Gladbeck. Letzte Klappe für Hans-Christoph Pocha: Der Leiter des Ratsgymnasiums in Gladbeck geht in den Ruhestand. Zum Abschied gab’s eine filmreife Show.

Die Schluss-Szene als Schulleiter am Ratsgymnasium ist im Kasten. Hans-Christoph Pocha wirkte seit dem Jahr 2007 an dieser Schule, übernahm 2013 die Regie. An seinem letzten Arbeitstag, dem 31. Januar, durfte er sich entspannt zurücklehnen und andere machen lassen. So lautete denn auch der Titel für die Abschiedsfeier zu seinen Ehren: „Klappe – die letzte“.

Für Hans-Christoph Pocha produzierte das Ratsgymnasium Gladbeck „Klappe – die letzte“

Der Film, der da in der Aula abging, hatte wahrlich alles zu bieten, was Cineasten-Herzen höher schlagen lässt: witzige Momente, eine Spur Sentimentalität, Musik, Überraschungen und Effekte. Die Produzenten von „Klappe – die letzte“ – Schüler, Lehrer und Eltern – hatten sich mächtig ins Zeug gelegt, um ihrem special guest Pocha samt Besuchern den Abschied mit einer originellen Präsentation zu versüßen. Und man darf es vorwegnehmen: Fantasie, Sorgfalt, gelungene Technik – dafür kann es nur die Note 1 mit Sternchen geben. Es lief wie am Schnürchen.

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Das Ratsgymnasium Gladbeck „schenkte“ ihrem scheidenden Chef Pocha ein originelles Programm zum Abschied.
Das Ratsgymnasium Gladbeck „schenkte“ ihrem scheidenden Chef Pocha ein originelles Programm zum Abschied. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Pocha war hör- und sichtbar gerührt und ergriffen ob der Show, die seine Schützlinge und das Kollegium, Weggefährten und Freunde boten. Er dankte vielen, die ihn bei seiner Tätigkeit unterstützt hatten. „Sie alle haben es mir leicht gemacht“, sagte der scheidende Schulleiter. Das Programm zeige eben, was in der Schule stecke – eine Menge, stellte das Publikum fest.

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Schüler rückten das Geschehen auf der Bühne ins Scheinwerferlicht, regelten den Ton. Wie es sich für eine Erfolgsproduktion gehört, kündigte die Europafanfare den Film an: Jetzt kommt „Ratsvision“ mit allem Zipp und Zapp. Schwarz-weiß flimmerte in Edgar-Wallace-Manier – zu den Film-Melodien von „Der rosarote Panther“ und „Miss Marple“ – ein Detektiv (Thilo Altenhölscher) über die Leinwand. Im Schein einer Taschenlampe geisterte er durchs „Rats“, suchte im Schülerauftrag nach der dunklen Seite des „Direx’“. Doch – da war nichts zu entdecken. Der Clou der Story: Der Detektiv wechselte vom Streifen ins reale Leben, in die Aula.

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Es schien, als wolle dort ein jedes Mitglied in der Rats-Familie Pocha eine Freude machen. Seien es nun die Mitglieder des Schulchores, die mit ihrem Lehrer Zdenko Sojčić an den Tasten „For the longest time“ interpretierten, oder sei es die Elternvertretung. Einige Kollegiumsmitglieder schlüpften sogar in für sie ungewohnte Rollen und brachten ihrem Noch-Chef „Moonriver“ als Ständchen – und das, obwohl Musik eigentlich nicht ihr Fach ist. Sitznachbarn tauschten anerkennende Blicke aus, tosender Beifall war der Lohn für den kleinen Chor. Anna Gosebrink, die mit Julian Winking locker-flockig moderierte, meinte: „Wer hätte gedacht, dass unsere Lehrer so gut singen können?!“

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Im Film, den Schüler am Ratsgymnasium Gladbeck produziert haben, will ein Detektiv die dunklen Seiten von Hans-Christoph Pocha aufspüren.
Im Film, den Schüler am Ratsgymnasium Gladbeck produziert haben, will ein Detektiv die dunklen Seiten von Hans-Christoph Pocha aufspüren. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Überhaupt spielte die Musik eine tragende Rolle im Drehbuch für diese Feier. Katharina Gerlach präsentierte in einem Klavier-Medley unter anderem „Lara’ Theme“ aus „Doktor Schiwago“ und Queen mit Freddie Mercury untermalte die Lichtshow mit „The Show must go on!“. Das Ende vom Lied: knallende Konfetti-Kanonen, die Luftschlangen und Glitter aufs Publikum schossen, unter das sich auch der Erste Beigeordnete Rainer Weichelt und Schulamtsleiterin Bettina Weist gemischt hatten.

Nachfolge

Wer nach Hans-Christoph Pocha die Regie am Ratsgymnasium führen wird, steht noch nicht fest. Bis zur Entscheidung in dieser Besetzungsfrage hat Peter Hogrebe kommissarisch das Sagen in der Schule an der Mittelstraße – zusätzlich zu seiner Aufgabe als Leiter des Heisenberg-Gymnasiums.

Nach Angaben der Bezirksregierung Münster liegen fünf Bewerbungen für Pochas Nachfolge vor. „Zeitnah“ solle ein Entschluss fallen. Ebenfalls vakant ist am Ratsgymnasium der Posten der stellvertretenden Schulleitung.

Klar, dass ein „Goodbye“ eine Gelegenheit für Rückblenden bedeutet. Marcus Voigt und Stephanie Franzen vom Lehrerrat zeigten „Pochahontas II – Reise in eine neue Welt“. Von Comedy über Action bis Science Fiction sei jedes Genre bei der Arbeit des Schulleiters vertreten gewesen: Er als Musicalstar, heroischer Sportler und unerschütterlicher Held in schwierigen Situationen. Als Dankeschön darf der „Superman“ vom Rats zukünftig in einem eigenen Regiestuhl mit Namensaufdruck Platz nehmen.

Michael Schweers war als Dezernent aus Münster angereist. Er und Bürgermeister Ulrich Roland zeichneten von Pocha das Bild eines nachdenklichen, entscheidungssicheren, engagierten Mannes. Und humorvoll sei er. Da dürfte die „letzte Klappe“ doch nach seinem Geschmack gewesen sein.

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Michael Schweers, Dezernent aus Münster, gehört zu den Wegbegleitern des Gladbecker Lehrers Hans-Christoph Pocha.
Michael Schweers, Dezernent aus Münster, gehört zu den Wegbegleitern des Gladbecker Lehrers Hans-Christoph Pocha. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Mit viel Liebe zum Detail brachten die Organisatoren aus der Schulgemeinde die Verabschiedung ihres langjährigen „Regisseurs“ über die Bühne – vom gut organisierten Empfang der Gäste im Entree über Sekt und Häppchen bis zur mottogetreuen Dekoration auf den Stehtischen: Da glitzerten winzige Sternchen sowie stilisierte Mini-Kameras und -Filmspulen neben Popcorn-Schälchen. Ihr Dank für „einen tollen Lehrer“. Der verabschiedete sich mit: „Ich war gerne Lehrer in Gladbeck!“