Gladbeck. Ist ein Haus unbewohnt, oder doch nur vernachlässigt? Eine Liste über verlassene Gebäude gibt es nicht. Die Stadt schreitet erst bei Gefahr ein.
Die Rollos sind immer unten. Efeu und Sträucher ranken ungehindert an der Fassade hoch. Und langsam aber sicher verwandelt sich der Garten in einen undurchdringbaren Urwald. Verlassene Häuser, um die sich manchmal sogar etliche Jahre niemand kümmert, gibt es in jeder Stadt. Und meistens wird man erst auf sie aufmerksam, wenn ihr Zustand sich zum Ärgernis auswächst.
Eine Liste über leerstehende Gebäude führt die Stadt Gladbeck nicht
Wie viele dieser „Dornröschen-Häuser“ es aktuell in Gladbeck gibt, lässt sich nicht genau feststellen. Eine Liste über leerstehende Gebäude führt die Stadtverwaltung nicht.
„So lange die Abgaben für eine Immobilie gezahlt werden, erfahren wir in der Regel auch nichts über sie“, sagt Christiane Schmidt von der städtischen Pressestelle. Die Stadt kontrolliere in solchen Fällen auch nur nach Hinweisen. Das komme aber nicht besonders häufig vor. Auch gebe es keine gesetzliche Pflicht, ein Haus zu bewohnen oder instand zu halten. Christiane Schmidt: „So lange keine Gefährdung von dem Gebäude ausgeht, ist das Privatsache und wir schreiten dann auch nicht ein.“
Und so kann es manchmal auch nur schwer einzuschätzen sein: Ist ein Haus nun wirklich verlassen, oder wird es vielleicht nur nicht mehr richtig gepflegt? An der Feldhauser Straße mitten in Zweckel steht ein weiß geklinkertes Haus, bei dessen Anblick Passanten genau diese Frage stellen können: Die Fassade zur Straße hin ist teilweise zugewuchert. An einem Balkon fehlt ein Stück der Holzverkleidung. Alle Rollos sind geschlossen. Einige scheint man auch gar nicht mehr öffnen zu können, weil das Efeu über sie hinweggewuchert ist. Das Grundstück wirkt ziemlich zugewachsen, nur die Hecke vorne an der Feldhauser Straße scheint vor einiger Zeit geschnitten worden zu sein.
In dem weiß geklinkerten Haus soll sehr zurückgezogen ein älterer Heer gewohnt haben
Viel ist über dieses Dornröschen-Haus nicht in Erfahrung zu bringen. Eine alteingesessene Zweckelerin meint, dort habe sehr zurückgezogen ein älterer Herr gewohnt. Die Wohnung über ihm sei vermietet gewesen. Doch nun stehe das Haus schon seit etlichen Jahren leer. Doch es gibt im Stadtteil auch die Vermutung, dort wohne eventuell sogar noch jemand.
Auch interessant
Für ein wenig öffentliches Interesse hat vor kurzem ein noch gar nicht einmal so lange leerstehende Eck-Wohnhaus an der Wittringer Straße gesorgt. Die CDU hatte bei der Stadtverwaltung nachgefragt, nachdem Anwohner sie auf den Zustand des Hauses aufmerksam gemacht hatten.
Doch hier scheint eine Lösung nahe. Von der Stadtverwaltung war zu erfahren, dass der neue Eigentümer bereits Pläne mit dem Haus hat. Mehr oder weniger unbemerkt blieb hingegen das kleine beigefarbene Haus gleich neben dem Eckgebäude. Das soll bereits seit einigen Jahren leerstehen. Zur Straßenfront hin sind im Erdgeschoss alle Fenster bis auf eines rechts neben dem Eingang blickdicht verschlossen. In der ersten Etage hängen noch Gardinen. Für Passanten könnte sich auch in diesem Fall die Frage stellen, ob das Haus tatsächlich unbewohnt ist. Beschwerden scheint es über diese Immobilie aber noch nicht gegeben zu haben.
Ein Dornröschen-Haus wurde im Mai 2015 zwangsversteigert
Zu einiger Berühmtheit hat es vor einigen Jahren sogar ein schönes altes Wohnhaus an der Feldhauser Straße gegenüber vom Friedhof Mitte gebracht.
Auch interessant
Jahrelang kümmerte sich niemand um das weiße Haus, das zum Schluss fast komplett zugewuchert war. Das Grundstück zu betreten war zum Schluss gar nicht mehr möglich. Zuletzt hatte dort ein alleinstehender Mann gewohnt, der dann aber auch auf einmal verschwunden war – neuer Aufenthaltsort unbekannt. Im Mai 2015 kam es dann zur Zwangsversteigerung. Und heute wissen nur noch wenige Gladbecker, welches der kleinen schmucken Wohnhäuser in der Reihe damals als „Dornröschen-Haus“ einige Zeit für Schlagzeilen gesorgt hat.
Große Schrottimmobilien
Verlassene Wohnhäuser fallen in einem Stadtteil oft kaum auf. Oder es dauert zumindest eine ganze Weile, bis jemand auf sie aufmerksam wird.
Keinesfalls vergleichbar sind sie mit großen Schrottimmobilien im Privatbesitz, wie beispielsweise das alte Möbelhaus Tacke, das gerade abgerissen wird, oder auch die Hochhaus-Ruine Schwechater Straße 38 in Rentfort-Nord. Nicht zu vergessen die Schrottimmobilie Erlenkrug.
Oft vergehen Jahre, bis es in solchen Fällen zu einer Lösung kommt. Für die Anwohner ist das in der Regel ein großes Ärgernis.