Gladbeck. Die Kirchenmusikerin Friederike Spangenberg wird Kantorin in St. Lamberti Gladbeck. Die 35-Jährige spielt Orgel, Violine, Cembalo und Klavier.
Die Kirchenmusik in der katholischen Propsteipfarrei St. Lamberti bleibt unter hauptamtlicher Leitung. Friederike Spangenberg wird zum 1. April Nachfolgerin von Konrad Suttmeyer, der nach 39 Jahren Abschied vom Amt des Kantors nehmen wird und sich am Wochenende mit dem bereits ausverkauften „Elias-Konzert“ verabschiedet.
Gladbeck: Musik ist für Friederike Spangenberg etwas zutiefst Emotionales
Für Spangenberg ist Musik eine „Ausdrucksform auf einer anderen Ebene, etwas zutiefst Emotionales.“ Nahezu deckungsgleich bezeichnete der Schriftsteller Leo Graf Tolstoi die Musik als „die Kurzschrift des Gefühls“. Zugang zu dieser „Stenographie der Emotion“ bekam Spangenberg, die vor 35 Jahren in Pittsburgh (USA) das Licht der Welt erblickte und in Berlin aufwuchs, schon recht früh. „Mit sechs Jahren habe ich meinen ersten Klavierunterricht erhalten, vier Jahre später kam die Geige dazu. Schon während der Schulzeit habe ich in verschiedenen Jugendorchestern gespielt,“ blickt sie auf die Anfänge zurück. „Ob Kammermusik in kleinem Rahmen oder im Orchester Teil eines riesigen Klangkörpers zu sein: Mich hat immer fasziniert, mit anderen zu kommunizieren, sich fein miteinander abzustimmen.“ Besonders nachhaltig in Erinnerung geblieben seien auch Auftritte als Violinistin mit dem Jugendorchester des RIAS.
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Relativ spät fiel die Entscheidung, Kirchenmusik zu studieren; kurz vor dem Abitur begann Spangenberg mit der nebenamtlichen C-Ausbildung und mit der Vorbereitung auf die Aufnahmeprüfung fürs Studium der Kirchenmusik, die sie auf Anhieb bestand. „Von Beginn an hat mich die Vielseitigkeit begeistert,“ schwärmt Spangenberg immer noch von ihrem eingeschlagenen Weg.
„Im Dirigierbereich habe ich es mit Menschen zu tun, an der Orgel fasziniert mich der Tastenbereich. Dieses Gesamtbild füllt mich einfach aus.“ Ihr kirchenmusikalisches B-Diplom legte sie an der Universität der Künste in Berlin ab, an der Hochschule für Musik und Theater schlossen sich das Masterstudium Kirchenmusik A und weitere Studien in den Fächern Cembalo und Musiktheorie an.
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„Dynamische Kraft“
Auch Propst André Müller freut sich über die „junge und dynamische Kraft, die zudem eine hervorragende Musikerin ist.“ Sie werde sicherlich „eigene Akzente“ setzen und darüber hinaus „die katholische Kirchenmusik in Gladbeck leiten und koordinieren.“
In der kleinen und feinen Kirche St. Franziskus hängt an der Wand ein schön gestaltetes Bild mit einem Diktum von Bettina von Arnim (1785 - 1859). „Die Berührung zwischen Gott und der Seele ist Musik,“ verfügte die Schriftstellerin und spricht damit auch Friederike Spangenberg aus der Seele: „Besser kann man es nicht auf den Punkt bringen.“
Einer zusätzlichen Herausforderung stellt sie sich, indem sie an der Uni Göttingen bei Professor Dr. Andreas Waczkat promoviert zu dem Thema „Altgriechische Philosophie und arabisch-islamische Vermittlung der europäisch-christlichen Musica“. Musiktheoretisch wie theologisch als „unglaubliche Bereicherung des eigenen Blickwinkels“ empfindet die Musikerin aus und mit Leidenschaft die Tatsache, dass sie als Protestantin jetzt in St. Lamberti und zuvor schon in der St. Marien-Kirche des Zisterzienser-Klosters in Bochum-Stiepel in einer katholischen Pfarrei Chöre leitet und an der Orgel sitzt. Die Metapher von den „großen Fußstapfen“, die Vorgänger Konrad Suttmeyer hinterlassen habe, sei angebracht, „diese Herausforderung nehme ich gerne an.“
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„Ich mag beides, sehe mich gern an der Orgel wie vor den Chören. Ich werde mir so schnell wie möglich in der Pfarrei mit ihren Kirchorten umsehen. Personell ist hier vieles in Bewegung, Kantor Cilleßen wird bald in den Ruhestand gehen. Die ersten Eindrücke hier in Gladbeck sind alle überaus positiv,“ zeigt sich die „Neue“ sehr angetan von ihrem neuen Tätigkeitsbereich. Für sie selbstverständlich ist, ihren Wohnsitz so schnell wie möglich in Gladbeck zu nehmen. Ihr Credo: „Nur vor Ort kann ich Präsenz zeigen.“