Gladbeck. 1200 Betriebe im Kreis Recklinghausen sind von Kurzarbeit betroffen. Auch in Gladbeck mussten einige Betriebe die staatliche Hilfe beantragen.
Die Auswirkungen der Corona-Krise machen sich auch auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar. Laut Agentur für Arbeit haben bis vergangenen Freitag 1200 Betriebe im Kreis Kurzarbeitergeld beantragt. Auch in Gladbeck mussten einige Betriebe schon auf die staatliche Hilfe setzen.
Unter ihnen Gastronom Jovan Gajic. Der Inhaber des Restaurants Jammerkrug hat für acht seiner Mitarbeiter in der vergangenen Woche Kurzarbeitergeld beantragt. „Leider musste ich sie nach Hause schicken“, sagt er. Mit seiner Familie versucht er nun das Restaurant aufrecht zu halten, indem er einen Lieferdienst für seine Speisen anbietet.
Keine leichte Situation für die Beschäftigten
Auch Katja Krischel, Inhaberin des Friseursalons Top Hair, musste schließen und daher auch Kurzarbeitergeld für die Beschäftigten beantragen. „Jetzt warten wir nur noch auf die Genehmigung.“ Vorteil für sie und ihre Mitarbeiter sei gewesen, dass sie rund zwei Drittel des Monats März noch arbeiten konnten. „Ab April wird es eng, wenn der Umsatz dann komplett wegbrechen würde.“ Viel denkt sie im Moment an ihre zehn Beschäftigten. „Das ist keine leichte Situation, denn Kurzarbeit bedeutet ja weniger Geld.“
Bei Ineos Phenol ist Kurzarbeit indes noch kein Thema. „Wir brauchen unsere Mannschaft, um die Anlagen am Laufen zu halten“, sagt Geschäftsführer Benie Marotz. Er wisse aber auch, dass sich die Situation jederzeit ändern könne.
VGW bündelt Hilfsangebote von Bund und Land auf seiner Homepage
Wie viele Betriebe insgesamt betroffen sind und Kurzarbeit anmelden mussten, lässt sich nicht ermitteln: Zahlen speziell für Gladbeck konnte die Arbeitsagentur nicht nennen. Auch der Verein zur Förderung der Gladbecker Wirtschaft (VGW) hat keinen Überblick über die Situation seiner Mitglieder. „Wir haben bewusst auf eine Umfrage unter den Betrieben verzichtet, da sie im Moment genug mit sich selbst zu tun haben“, sagt Geschäftsführerin Elisabeth Kolberg. Auf seiner Internetseite hat der Verein Hilfen von Bund und Land aufgelistet, über die sich die Mitglieder dort gezielt auf einen Blick informieren können.
Anfragen und Anzeigen von Unternehmen im Vest stiegen ab Monatsmitte bei der Arbeitsagentur immens an. Mit der Anzeige von Kurzarbeit versuchten Betriebe, ihre Beschäftigten im Unternehmen zu halten und vor Arbeitslosigkeit zu bewahren, so die Arbeitsagentur. „Deshalb ist es gut, dass viele jetzt davon Gebrauch machen“, betont Agenturchef Frank Benölken.
In der Wirtschaftskrise haben 680 Betriebe Kurzarbeit angemeldet
Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2009, also während der Wirtschafts- und Finanzkrise mit dem Höhepunkt der Nutzung von Kurzarbeitergeld im Mai 2009, zeigten knapp 680 Betriebe für fast 9100 Menschen im Kreis Recklinghausen Kurzarbeit an. Diese Marke scheine jetzt schon überschritten. Aber: „Derzeit laufen die Anzeigen auf Kurzarbeit auf verschiedenen Kanälen bei uns auf, teilweise doppelt und dreifach. Erst, wenn wir diese Ungenauigkeiten bereinigt haben, werden wir ein schärferes Bild erhalten. Die aktuellen Werte verstehen wir lediglich als ersten Indikator“, so Benölken. Er betont: „Kurzarbeitergeld ist eine Pflichtleistung. Wer einen Anspruch hat, erhält die Leistung. Ohne Wenn und Aber.“ Zur Unterstützung werden die zuständigen Teams innerhalb der Arbeitsagentur massiv verstärkt und Personal umgesetzt. Die Verfahren werden so einfach und unbürokratisch wie möglich angewandt, um den Betrieben schnell zu helfen, verspricht die Arbeitsagentur.
An den Auswirkungen der Krise auf den Arbeitsmarkt bestehe kein Zweifel, so Benölken. „Corona wird den Arbeitsmarkt auch bei uns schwer treffen und zu steigender Arbeitslosigkeit und sinkender Beschäftigung führen. Entscheidend für das Ausmaß wird sein, wie lange der derzeitige Stillstand andauern wird. Können wir in den nächsten sechs bis acht Wochen zur Normalität zurückkehren, rechnen wir ab der zweiten Jahreshälfte mit einer Entspannung und sinkender Arbeitslosigkeit. Dann profitieren wir davon, dass der Arbeitsmarkt vor Corona sehr stabil und die Nachfrage nach Arbeitskräften ungebrochen hoch war.“