Stadt und Awo bedauern den gescheiterten Bau eines Seniorenheims in Gladbeck. Es gibt aber bereits neue Pläne für das Areal. Hier die Details.
Die Lage am grünen Rand von Zweckel – perfekt. Die Konstellation eines Neubauareals, auf dem eine Wohnbebauung und ein Seniorenheim gemeinsam entwickelt und umgesetzt werden sollten: „Das wäre ideal gewesen“, betont Arno Lohmann.
Die Awo habe viel Zeit und Arbeit in das Projekt gesteckt
Auch an Tag zwei nach der plötzlichen Absage der „Schlägel und Eisen Projekt GmbH“, mit der Arbeiterwohlfahrt als Partner ein Seniorenheim auf dem Gelände an der Bohnekampstraße bauen zu wollen, merkt man dem stellvertretenden Geschäftsführer des Awo-Bezirksverbandes die Enttäuschung an.
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„Wir haben zwei Jahre lang sehr viel Zeit und Arbeit in dieses Projekt investiert. Und ja, der Standort ist einfach perfekt“, erklärt Lohmann am Donnerstag gegenüber der WAZ. Die Tatsache, dass der Investor nur wenige Stunden vor einem entscheidenden Termin unter anderem mit der Heimaufsicht das Gespräch abgesagt hat, wertet Lohmann als eine klare Absage an die Zusammenarbeit. Zumal Rolf Klinkhammer als Geschäftsführer der „Schlägel und Eisen Projekt GmbH“ erklärt hatte, dass die Planungen so nicht umsetzbar seien.
Es geht um die Anforderungen der Heimaufsicht
Was der stellvertretende Awo-Geschäftsführer in diesem Zusammenhang klarstellen will: „Es handelt sich nicht um Forderungen an das Bauvorhaben, die wir als Awo gestellt haben.“ Vielmehr seien die Anforderungen der Heimaufsicht an die Pläne ausschlaggebend. Sehe die Aufsichtsbehörde wichtige Kriterien als nicht erfüllt an, gebe es keine Genehmigung zum Betrieb eines Seniorenheimes. „Da geht es zum Beispiel darum, dass nur eine bestimmte Anzahl von Zimmern an der Nordseite des Gebäudes liegen dürfen“, erläutert Lohmann.
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Aus diesem Grund zeigt er sich auch mehr als verwundert über die Aussage Klinkhammers, man sei bereits seit einiger Zeit im Gespräch mit einem anderen Pflegedienstanbieter. „Auch der ist, genau wie wir, an die Vorgaben durch die Heimaufsicht gebunden.“ In Herne, so Lohmann weiter, habe die Awo in etwa zeitgleich mit dem Projekt in Gladbeck, die Pläne für ein neues Seniorenheim umsetzen können. „Zu genau den selben Rahmenbedingungen wie in Gladbeck.“
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Es sei nicht im Interesse der Awo, betont der Geschäftsführer darüber hinaus aber auch, „die Tür jetzt endgültig zuzuschlagen“, sprich also kategorisch alle weiteren Gespräche mit dem Investor abzulehnen. Man wolle aber auch nicht weitere sechs Monate verhandeln. Lohmann: „Was sollte in der Zeit auch passieren?“ Der Investor habe der Umsetzbarkeit ja bereits eine Absage erteilt.
Die Investoren planen nun mit einer Tagespflege
Auch die Stadtverwaltung bedauert die Absage für den Bau eines Awo-Altenpflegeheims. An Stelle des geplanten Altenpflegeheims solle es nach den Vorstellungen der Investoren nun eine Tagespflege geben. „Außerdem prüfen sie, ob über die bisher vorgesehenen 25 öffentlich geförderten Wohnungen hinaus weitere geschaffen werden können“, so die Stadtverwaltung. Hierzu habe es bereits Gespräche zwischen Stadt und Investoren gegeben.
Die Einzelzimmer-Bestimmung
Zur Vorgeschichte erklärt die Stadtverwaltung: Seit 1. August 2018 seien alle Betreiber von Altenpflegeheimen verpflichtet, mindestens 80 % ihrer Plätze als Einzelzimmer anzubieten. Dies hätten in Gladbeck alle Senioreneinrichtungen bis auf zwei aufgrund des mehrjährigen Vorlaufes auch rechtzeitig umgesetzt.
Die Awo habe die Quote in Gladbeck und auch in anderen Städten des Kreises nicht erfüllen können. Nun habe sie die Möglichkeit, im Rahmen einer Pool-Lösung in einer Stadt im Kreis Recklinghausen ein neues Altenpflegeheim mit 80 Plätzen anzubieten.
Seitens der Stadt seien daher im Frühjahr 2018 erste Kontakte zwischen den neuen Eigentümern der Schlägel & Eisen-Siedlung und der Awo vermittelt worden, um dieses Altenpflegeheim in Zweckel zu realisieren. Das sei nun wohl gescheitert.
Die Stadt begrüße diese Lösung. Seit Herbst 2019 sei auch öffentlich bekannt, dass die Verhandlungen zwischen der Awo und den Investoren schwieriger waren, als ursprünglich erwartet. Bis Anfang dieses Jahres sei der Verwaltung aber von beiden Seiten vermittelt worden, dass eine Lösung für die offenen Fragen gefunden werden könnte. Dies sei jetzt offenbar gescheitert.
Die Bauanträge für die geplanten Wohnhäuser mit insgesamt rund 130 Wohneinheiten liegen vor und werden voraussichtlich im Frühjahr genehmigt, heißt es aus der Verwaltung weiter. Derzeit werde zwischen der Stadt und den vom Investor beauftragten Ingenieuren eine Planung für die Neugestaltung der Schlägel-und-Eisen-Straße nach Abschluss der Hochbauarbeiten erarbeitet.