Gladbeck. Die Realität sei eine interkulturelle Stadtgesellschaft. Der soziale Zusammenhalt müsse gestärkt, klare Regeln von allen eingehalten werden.

Zum Thema Integration spricht die Gladbecker SPD jetzt deutliche Worte und fordert einen Abschied von der Multikulti-Gesellschaft. Die Diskussion angestoßen hat Andreas Dunkel bei seinem Bericht auf der Mitgliederversammlung der Rosenhügeler SPD. Im Blick auf die Kommunalwahl 2020 fordert er, dass sich die SPD vor Ort zukünftig „stärker auf den sozialen Zusammenhalt der Stadtgesellschaft“ fokussieren müsse. Deshalb sei es an der Zeit, „sich von der Träumerei einer multikulturellen Gesellschaft zu verabschieden“. Der Ortsvereinsvorsitzende erhält zum Thema Zustimmung von SPD Stadtverbandsvorsitzendem Jens Bennarend und Fraktionschef Michael Hübner.

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Statt der Multikulti-Träumerei sollte sich die Gladbecker SPD „besser für ein friedvolles und tolerantes Nebeneinander einsetzen“, sagt Dunkel. Er schlägt vor: „Wir müssen interkulturell in die Zukunft gehen.“ Das bedeute, jeder solle nach seiner Fasson in Gladbeck selig werden können „aber die Toleranz hört da auf, wo der andere in seiner kulturellen Freiheit eingeschränkt wird“.

Der Vorsitzende des SPD Ortsvereins Gladbeck-Rosenhügel, Andreas Dunkel.
Der Vorsitzende des SPD Ortsvereins Gladbeck-Rosenhügel, Andreas Dunkel. © FFS | Volker Hartmann

Integration sei dabei aber keine Einbahnstraße, so der Ortsvereinsvorsitzende im Gespräch mit der WAZ. Auch der konservative Ur-Deutsche müsse bereit sein, „auf die Mitbürger aus anderen Kulturkreisen zuzugehen“.

„Wir wissen oft deutlich zu wenig voneinander, und die Vorurteile sind groß.

In diesen Punkten sei er ganz bei seinem Parteifreund, sagt Stadtverbandsvorsitzender Jens Bennarend. „Wir wissen oft deutlich zu wenig voneinander, und die Vorurteile sind groß.“ Es gelte zu akzeptieren, „dass sich die Gesellschaft auch in Gladbeck verändert hat“. Die multikulturelle Gesellschaft sei eine Idealvorstellung, „tatsächlich leben wir in einer interkulturellen Gesellschaft, in der wir die Inklusion vorantreiben müssen“.

Gladbecker Grundgesetz

Der mit Gladbecker Bürgerbeteiligung jetzt erarbeitete Wertekonsens soll eine Art Gladbecker Grundgesetz sein, das Neubürger erhalten und das auch an öffentlichen Gebäuden, darunter Schulen, aufgehängt wird.

Ein Manifest, das wie ein Leitfaden verbindlicher Werte und Normen festhält, um das friedliche Zusammenleben von Menschen aus 112 Nationen in Gladbeck zu regeln.

Diverse Workshops (Jugendliche, Senioren, Stadtnorden) haben dazu bereits stattgefunden. Am 22. November ist der Workshop für Frauen im Mädchenzentrum geplant, am 26. November der Workshop Süd in der Ditib-Moschee und der Workshop Mitte am 28. November im kath. Pfarrheim St. Lamberti.

Oft sei es die gegenseitige Achtung und der Respekt der Kulturen, „woran es in der Gesellschaft krankt“. Bei seinen Begegnungen mit Bürgern erfahre er, so Bennarend, „dass es der große Wunsch der Menschen ist, dass wir den Zusammenhalt in der Stadt wieder gut organisieren“. Das sei somit eines der wichtigsten Ziele für das (Wahl)Programm der SPD Gladbeck. Führungsstärke zu diesem wichtigen Thema sei nötig, um extreme Partein wie die AfD nicht zu stärken.

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„Wir sind seit 100 Jahren eine Integrationsgesellschaft in Gladbeck“, sagt Fraktionschef Michael Hübner. Zum Gelingen eines friedlichen Zusammenlebens gehörten aber auch klare Regeln, „als Leitplanken des gesellschaftlichen Zusammenlebens, die von allen einzuhalten sind“. Auch das deutlich zu machen, dafür stehe die SPD in Gladbeck. „Dafür haben wir in den letzten Jahren einen starken kommunalen Ordnungsdienst auf und ausgebaut. Und wir werden dafür sorgen, die Ordnungsstrafen für Verstöße gegen diese Regeln nach oben anzupassen.“

Der Wertekonsens soll alle Bevölkerungsgruppen der Stadtgesellschaft erreichen

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Wichtig sei zum Thema interkulturelle Gesellschaft der vom Integrationsrat angeschobene Prozess für einen Gladbecker „Wertekonsens“. Hübner und Bennarend wollen sich wie Andreas Dunkel dafür einsetzen, dass dieses Manifest alle Bevölkerungsgruppen der Stadtgesellschaft erreicht.