Gladbeck. Circus Busch sitzt wegen des Coronavirus’ in Gladbeck fest. Weil Einnahmen fehlen, fürchtet der Direktor um die Existenz des Traditionszirkus’.

Eigentlich hatte der Circus Busch aus Berlin den Festplatz nur für ein Gastspiel in der Nachbarstadt bezogen. Dann legten die Beschränkungen rund um das Coronavirus den Betrieb lahm, der Zirkus kann nicht weiterreisen. Somit ist der Platz an der Ecke Horster-/Bergmannstraße vorübergehend das Zuhause von 17 Mitgliedern der Zirkusfamilie rund um Direktor Hardy Scholl. Beinahe hätten sie ihr Quartier jedoch räumen müssen, die Stadt verlängerte die Standgenehmigung dann aber bis Ende April.

„Wir haben keinen festen Wohnsitz, sondern sind eigentlich immer unterwegs. Mit unseren Wagen können wir auch nicht einfach irgendwo parken, schließlich brauchen wir Anschlüsse für Wasser und Strom“, erklärt Scholl die Situation. Bis zum 28. März galt der Vertrag zwischen dem Zirkus und dem ZBG, der als Unternehmen der Stadt für die Vermietung zuständig ist.

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Der Zirkus kann nun bis zum 30. April in Gladbeck bleiben

Weil der Zirkus eine Verlängerung der Standgenehmigung erst kurz vor Ende des Mietvertrags beantragte, drohte zunächst die Räumung durch den ZBG. „Über den Verband Deutscher Circusunternehmen ist das Problem dann an die Stadt herangetragen worden“, erläutert Stadtsprecher David Hennig. Nach der Vermittlung durch den Dachverband am vergangenen Wochenende und einem Appell direkt an die Stadt wurde die Lage neu bewertet. Am Montag entschied die Stadt dann: Der Zirkus kann bis zum 30. April auf dem Festplatz bleiben. „In einer Situation wie dieser schicken wir den Zirkus nicht weg“, versichert Hennig. Das gebe der Zirkusfamilie nicht nur eine Bleibe für die kommenden Wochen, sondern auch die Möglichkeit, finanzielle Hilfen beim Jobcenter zu beantragen, erklärt er weiter.

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Scholl hofft auch auf Hilfe der Bürger

Wie viele Kulturschaffende hofft auch der Circus Busch auf die Unterstützung einzelner Bürger. „Einige Leute, die von unserer Situation gehört haben, sind auf uns zugekommen und haben etwa Futter für die Tiere vorbeigebracht oder in ihrem Umfeld für uns Spenden gesammelt“, freut sich Direktor Hardy Scholl.

Leider sei das bisher nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, so dass der Zirkus ein Crowdfunding auf der Plattform betterplace.me eingerichtet hat. Informationen gibt es auf der Facebook-Seite des Zirkus oder unter busch-berlin.com.

Für Scholl ist das eine Erleichterung, dennoch plagen ihn große Sorgen: Bisher lebt der Zirkus von Erspartem, die Reserven sind allerdings schnell aufgebraucht und neue Einnahmen durch das Publikum fallen bis auf Weiteres weg. „Andere Unternehmen können noch auf Sparflamme weiterarbeiten oder ihr Angebot anpassen. Das funktioniert bei uns leider nicht“, erklärt der Direktor.

Die Tiere sind vorübergehend bei einem Zirkus in Kalkar untergebracht

Ob sich die laufenden Kosten durch die staatlichen Finanzspritzen decken lassen, sei nicht klar. Denn zu der Versorgung der Zirkusfamilie kommt die der Tiere, die vorübergehend bei einem Zirkus in Kalkar unterkommen. „Allein für das Futter brauchen wir täglich etwa 150 Euro. Ohne finanzielle Hilfen schaffen wir es nicht über die Runden“, beklagt Scholl, der um die Existenz des Traditionsunternehmens fürchtet, aber auch dankbar für jede Unterstützung ist.

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Die meisten Artisten, die den Zirkus für die anstehende Saison unterstützen sollten, sind nach Einstellung des Spielbetriebs abgereist, um etwa ihre Heimatländer vor der Grenzschließung zu erreichen. So kommt es, dass von über 40 Künstlern jetzt 17 in Gladbeck wohnen. Scholl hat in der Mini-Wohnwagensiedlung auf dem Festplatz vor allem seine Großfamilie um sich. „Wir haben Glück im Unglück: in solchen Zeiten halten beim Zirkus alle noch fester zusammen“, freut sich der Zirkusdirektor. Den berühmten Lagerkoller gebe es bisher nicht, „die Kinder fragen aber immer, wann es endlich weitergeht“, berichtet Scholl. Eine Frage, die man sich sicher nicht nur beim Circus Busch stellt.