Gladbeck. Jung und Alt gemeinsam: Die Diakonie plant in Gladbeck auf einem Grundstück eine Kita, eine Wohngruppe für Demenzkranke und eine Tagespflege.

Das Diakonische Werk Gladbeck-Bottrop-Dorsten plant in Brauck ein ganz besonderes Betreuungsangebot. Auf einem Grundstück an der Heringstraße sollen eine Kindertagesstätte mit flexiblen Betreuungszeiten, ein Haus für an Demenz erkrankte Menschen und eine Tagespflege entstehen. Mit dem Projekt „Generation³ im Quartier“ beschäftigte sich jetzt der Planungsausschuss. Und es gab einhelliges Lob von allen politischen Fraktionen.

Das Projekt der Diakonie orientiert sich am Betreuungsbedarf von Familien

Was die Diakonie da plant, orientiert sich ganz eng am Betreuungsbedarf von Familien. Dazu wird bei dem Bauvorhaben auch noch ein umfangreiches Vegetationskonzept umgesetzt. Die Pläne stellte Diakonie-Geschäftsführer Karl-Heinz Kinne gemeinsam mit dem Architekten Jörg Ibach vor. Zwei Neubauten sind auf dem großen grünen Grundstück mit altem Baumbestand geplant.

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Die Kita (in evangelischer Trägerschaft) erhält ein zweigeschossiges Gebäude. 65 bis 80 Jungen und Mädchen sollen hier aufgenommen werden – in drei U3- und einer Ü3-Gruppe. Das Besondere: Die Kita wird montags bis samstags von 6 bis 22 Uhr geöffnet haben. „Das wird aber keine Verwahranstalt“, betonte Kinne. Kein Kind werde länger als zehn Stunden in der Kita bleiben. Man wolle vielmehr mit flexiblen Betreuungszeiten auf unterschiedliche Arbeitszeiten der Eltern reagieren.

Es soll auch die gute Nachbarschaft mit den Anwohnern gepflegt werden

Jung und Alt gemeinsam: Der zweite Neubau soll unter dem Thema „Lebensräume im Quartier“ zwei Wohngruppen mit Demenzkranken ein Zuhause bieten. Das Haus werde so konzipiert, erklärte Jörg Ibach vom Bottroper Architekturbüro VSI, dass die Menschen viel Zeit gemeinsam verbringen und auch ihrem Bewegungsdrang nachkommen können. Und das sowohl in dem großen Garten als auch im Haus. Alle Wohnungen sind zum Garten hin ausgerichtet. Die gute Nachbarschaft mit den Anwohnern soll ebenfalls von Anfang an gepflegt werden: Im WG-Haus soll es einen offenen Raum geben, der auch von den Menschen im Stadtteil genutzt werden kann.

Das WG-Haus erhält ein Staffelgeschoss, in dem die Tagespflege untergebracht ist.
Das WG-Haus erhält ein Staffelgeschoss, in dem die Tagespflege untergebracht ist. © VSI

Ihren Alltag sollen die Bewohner, natürlich unterstützt von Fachkräften, so weit wie möglich selber gestalten, ergänzend gibt es Therapieangebote und eine punktuelle Pflege. Für die Zeit von 22 bis 7 Uhr ist im Haus eine Nachtwache vorgesehen. Ganz bewusst hat sich die Diakonie dagegen entschieden, das Grundstück einzuzäunen. Hecken sollen vielmehr einen natürlichen Zaun für den Gartenbereich bilden, nach vorne zur Heringstraße ist ein offen gestalteter Eingangs- und Zufahrtsbereich sowohl für die Kita als auch für das Wohnprojekt geplant. Der schon vorhandene Fußweg über das Grundstück zum Südpark bleibt erhalten.

Sorge, dass ein Bewohner vielleicht einmal verloren gehen könnte, hat Kinne nicht. In Bottrop, erklärte er, gibt es bereits seit 2016 eine Wohngruppe für Demenzkranke mit dem selben offenen Konzept. „Die Menschen bewegen sich zwar gerne, verlassen aber eigentlich Haus und Gelände nicht. In Bottrop haben wir bislang nur positive Erfahrungen gemacht“, so Kinne. Weggelaufen sei dort noch niemand.

Im Staffelgeschoss ist die Tagespflege mit einer großen Terrasse untergebracht

Auf den zweigeschossigen WG-Bau kommt ein Staffelgeschoss für die Tagespflege, die montags bis freitags von 8 bis 17 Uhr geöffnet sein soll.

70 Arbeitsplätze entstehen

Insgesamt 70 Arbeitsplätze will die Diakonie mit Verwirklichung des Projektes „Generation³ im Quartier“ an der Heringstraße in Brauck schaffen: 30 in der Kita, 30 in der Wohngruppe für Demenzkranke und zehn in der Tagespflege.

Stadtbaurat Dr. Volker Kreuzer sprach von einem „spannenden Projekt“, und auch von der Politik gab es viel Lob für das Angebot. Simone Steffens von den Grünen: „Das passt gut zu den Lebensweisen junger Familien“. Jens Bennarend (SPD) nannte es ein „großartiges Projekt für den Stadtteil“.

Eine große Terrasse ist ebenfalls vorgesehen. Mit diesem Betreuungsangebot sollen pflegende Angehörige entlastet werden. Viel Anerkennung gab es im Planungsausschuss auch für das Vegetationskonzept. Die alten Bäume im hinteren Bereich des Grundstücks bleiben erhalten, nur zur Heringstraße hin müssen einige fallen. Alle Dachflächen werden zudem begrünt. Das, so Kinne, sei ein wichtiges Detail gewesen, das die Stadtverwaltung gleich zu Anfang eingefordert hätte. Lediglich einen Kritikpunkt merkte Dietmar Drosdzol (CDU) an: Im Hinblick auf das Problem der „Elterntaxis“ an Grundschulen erschienen ihm die insgesamt 15 Stellplätze auf dem Gelände, davon lediglich drei vor der Kita, als zu wenig. Doch Kinne entkräftet: „Die Kinder werden ja nicht alle gleichzeitig gebracht“.