Gladbeck. Nicht nur Prominente durften sich in Gladbecks Goldenes Buch eintragen. Die Unterschriften belegen lokale Historie am Rande der Weltgeschichte.

Den Kindern wird erzählt, dass der Weihnachtsmann ein großes goldenes Buch hat, in dem die Taten eines jeden Menschen eingetragen werden – so dass nichts vergessen ist. Ulrich Roland ist zwar nicht der Weihnachtsmann, aber als erster Bürger der Stadt hat er auch ein besonderes Buch in Obhut. Ein Nachschlagewerk, in dem viele Einträge zu finden sind, die besondere Momente am Rande der Gladbecker Chronik unvergessen machen: Das Goldene Buch der Stadt, in das sich prominente, aber auch ganz gewöhnliche Besucher eintragen durften.

Nach dem Gewinn der Fußball-WM 2014 durfte sich Nationalspieler Julian Draxler ins Goldene Buch der Stadt eintragen.
Nach dem Gewinn der Fußball-WM 2014 durfte sich Nationalspieler Julian Draxler ins Goldene Buch der Stadt eintragen. © WAZ FotoPool | Heinrich Jung

Genau genommen sind es ja schon drei dieser besonderen Bücher, in die sich Besucher seit dem Ende des Weltkrieges eintragen durften. „Hier, 1951“, zeigt der Bürgermeister, „das ist der älteste Eintrag. Eine Unterschrift von Michael Keller, damaliger Bischof von Münster. Vielleicht war er auf wichtiger Mission im Revier, denn Keller gilt als treibende Kraft für die Bildung des Ruhrbistums, das dann 1958 gegründet wurde.

Eine Schülergruppe aus Birmingham durfte sich 1952 eintragen

„Eine Schülergruppe aus Birmingham war 1952 zu Besuch“, zeigt der Bürgermeister. Einige Einträge ähnlicher Gruppen sind in den Folgejahren zu finden. Dies verdeutliche, sagt Roland, „dass nach dem schrecklichen Krieg auch in besonderer Weise privatgesellschaftliches Engagement dazu beigetragen hat“, dass sich das politische Verhältnis zu Deutschland als Teil europäischen Familie wieder normalisiert habe. Und dass der Austausch über die Grenzen erst inoffiziell erfolgte, wie mit Marcq-en-Baroeul etwa über Sportfreunde, „bevor es zur offiziellen Partnerschaft der Städte gekommen ist“.

Einträge sind online zu sehen

Stadtarchivarin Karin Bürgel sagt, es sei davon auszugehen, dass es auch vor dem Zweiten Weltkrieg schon ein Goldenes Buch der Stadt Gladbeck gegeben hat. Was mit diesem geschehen ist, sei ihr nicht bekannt. Bürgel: „Eventuell ist es bei einem Bombenangriff verbrannt, da das Rathaus im Krieg ja auch getroffen und dabei Aktenbestände vernichtet wurden“, so die Historikerin.

Im Stadtarchiv werden die beiden ältesten existierenden Goldenen Bücher der Stadt bewahrt. Das aktuelle ist im Büro des Bürgermeisters griffbereit. Der Großteil der Einträge wurde bereits eingescannt und kann auch online über die Homepage der Stadt eingesehen werden: http://www.infos-gladbeck.de/01-Internet/Goldenes_Buch_4neu.pdf

In den Folgejahren sind es dann eher prominente Besucher, die im Goldene Buch zu finden sind. Etwa am 6. September 1976 Altbundeskanzler Willy Brandt, der offensichtlich auf Wahlkampftour Revierstädte vor der Bundestagswahl am 3. Oktober besuchte, um für den SPD-Kandidaten Helmut Schmidt zu werben. CDU-Prominenz besuchte auch die Stadt, so hat sich am 20. Oktober 1999 Alt-Bundespräsident Richard von Weizsäcker eingetragen. „Er ist ja auch in besonderer Weise in der Stadt präsent“, erinnert Bürgermeister Roland. „Mit Auszügen seiner berühmten Rede zum 40. Jahrestag der Beendigung des Krieges in Europa und der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, die auf dem Mahnmal für die Opfer von Krieg und Gewalt am Ehrenmal in Wittringen verzeichnet sind.“

Fußball-Weltmeister Julian Draxler schreibt: „Für meine Heimatstadt!“

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Die Liste weiterer Prominenz ist lang, darunter Politiker wie Walter Momper (21.4.1990 als Bürgermeister v. Berlin), Wolfgang Schäuble (9.11.1991, damals CDU-Bundestagsfraktionsvorsitzender) und Joachim Gauck (8.10.2010); oder Künstler wie Christo (25.11.1993) und Günter Uecker (21.6.2010) sowie selbstverständlich auch erfolgreiche Sportler, teils Kinder der Stadt wie Fußball-Weltmeister Julian Draxler (25.5.2011) und Bob-Silber-Weltmeisterin Annika Drazek (9.3.2015). Ihr Eintrag sei besonders herzlich und persönlich, sagt Ulrich Roland. Und er zeige anrührend, „mit welcher Freude man es empfinden kann, sich als Gladbecker oder Gladbeckerin ins Goldene Buch der Stadt eintragen zu dürfen“.

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Die Sportlerin kam stolz mit der Familie zum Termin ins Rathaus. Ihr Eintrag: „Vielen lieben Dank für die jahrelange sportliche Unterstützung meiner Stadt Gladbeck! Außerdem einen großen Dank an den Stadtsportverband, denn Sport bedeutet für viele Menschen auch Zukunft. Der größte Dank gilt jedoch meiner geliebten Familie und vor allem auch meinen Großeltern. Die Sport-Anni hat’s endlich geschafft, sich ins goldene Buch der Stadt eintragen zu dürfen.“