Gladbeck. Laut Kriminalitätsbericht 2019 stiegen auch die Zahlen für Diebstahlsdelikte. Die Polizei warnt vor „falschen Polizisten“ und anderen Betrügern.
Acht ältere Menschen wurden im Jahr 2019 im Einzugsbereich des Präsidiums Recklinghausen Opfer sogenannter „falscher Polizisten“. Diese Betrüger brachten die Senioren um ihr Vermögen. Bilanz nach Angaben des aktuellen Kriminalitätsberichts für das Jahr 2019: „Dabei entstand ein Gesamtsachschaden von rund 134.000 Euro.“
Gladbeck: Überwiegend Senioren sind Opfer von „falschen Polizisten“ & Co.
„Falsche Polizisten sind immer noch ein Riesenproblem“, so Kriminaldirektor Jürgen Häusler. Der kommissarische Leiter der Direktion Kriminalität stellt fest: „Überwiegend Senioren sind Opfer.“ Allerdings dürfte die Dunkelziffer der Betroffenen hoch sein, denn längst nicht jeder erstattet nach Erfahrung der Polizei Anzeige. Oft sei die Scham groß, dass man auf diese Betrüger hereingefallen sei.
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Täter melden sich per Telefon und geben sich als Polizisten aus. „Guten Abend. Hier ist Polizeihauptkommissar XY von Ihrer Polizeiwache. Sind Sie alleine zuhause? Haben Sie alles gut verschlossen?“ So oder ähnlich beginnen diese Anrufe. Den potenziellen Opfern wird gesagt, eine Einbrecherbande treibe in der Gegend ihr Unwesen. Und die Polizei wolle die Anwohner schützen, indem sie beispielsweise Wertgegenstände der Bürger abhole, um sie „in Sicherheit aufzubewahren“.
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„Die Betrüger lassen sich immer neue Maschen einfallen“, warnt Häusler. Da zählt der „Enkeltrick“ mittlerweile schon als Klassiker. Angebliche Verwandte melden sich per Telefon und bitten um finanzielle Unterstützung, weil sie in einer „finanziellen Notlage“ seien. An Haustüren geben Täter als „Handwerker“ oder „Mitarbeiter von Versorgungsunternehmen“ vor, sie müssten die Wohnräume betreten.
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Der Kriminalitätsbericht 2019 beleuchtet auch die Entwicklung anderer Delikte. So führt die Statistik für Gladbeck 35 Fälle von Raub auf, davon wurden knapp 43 Prozent aufgeklärt. Im Jahr 2018 waren es lediglich 30 Fälle. Aufklärungsquote seinerzeit: 50 Prozent. Trotz dieser Zahlen kommt die Polizeibehörde in Recklinghausen mit Blick auf die Gladbecker Situation zu der Feststellung: „Raub liegt deutlich unter dem Schnitt der vergangenen zehn Jahre.“ Im Jahre 2010 beispielsweise beschäftigten die Ermittler 67 Fälle.
„Gesundes Misstrauen“
Michael Franz, Sprecher im Polizeipräsidium Recklinghausen, rät Bürgern, gegenüber Fremden immer besonders wachsam zu sein – seien es nun unbekannte Anrufer oder Menschen an der Haustür. Ob Handwerker, die unangemeldet Einlass in die Wohnräume begehren, oder angebliche Verwandte, die dringend Geld benötigen, oder Unbekannte, die am Telefon nach persönlichen Daten fragen: „Gesundes Misstrauen ist immer angebracht.“
Mitarbeiter von Betrieben könnten sich ebenso wie Polizeibeamte ausweisen. Eine weitere Möglichkeit, eine Situation zu klären, sei eine telefonische Nachfrage bei den Unternehmen. Michael Franz rät zudem Angehörigen älterer (alleinstehender) Verwandter, diese auf die Gefahr durch Betrüger hinzuweisen. Im Zweifelsfalle solle die Polizei unter der Rufnummer 110 eingeschaltet werden, empfiehlt Michael Franz.
Bei den Diebstahlsdelikten ist ebenfalls ein Anstieg zu verzeichnen, betrachtet man die Jahre 2018 und 2019: und zwar ein Plus von 314 Taten, von 1462 auf 1776. Dennoch sei es der zweitniedrigste Wert in den zurückliegenden zehn Jahren. Die Spitze wurde im Jahre 2011 mit 3163 Fällen erreicht.
Und auch bei der Straßenkriminalität geht die Kurve nach oben. Waren es im Jahre 2018 noch 1055 Taten, gingen 1202 für das Jahr 2019 in die Statistik ein. Aber in diesem Vergleich blickt die Polizeibehörde Recklinghausen ebenfalls auf einen Zehn-Jahres-Zeitraum und zieht daraus den Schluss: „Die Fallzahlen liegen deutlich unter dem Schnitt.“ Die Höchstwerte wurden 2011 (1847) und 2010 (1709) registriert.
Ähnlich das Bild beim Thema Gewaltkriminalität. Dort führt der aktuelle Kriminalitätsbericht einen Anstieg um 25 Delikte auf 158 an: der zweitniedrigste Wert im Überblick für die zurückliegenden zehn Jahre. Fast 78 Prozent wurden aufgeklärt.
Insgesamt gingen für Gladbeck 4225 Taten in die aktuelle Statistik ein, von denen gut 47 Prozent aufgeklärt wurden. Im Vorjahr waren es 3871. Aufklärungsquote: mehr als 53 Prozent.