Gladbeck. Nach über einem halben Jahrhundert gehen die katholische und die evangelische Telefonseelsorge in Essen zusammen. Im Jahr gibt’s 25.000 Anrufe.

Seit Jahresanfang arbeiten die Evangelische Telefonseelsorge Essen, auch zuständig für Anrufer aus Gladbeck, und ihre katholische Schwester zusammen. Wer die gewohnten Nummern wählt, landet nun bei der Telefonseelsorge Essen. Bundesweit sind längst die allermeisten Telefonseelsorge-Angebote ökumenisch, Essen ist also Nachzügler. Oder wie es die neue Leiterin Elisabeth Hartmann formuliert: „Das Einzigartige ist, dass wir in Essen nach so langer Zeit doch noch zusammenfinden.“ 59 Jahre gab es die katholische Telefonseelsorge, 54 Jahre die evangelische.

Der Zeitpunkt für diesen Schritt bot sich an, nachdem die beiden bisherigen Leiter im Abstand von etwa einem halben Jahr in den Ruhestand gingen. Elisabeth Hartmann arbeitet mit lediglich drei festangestellten Mitarbeiterinnen. Ihr eigentliches Team sind die 133 Ehrenamtlichen, die die Anrufe annehmen, die zuhören, verstehen, Trost spenden, Mut machen und Hilfe vermitteln.

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Wer bei der Telefonseelsorge einsteigen möchte, muss weder Taufschein noch Kirchensteuerbescheid vorlegen

Sie sind bereits 2014 räumlich zusammengerückt, arbeiteten auf einer Etage. „Das war der große Wunsch der Ehrenamtlichen, von denen ohnehin nicht alle die Konfession ihres Trägers hatten.“ Auch ein Muslim gehöre zum Team. Wer sich für die aufwendige Fortbildung zum Telefonseelsorger entscheidet, muss weder Taufschein noch Kirchensteuerbescheid vorlegen, aber einen „spirituellen Anker“ sollte er schon haben, sagt Elisabeth Hartmann.

Der Bedarf für die Hilfe ist groß: Auf jedes Gespräch kämen fünf Anrufer, die nicht durchkommen; die Erreichbarkeit liege bei rund 19 Prozent und solle verbessert werden, sagt Hartmann. „Mancher stellt sich das bei uns vor wie im Callcenter.“ Tatsächlich gebe es nur zwei Leitungen.

Junge Menschen melden sich lieber per Mail oder Whats-App

Junge Menschen greifen oft nicht zum Telefon, die Generation Whats-App melde sich lieber per Chat oder Mail. Ein Bereich, für den man ebenso technik-affine wie sensible Mitarbeiter benötige: „Auf diesem Weg kommen häufiger die härteren Themen wie Gewalt, Missbrauch oder Suizidabsichten, da lastet eine hohe Verantwortung auf den Ehrenamtlichen“, so Hartmann. Die erste Antwort soll der Fragende nach spätestens drei Tagen erhalten, danach bleibt der Ehrenamtliche dran, betreut den anonymen, gesicherten Chat bis zur letzten Nachricht.

Die Telefonseelsorge Essen ist rund um die Uhr zu erreichen unter: und