Gladbeck. Für Gladbeck erfasste das Polizeipräsidium Recklinghausen im Kriminalitätsbericht 4225 Taten. Das ist der zweitniedrigste Wert seit zehn Jahren.
4225 Straftaten weist der Kriminalitätsbericht 2019 für Gladbeck aus, den das Polizeipräsidium Recklinghausen am Montag vorlegte. Trotz eines Anstiegs um 354 Straftaten im Vergleich zum Vorjahr ist das aber immer noch der zweitniedrigste Wert der vergangenen zehn Jahre. Allerdings: Der Trend im gesamten Bereich der Kreispolizeibehörde ist ein anderer.
Gladbeck: Der Trend läuft anders als im Gesamtbereich der Polizeibehörde Recklinghausen
Sie vermeldet für den Zuständigkeitsbereich (Kreis Recklinghausen und Stadt Bottrop) so wenige Straftaten wie seit fast 40 Jahren nicht. Besonders augenfällig sei der Rückgang der Diebstähle. Ebenso markant aber auch: die Zunahme der Sexualdelikte um mehr als 30 Prozent im Vergleich zum Jahr 2018.
Polizeipräsidentin Zurhausen: „Positive Entwicklung hat sich fortgesetzt“
Im Einzugsbereich der Behörde Recklinghausen wurden in der Statistik 2019 knapp 48.000 Straftaten erfasst. Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen: „Die positive Kriminalitätsentwicklung aus dem Jahr 2018 mit teilweise historischen Tiefständen hat sich auch im vergangenen Jahr fortgesetzt.“ Deutliche Rückgänge an Straftaten bedeute auch, „dass weniger Menschen Opfer einer Straftat geworden sind“. Die Aufklärungsquote lag im Zuständigkeitsbereich bei fast 54 Prozent. Für Gladbeck: gut 47 Prozent.
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Gladbeck galt im Jahr 2018 als „sicherste Stadt im Bezirk“, so Kriminaldirektor Jürgen Häusler. Der kommissarische Leiter der Direktion Kriminalität erklärt: „Die Gesamtkriminalität war in dem Jahr exorbitant niedrig, ein absoluter Ausreißer nach unten.“ Ausschlaggebend sind die Kriminalitätshäufigkeitszahlen – also die Zahl der bekannt gewordenen Fälle, bezogen auf 100.000 Einwohner. „Der Pokal als sicherste Stadt im Bereich des Polizeipräsidiums Recklinghausen geht diesmal an Waltrop“, sagt Häusler.
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Trotz weiter sinkender Fallzahlen beim Wohnungseinbruchdiebstahl gebührt diesem Bereich auch zukünftig besondere Aufmerksamkeit: „Wir werden da bei der Polizeipräsenz nicht nachlassen“, so Häusler. Er appelliert an die Bevölkerung: „Ich möchte sie nochmals ermuntern, sich bei der Fachdienststelle zu den Möglichkeiten des Einbruchschutzes kostenlos beraten zu lassen.“ Immerhin bleiben nach Aussage des Fachmanns fast 50 Prozent im Versuchsstadium. Das führt Häusler einerseits auf verbesserte Vorbeugung, andererseits auf erhöhte Wachsamkeit im Umfeld zurück. Aktionen wie „Riegel vor“ stießen auch in Gladbeck auf großes Interesse. Häusler: „Ich bitte Sie, verdächtige Beobachtungen unverzüglich über 110 zu melden.“
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Unter Einbruchskriminalität fasst die Polizei Wohnungs- und Geschäftseinbrüche zusammen. Insgesamt handelt es sich für das zurückliegende Jahr um 2918 Fälle: „Das entspricht dem Vorjahresniveau.“ Beim Gros (1151 Taten) handele es sich um Wohnungseinbrüche: minus 245 im Vergleich zum Jahr 2018. Die Aufklärungsquote in diesem Bereich sank von 15,5 Prozent auf 8,5 Prozent. Für Gladbeck fallen 124 Fälle in diesen Bereich, geklärt wurden zwölf Taten. Zum Vergleich die Zahlen des Vorjahres: 122 Einbrüche, davon 19 geklärt.
Die gestiegenen Zahlen bei Sexualdelikten begründet der Kriminaldirektor unter anderem damit, dass die Polizei dank „immer besserer Technik das Dunkelfeld im Bereich der Kinderpornografie aufhellen könne“. Außerdem sei eine Sensibilisierung in der Gesellschaft für die Problematik zu beobachten. „Das Anzeigenverhalten, beispielsweise bei häuslicher Gewalt, hat sich verändert“, stellt Häusler fest. Mehr als zwei Drittel der im Zuständigkeitsbereich seien dem Missbrauch von Kindern zuzurechnen – 171 Taten, 73 mehr als im Vorjahr. Die Zahlen für Gladbeck: ein plus von vier Taten, der drittniedrigste Wert in den vergangenen zehn Jahren.
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Zwölf Tötungsdelikte beschäftigten die Polizei Recklinghausen laut Bericht 2019. Dabei blieb es neun Mal beim Versuch, darunter der einzige Fall in Gladbeck: der Angriff Anfang Dezember auf einen Polizeibeamten, den seine Schutzweste rettete.
30 Mal wurden in Gladbeck Messer gezückt
Erstmalig wurden im Kriminalitätsbericht, den die Polizeibehörde Recklinghausen am Montag vorlegte, Zahlen zu Straftaten mit einer Stichwaffe berücksichtigt. Registriert wurden 280 solcher „Messerangriffe“ mit 273 Tatverdächtigen. Kriminaldirektor Jürgen Häusler erläutert: „Eine Tendenz zu benennen, wäre Mutmaßung, da wir keine Vergleichszahlen aus den Vorjahren haben.“ Auf Gladbeck entfielen 30 Fälle. Der kommissarische Leiter der Direktion Kriminalität: „An diesem Wert ist mit Blick auf die Bevölkerungszahl nichts augenfällig.“
Ebenfalls recht neu in die Statistik aufgenommen wurden Widerstand gegen und tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamte sowie gleichstehende Personen. 334 Fälle wurden für das Jahr 2019 erfasst – vier mehr als im Vorjahr. „Lediglich eine Tat konnte nicht aufgeklärt werden“, so die Polizei. Allerdings sei zu beachten, „dass letztlich nur die Fallzahlen der Jahre 2018 und 2019 miteinander verglichen werden können.“
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Häusler stellt fest, dass die Hemmschwelle, das Messer zu zücken, sinke. Er betont, Opfer seien nicht Polizeibeamte, sondern beispielsweise auch Rettungskräfte. Aufgrund einer Gesetzesverschärfung im Jahr 2017 sei nun auch „die Störung der Arbeit von Polizeibeamten, Rettungskräften und Feuerwehrleuten in diesem Deliktbereich enthalten“.