Gladbeck. Die Felder sind nach dem milden und regenreichen Winter nass - brauchen nun aber Nährstoffe. Die Bauern ziehen eine zufriedene Winterbilanz.

Obwohl es in den vergangenen Wochen und Monaten mild und regenreich war und richtiges Frostwetter fehlte, sind Gladbecks Felder gut über den Winter gekommen. „Wintergetreide und die Grasbestände stehen gut da, auch wenn vor allem der Graswuchs etwas der Zeit voraus ist“, bilanziert Bernd Im Winkel, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Lokalvereins, die Winterphase in der Landwirtschaft. Und was nach dem Trockenjahr 2019 den Regen anbelangt, meint Ortslandwirt Michael Ostrop: „Mit den Niederschlägen können wir zufrieden sein, vorerst sollte es auch erstmal genug sein.“

Die Landwirte hoffen auf ein paar trockene und sonnige Tage, damit sie die erste Düngung des neuen Jahres auf die Äcker bringen können – auch Gülle. Damit hinken sie, so Im Winkel, wegen des Regens ein, zwei Wochen hinterher. Denn die Felder sind, da vielerorts sehr matschig, kaum befahrbar. Andererseits sei die Düngung dringend erforderlich: Erste helle Flächen in den Kulturen zeigten an, dass Nährstoffe fehlen, so Ostrop.

Oberflächig sind haben die Böden ihre Regen-Sättigungsgrenze erreicht

Den Kühen in ihren Ställen machte der regenreiche Winter nichts aus.
Den Kühen in ihren Ställen machte der regenreiche Winter nichts aus. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Oberflächig hätten die Böden, was den Regen anbelange, zur Zeit bereits ihre Sättigungsgrenze erreicht, so Im Winkel. Auf einigen Ackerstellen stehe das Wasser und setze den jungen Pflanzen zu. Insgesamt seien die Böden inzwischen bis zu einer Tiefe von 1,50 Meter wieder gut durchfeuchtet. „So gesehen sind wir, angesichts der zwei zurückliegenden Dürrejahre, ein gutes Stück voran gekommen.“ Aber noch tiefer im Erdreich sehe es offenbar weiterhin noch nicht gut aus.

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Leider habe es im zu Ende gehenden Winter nur einige Tage Frost gegeben, was viel zu wenig war, so Ortslandwirt Ostrop. Damit sei die Vegetationspause für die jungen Pflanzen des Wintergetreides zu kurz ausgefallen. „Eine wirkliche Vegetationspause hat es nicht gegeben.“ Die aber würde benötigt, damit das junge Getreide anschließend Nebentriebe entwickeln zu könne, an denen sich später im Sommer das Korn bildet, erläutert Bernd Im Winkel. Das sei diesmal nicht immer so ausgeprägt gewesen wie üblich.

Auf den Feldern in Gladbeck wird kaum noch Triticale angebaut

Landwirt Bernd Im Winkel sorgt sich um den Milchpreis, der kaum noch die Kosten auf dem Hof auffängt.
Landwirt Bernd Im Winkel sorgt sich um den Milchpreis, der kaum noch die Kosten auf dem Hof auffängt. © FUNKE FotoServices | Heinrich Jung

Vorwiegend werden in Gladbeck Gerste und Weizen angebaut, dazu kommt auf einigen Flächen etwas Roggen. Auf einigen wenigen Äckern wachsen auch Dinkel und „Emma“, eine Urweizenform, gut heran. Triticale, eine Kreuzung aus Weizen und Roggen und vor Jahren ein Hit auf den Feldern, werde kaum noch angebaut, so Ostrop. „Sie ist zu pilzanfällig.“ Und da in den vergangenen Jahren auch die Anwendung entsprechender Pflanzenschutzmittel gesetzlich eingeschränkt wurde, würden viele Landwirte ihre Kulturen überdenken. Im Winkel: „Immer mehr verzichten auf das Ausbringen von Triticale.“

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Ostrop und Im Winkel erwarten, dass es Ende April den ersten Grasschnitt geben wird. Ab dem 15. April wird die Saat für die Rüben gelegt, ab dem 20. April folgt die Aussaat des Mais’. Möglichst in dieser Woche soll das erste Düngen erfolge. „Wir stehen in den Startlöchern“, freut sich Im Winkel auf die neue Landwirtschaftssaison.

Der Milchpreis bereitet Probleme

Getrübt sind die Aussichten der Gladbecker Landwirte, fast durchweg Milchbauern, durch die weiter stagnierenden bis leicht rückläufigen Preise. Derzeit zahlen die Molkereien rund 34 Cent für einen Liter frisch produzierter Milch – ein Preis, der vor Jahren höher lag.

Angesichts der gestiegenen Kosten in den vergangenen drei Jahren – auch wegen der Trockenheit (Zukauf von Saatgut) – werden die Margen im kleiner, klagt der Landwirtschaftliche Lokalverein. Viele kleinere Betriebe stünden auf Messers Schneide.