Gladbeck. Gladbeck ist eher närrische Provinz. Aber auch hier kostet Karneval Geld. Doch für Volker I. und Tine I. sind diese Werte noch viel wichtiger.

Gut 150.000 Euro und mehr lassen es sich die Tollitäten in den karnevalistischen Hochburgen kosten, einmal im Leben Prinz und Prinzessin zu sein. So luxuriös geht es in der närrischen Provinz Gladbeck natürlich nicht zu, aber immerhin: „Gute fünfstellige Summen“ investieren auch Volker I. und Tine I., die in den nächsten zwei Jahren den KC Wittringer Ritter repräsentieren.

Das Prinzenpaar der Wittringer Ritter wollte keine gebrauchte Garderobe tragen

Ein bisschen preiswerter wäre es auch gegangen. Aber Volker Ristau (51) und Tine Hälker (53) wollten keine gebrauchte Garderobe tragen, sondern haben sich ihr Ornat bei einer Schneiderin in Datteln anfertigen lassen – und für die Hofdame Yvonne Jaschinski gleich mit: „Deshalb ist uns die Schneiderin mit dem Preis etwas entgegengekommen.“

Karnevalsprinz Volker I. Ristau und Prinzessin Tine I. Hälker freuen sich auf ihre neue Aufgabe als Tollitäten der Wittringer Ritter.
Karnevalsprinz Volker I. Ristau und Prinzessin Tine I. Hälker freuen sich auf ihre neue Aufgabe als Tollitäten der Wittringer Ritter. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Die Investition hat sich gelohnt. Fesch sehen Volker I. und Tine I. in ihren Ornaten in den Vereinsfarben Rot und Schwarz aus. Etwas Goldgelb ist auch dabei – im gestickten Gladbecker Stadtwappen auf den Umhängen. Gelb leuchtet auch sein Name auf der Prinzenkappe mit den fünf 1,5 Meter langen gelben Fasanenfedern.

Für gut 200 Prinzenorden mussten Gladbecks Tollitäten tief in die Tasche greifen

Recht tief in die Tasche greifen mussten die Majestäten auch für die etwa 200 Prinzenorden, die sie während der Session verdienten Karnevalisten, Majestäten aus anderen Vereinen und Unterstützern verleihen. Und schließlich schlagen noch all die Kamelle, Kuscheltiere, Blümchen und anderen „Wurfgeschosse“ zu Buche, die unters närrische Fußvolk gebracht werden sollen.

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Gelegenheit dazu bekommen Volker I. und Tine I. beim Umzug der Schubkarren KG. Ja, richtig gelesen: Auf ausdrückliche Bitte der Prinzessin, die als Zuschauerin schon seit Jahren auf dem Rosenhügel mit dabei ist, ziehen die Wittringer Ritter, nach jahrelanger Abstinenz, wieder mit am Sonntag vor Rosenmontag. „Das war mein Herzenswunsch“, verrät die Prinzessin. Ihr Prinz ließ sich schnell überreden. „Wir machen beide das mit, was der andere gerne möchte.“

In einem Bollerwagen werden Tine I. und Volker I. beim Schubkarrenumzug auf dem Rosenhügel mit dabei sein

Ein Problem galt es allerdings im Vorfeld zu lösen. Majestäten dürfen nicht zu Fuß gehen. Also musste ein Gefährt her. Volker und Tine wären gern auf der Ladefläche seines grasgrünen Piaggio Ape 50, einem dreirädrigen Mini-Pick-up, mitgefahren, aber motorisierte Fahrzeuge sind nicht zugelassen beim Schubkarren-Umzug. Jetzt klettern sie halt in einen großen Bollerwagen.

Das ist der Karnevalsorden des Prinzenpaares.
Das ist der Karnevalsorden des Prinzenpaares. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

So viel zum Thema Luxus. Aber darunter verstehen Volker Ristau und Tine Hälker ohnehin etwas ganz anderes als die meisten Menschen: „Das Finanzielle steht für uns eher im Hintergrund. Wir empfinden es als Luxus, dass wir überhaupt Prinz und Prinzessin sein können, dass unsere Familien uns das ermöglich, weil sie uns unterstützen und mitziehen.“ Für Volker Ristau zählen noch seine Kollegen dazu. Sie übernehmen für den Techniker im St. Barbara-Hospital während der närrischen Session die 24-Stunden-Bereitschaftsdienste. „Keine Selbstverständlichkeit“, findet der 51-Jährige.

Hofdame und Adjutant nehmen dem Prinzenpaar viel Arbeit ab

Luxus sei auch, dass Hofdame Yvonne Jaschinski und Adjutant Dieter Janßen ihnen alles Organisatorische abnehmen, die bisher schon festgelegten 36 Auftritte gebucht und vorbereitet haben und ihnen beim Ankleiden helfen.

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Letzteres wird bei der großen Gala in der Mathias-Jakobs-Stadthalle eine besondere Herausforderung. Denn dann müssen die Majestäten zwischenzeitlich von der Bühne verschwinden, um kurz darauf als „Waschmaschine“ und „Clementine“ wieder aufzutauchen, denn sie gehören auch zur Comedy-Truppe der Wittringer Ritter. Und nach deren Auftritt heißt es dann: schnell wieder ins Ornat schlüpfen.

Lampenfieber vorm Rathaussturm

Tine Hälker wäre gern schon in der vergangenen Session Prinzessin geworden, aber da konnte Volker Ristau aus beruflichen Gründen nicht mitmachen. Umso mehr freuen sie sich, dass es dieses Mal geklappt hat.

Leichte Nervosität schleicht sich bei beiden ein, wenn sie an ihre großen Auftritte beim Bund Ruhr Karneval in Dortmund und bei der vereinseigenen Gala-Sitzung denken.

Etwas Lampenfieber hat Tine I. auch vor dem Rathaussturm an Weiberfastnacht. Aber: „Ich bin jetzt schon sicher, dass der Bürgermeister keine Chance hat.“ Mit welchen Tricks sie ihm den Rathausschlüssel entlocken will, wird aber noch nicht verraten.

Und schließlich sind da noch die Auftritte in Seniorenheimen und im St. Suitbert-Haus, auf die sich Volker I. und Tine I. besonders freuen: „Es ist doch auch Luxus, dass wir alten und behinderten Menschen mit unseren Besuchen eine Freude machen dürfen.“