Gladbeck. Landesvorsitzende Mona Neubaur kommt verspätet zum Termin, weil sie im Stau stand. Diskutiert wird auch der umstrittene Ausbau der B224 zur A52.
Viel ist an diesem Abend vom Dinosaurier die Rede, denn es geht unter anderem um eines der politisch umstrittensten Projekte in Gladbeck, den Ausbau der B224 zur A52. Eingeladen haben die Gladbecker Bündnis 90-Grünen zu einer Veranstaltung unter der Überschrift „Verkehrswende und vernetzte Mobilität“ mit ihrer NRW-Landesvorsitzenden Mona Neubaur als Gast.
Das charmante kleine Bistro „Speakeasy“ im Kreativamt ist der Treffpunkt für etwa 20 Interessierte, darunter Mitglieder des Bürgerforums Gladbeck, das seit Jahren – insbesondere im Zusammenhang mit der A52-Diskussion – für eine andere Mobilität kämpft. Der Dinosaurier, das sei die aktuelle Verkehrsplanung des Landes, da die aktuellen Gegebenheiten schlicht ausgeblendet würden, wie Grünen-Sprecherin Ninja Lenz deutlich macht: „Es wird immer noch in alten Mustern gedacht“, konstatiert sie. Die Voraussetzungen für eine sinnvolle Verkehrspolitik hätten sich inzwischen vollkommen verändert: „Wir müssen den Status Quo überwinden.“
Die Verkehrsplanung des Landes NRW sei ein Dinosaurier
Dass neben der A52 auch die Situation in der „fahrradfreundlichen Stadt Gladbeck“ ein wesentliches Thema im Kommunalwahlkampf 2020 sein werde, macht die Fraktionsvorsitzende und Bürgermeisterkandidatin Simone Steffens deutlich: „Man muss einfach bereit sein, neue Wege zu denken“, ist sie überzeugt, die - gerade aus Amsterdam zurückgekehrt - vom dortigen Verkehrskonzept geradezu „geflasht“ sei. Andreas Rullmann, Sprecher der Grünen in Gladbeck, verweist auf ein aktuelles Projekt, das beispielgebend für Gladbeck sein könnte: „In der Weiterführung der B224 läuft in Essen ein Versuch, Tempo 30 für LKWs einzuführen und die ersten Ergebnisse, insbesondere in Hinblick auf die Reduzierung der Stickoxide, sind sehr positiv“, sagt er.
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Die Landesvorsitzende Mona Neubaur kommt verspätet zum Termin, weil sie – wen wundert’s – im Stau stand. Sie wäre gern aus Düsseldorf mit dem Regionalexpress angereist, berichtet sie, der sei jedoch ausgefallen und somit ist sie direkt im Thema. Doch zuvor ergreift Nick Steinbrich von der „Grünen Jugend“ in Gladbeck das Wort: „Ändert Euch!“ ruft er den Älteren zu, „aber lieber steckt ihr wohl den Kopf in den Sand wie der Vogel Strauß. Dabei ist die Zukunft zu einem Jetzt geworden.“ Er erntet viel Beifall für seinen mutigen Auftritt.
Die Grüne-Landeschefin spricht von den Möglichkeiten der Digitalisierung im Verkehr
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Mona Neubaur spricht auf einem anderen Level, das wird sehr schnell klar. Den Gladbeckern geht es konkret um die geplante A52, um den Öffentlichen Personennahverkehr und die Situation des nicht motorisierten Verkehrs, die Fahrradfahrer. Die Landesvorsitzende spricht von E-Movern und den Möglichkeiten der Digitalisierung im Verkehr. Zustimmung erntet sie für ihren Hinweis, Fahrzeuge seien mittlerweile „Stehzeuge“ geworden. Diesen Raum könne man sinnvoller nutzen. Sie plädiert dafür, Investitionen zukunftsorientiert im Sinne des Klimaschutzes zu tätigen: „Das braucht Mut. Wollen wir 2050 Klimaneutralität erreichen, müssen wir uns schon heute auf mögliche Alternativen vorbereiten.“ Ihr Credo: „Vernetzen und teilen.“ Der Anteil der Alleinfahrer im Auto müsse halbiert werden.
In der anschließenden Fragerunde wird es konkret und lokal: Der Regionalverkehr im Ruhrgebiet sei eine Katastrophe, zu unpünktlich und überfüllt. Wolle man die Schiene attraktiver machen, müsse das System vereinheitlicht werden, sagt ein Teilnehmer und verweist darauf, dass es im Ruhrgebiet allein 23 Verkehrsverbünde mit eigenen Tarifen gebe. „Das hat keine Zukunft“, ist er überzeugt. Viele Alternativen zu PKW- und LKW-Verkehr werden an diesem Abend aufgezeigt, doch die für große Teile der Zuhörerschaft wirklich wichtigen Fragen sind erst am Schluss der Veranstaltung relevant. Franz Kruse, als Mitglied der Linken auch im Bürgerforum aktiv, will im Zusammenhang mit der A52 mehr über die Haltung der Grünen zu den strittigen Themen Autobahnkreuz Wittringen oder mögliche Erschließungsstraße zum Gewerbepark Brauck wissen. Doch hier sind die Grünen noch in der Beratungsphase. Weitere Gespräche mit dem Bürgerforum sollen folgen.