Gladbeck. Die Planungen für ein Altenheim im Gladbecker Norden sind auf Eis gelegt. Wichtige Punkte zwischen Investor und Awo konnten nicht geklärt werden.
Man kann von einem Paukenschlag für das Neubauprojekt auf dem Gelände der ehemaligen Schlägel & Eisen-Siedlung im Gladbecker Norden sprechen. Die Arbeiterwohlfahrt (Awo) teilte am Mittwochnachmittag mit, dass der geplante Neubau eines Awo-Seniorenzentrums auf Eis liege. Der Investor, die Schlägel & Eisen Projekt GmbH, habe den Awo-Bezirksverband Westliches Westfalen am Morgen mit einem Zweizeiler informiert. „Das kam für uns völlig überraschend“, so Geschäftsführer Uwe Hildebrandt.
Seit 2017 führe die Awo mit dem Investor Gespräche über den Neubau, die Planungen seien bereits „sehr weit fortgeschritten“. Für Mittwoch sei ein wichtiges Treffen mit Investor, Awo, Architekten und Vertretern der Heimaufsicht anberaumt gewesen, „um letzte offene Fragen und Details zum Bauvorhaben zu klären“. Und um in einem weiteren Schritt den Bauantrag zu stellen und den Abstimmungsantrag bei der Heimaufsicht einzureichen. „Wir bedauern die Absage sehr“, so Uwe Hildebrandt. Er hätte das Projekt gerne realisiert, so der Geschäftsführer, und bekräftigt: „Wir haben natürlich weiterhin Interesse daran, am Standort Gladbeck ein Seniorenzentrum zu bauen“.
Investor hatte noch auf eine klärenden Gesprächstermin unter Vermittlung der Stadt gesetzt
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Rolf Klinkhammer, Geschäftsführer der Schlägel & Eisen Projekt GmbH, zeigt sich beim Anruf der WAZ vom schnellen Schritt der Awo an die Öffentlichkeit überrascht. Er habe seine Mail noch nicht als endgültige Absage verstanden. „Wir haben den Termin bei der Behörde am Mittwoch abgesagt“, und darauf hingewiesen, dass das Projekt unter den aktuellen Voraussetzungen „wohl nicht klappen wird“. Dabei sei es u.a. um Planungen der Awo gegangen, die nicht umsetzbar scheinen. Man sei aber noch von einem klärenden Gesprächstermin ausgegangen, der unter Vermittlung der Stadt Gladbeck stattfinden sollte. Klinkhammer: „Die Awo war dazu aber offenbar nicht bereit.“
30-Millionen-Euro-Projekt
Der Borkener Projektentwickler hatte das Areal der Schlägel & Eisen-Siedlung im Mai 2018 offiziell übernommen, um endlich einen Schlussstrich unter das Gerangel um eine Neubebauung der zerfallenen „Geistersiedlung“ zu ziehen, an der zuvor einige Investoren mit ihren Plänen gescheitert waren.
Die Planungen für eine aufgelockerte Bebauung erfolgten im Schulterschluss mit der Stadt. Klinkhammer und Co. wollten mit dem Altenpflegeheim, quasi als Anker des 30-Millionen-Euro-Projekts, starten, dem die Wohnbauten auf dem 16.000-Quadratmeter-Areal folgen sollen.
Der Projektentwickler unterstreicht, dass mit dem Schritt der Awo das Gesamtprojekt nicht gefährdet sei. „Wir haben bereits seit einiger Zeit an einer Option gearbeitet und sind im Gespräch mit einem anderen Pflegedienstanbieter“, so Klinkhammer. Dass die Verhandlungen zwischen Investor und Awo nicht ganz reibungslos liefen, hatte die WAZ bereits Mitte September 2019 berichtet. Die ursprüngliche Planung des mehrgeschossigen Baus für 80 Bewohner war verändert worden und immer wieder Detailfragen zu klären, so dass der zunächst schon auf den Spätsommer 2019 verschobene Baustart auf dieses Frühjahr verlegt worden war.
Die übrigen Planungen der Wohnbebauung sollen von der aktuellen Entwicklung nicht betroffen sein
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Die übrigen Planungen auf dem Areal seien „von der aktuellen Entwicklung nicht betroffen“, sagt Rolf Klinkhammer. Denn auf dem Baugebiet der einstigen, verfallenen „Geistersiedlung“, soll bekanntlich neues Leben auch über Wohnbebauung einziehen. Sieben unterschiedlich große Baukörper als Mehrfamilienhäuser sind geplant, mit insgesamt 120 Eigentums- und Mietwohnungen, davon 33 sozial gefördert. „Die Bauanträge für die ersten Wohnhäuser liegen der Stadt vor und sind im Genehmigungsverfahren bereits weit vorangeschritten“, sagt Volker Kreuzer. Der Baurat bedauert die Entwicklung. Man müsse das Pflegeheim aber als ein Modul im Gesamtprojekt bewerten, „so dass ich die grundsätzliche Entwicklung des Areals nicht gefährdet sehe“, so Kreuzer.
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„Völlig überrascht“ und „eher unglücklich“ über den aktuellen Sachstand ist Sozialdezernent Rainer Weichelt: „Für den Standort wäre ein Seniorenzentrum gut gewesen“. Die Stadtverwaltung habe sich als Partner so weit wie möglich in die Verhandlungen eingebracht und die Pläne unterstützt. Wichtig bleibe aber auch, so der Erste Beigeordneter, „dass sozial geförderter Wohnraum im Stadtnorden wie geplant entsteht“.
Sowohl die Awo als auch die Schlägel & Eisen Projekt GmbH kündigten gegenüber der WAZ weitere Mitteilungen zu dem Thema an.