Gladbeck. Der Entsorger MineralPlus gewährt der Politik umfassenden Einblick in die Produktion. Die Verarbeitung giftiger Stäube hatte Bürger alarmiert.
Die Sorge um den Umgang mit giftigen Abfällen aus Raffinerien und Müllverbrennungsanlagen führte jetzt zu einer Sondersitzung der Gladbecker Politik. Nahezu die gesamte Stadtspitze um Bürgermeister Roland und Mitglieder von zwei Fachausschüssen – Umwelt- sowie Wirtschaftsförderung- und Grundstücksausschuss – besichtigten den Entsorgungsfachbetrieb MineralPlus. Die Steag-Tochter war im Rahmen des Handels mit giftigem Petrolkoks-Skandals in die Schlagzeilen geraten. Anwohner wie Gewerbetreibende rund um das Werksareal befürchteten Gesundheitsbelastungen durch giftige Emissionen, nachdem die WAZ berichtet hatte, dass am Standort seit Jahrzehnten toxische Verbrennungsstäube aus Müllverbrennungsanlagen (MVA) verarbeitet werden.
„Sorgen, die wir ernst genommen haben“, betonte Bürgermeister Roland, so dass man sich um den Vor-Ort-Termin bemüht habe, um Antworten zu den Sorgen zu erhalten, „denn was am Ende zählt, sind die Fakten.“ Seine Wünsche, „ein gutes, beruhigendes Ergebnis zu erhalten“, sah der Bürgermeister am Ende erfüllt.
Die rund 30 Besucher wurden über vier Info-Stationen durch die Firma geführt
Die MineralPlus-Verantwortlichen um den Vorsitzenden Geschäftsführer Günter Henkel hatten sich gut auf die Besucher vorbereitet: In der Firmenhalle gab es generelle Informationen zur Sicherheit von Anlieferung und Abtransport der zur Versatzbaustoffen aufgemischten MVA-Filterrückstände, mit denen ausschließlich Hohlräume eines Salzbergwerkes im ostdeutschen Staßfurt verfüllt werden (derzeit 120.000 Tonnen/Jahr). Im Labor wurde erklärt, dass die angelieferten Abfallstäube zunächst im Schnellverfahren auf ihre Zulässigkeit analysiert werden, bevor sie in die Silos eingeblasen bzw. dem Verarbeitungsprozess zugeführt werden dürfen. In der Leitwarte wurde den Besuchern der Mischprozess erklärt, um letztlich dann das ratternde Innere der arbeitenden Silo-Mischanlage anzusehen.
Den Gesamtprozess stellte der Geschäftsführer noch einmal in der öffentlichen Sondersitzung vor. Günter Henkel unterstrich, dass die Verarbeitung im komplett geschlossenen und streng sondenüberwachten System erfolge, „mit mehrfach zwischengeschalteten Filtern“. So dass die Abluft aus der Anlage sauberer sei als die normale Umgebungsluft. Der Staubanteil liege bei 0,2 Milligramm pro Kubikmeter ausströmender Anlagenluft – damit deutlich unter dem Grenzwert von 5 Milligramm. Bei den Beschäftigten wie auch bei den ausgeschiedenen Mitarbeitern sei keine Häufung signifikanter Atemwegserkrankungen bekannt. Die gesamte Anlage werde auch behördlich überwacht, die Messprotokolle seien jederzeit abrufbar.
Die Aufsichtsbehörde hat keine Anhaltspunkte für eine Gesundheitsgefährdung gefunden
Das bestätigte Dr. Christel Wies, Abteilungsleiterin Umwelt und Arbeitsschutz bei der Bezirksregierung Münster als Aufsichtsbehörde. „Die letzte unangekündigten Umweltinspektion im September 2017 habe keine Mängel ergeben. Die genehmigungsrechtlichen Vorgaben, die Emissionssituation und die dokumentierten Analysen seien am 22. Januar 2020 erneut detailliert geprüft worden: „Danach ergaben sich keine Anhaltspunkte, dass von der Anlage eine Gesundheitsgefährdung ausgeht.“