigen an diesem Vormittag gemeinsam mit Azubi Rene Kauls das städtische Abwasserpumpwerk.
Dabei müssen sie gut geschützt sein. Schließlich kommen die Kanalarbeiter im Pumpwerk mit Fäkalien in Berührung. „Die Gesundheit ist das wichtigste“, sagt Kanalmeister Alfred Schäfer. Jeder der Mitarbeiter ist daher auch gegen Hepatitis A und B geimpft. In den Spülsaugwagen ist zudem ein Waschbecken integriert. Nach dem Einsatz können die Arbeiter dort ihre Hände waschen, auch Desinfektionsmittel steht stets bereit.
Etliche Fettklumpen treiben im Wasser
Immer wieder muss das Pumpwerk an der Feldhauser Straße in Zweckel aufwendig gereinigt werden. Denn: Immer wieder verstopft es durch in die Toilette geworfene Reinigungstücher, Fette und Hygieneartikel. Wattestäbchen, Windeln und Damenbinden schwimmen auch nun wieder in dem Wasser, ziehen einen gräulichen Film darüber. Etliche Fettklumpen, entstanden durch Essensreste, treiben in dem Becken umher. „Die Verstopfung macht die Wartung sehr aufwendig“, sagt Katja Rengers, Abteilungsleiterin der städtischen Unterhaltung Entwässerungsanlagen.
Jede Woche kontrollieren ihre Mitarbeiter das Pumpwerk und reinigen es etwa alle vier Wochen. „Seitdem es Feuchttücher gibt, ist die immer wiederkehrende Verstopfung ein großes Problem“, beobachtet Rengers.
Sieben Pumpwerke in der Stadt Gladbeck
Sieben Pumpwerke gibt es in der Stadt Gladeck, dass diese immer wieder durch Feuchttücher verstopfen, kommt an zwei Standorten vor: An der Winkelstraße und eben an der Feldhauser Straße. „Woran es liegt, dass es nur an diesen beiden Stellen ist, wissen wir nicht.“
Oft seien es Pflegekräfte oder Erzieher in Kindergärten, die etwa Feuchttücher häufig über die Toilette entsorgen würden. Doch das sind nur Vermutungen, wieso die Verstopfungen besonders an den genannten Pumpwerken auftreten. Das Problem: „Die Feuchttücher sind reißfest und lösen sich nicht wie Papier im Wasser auf“, erklärt Katja Rengers.
Die Reinigung dauert etwa einen halben Tag
Ein halber Tag ist für die Reinigung des Pumpwerks eingeplant. Mit einer Schaufel kratzt Michael Bornemann inzwischen an den Wänden des Pumpwerks die letzten Fett-Rückstände ab. Mit einem Wasserschlauch spritzt er noch einmal alles sauber. Den Schieber zum Rückhaltebecken hat Bornemann zuvor geschlossen. Nun kann er ihn wieder öffnen.
Auch das Rückhaltebecken gleich neben dem Pumpwerk müssen die Kanalarbeiter regelmäßig säubern. Das Becken dient als Puffer für die Pumpen, um einen Rückstau des Wassers ins Kanalnetz zu verhindern. Regnet es stark, schafft das Pumpwerk die Menge an Wasser nicht, es staut sich dann im Rückhaltebecken und kann auch mal bis zur Decke mit einer Höhe von drei Metern volllaufen. Rund 300 Kubikmeter Wasser fasst das Becken. Am weißen Schutzanzug tragen die Kanalmitarbeiter ein Gaswarngerät, denn dort unten können schnell gefährliche Gase wie etwa Schwefelwasserstoff entstehen.
Eine Fettkante zeigt üblichen Wasserstand an
Auch rauchen ist dort wegen der Explosionsgefahr nicht erlaubt. Über ein Rohr muss das Becken kontinuierlich belüftet werden, da sich sonst Gase entwickeln und das Wasser zu faulen beginnen könnte. Auch hier ist an den Wänden ein weißer Streifen zu sehen. „Die Fettkante zeigt an, bis wohin das Wasser in der Regel steht“, weiß Schäfer.
Immer mindestens zu dritt müssen die Kanalarbeiter sein. Während zwei im Pumpwerk oder im Rückhaltebecken reinigen, steht ein Kollege oben, um die Werte zu messen und bei drohender Gefahr die anderen beiden wieder ans Tageslicht zu rufen. Nach getaner Arbeit klettern nun Michael Bornemann und Rene Kauls durch den Kanaleinstieg wieder nach oben. Bis zur nächsten Verstopfung im Pumpwerk.