Gladbeck/ Gelsenkirchen. Der Gladbecker hat schon Charlie Sheen und Arnold Schwarzenegger Werke überreicht. Jetzt eröffnete er seine erste eigene Galerie in Ückendorf.
„Mir wurde mal gesagt, meine Werke sind optisch so unorganisiert und durcheinander, dass dadurch doch wieder alles harmonisch zusammenpasst“, sagt Beni Veltum. Der Gladbecker blickt auf eine der farbenfrohen Wände in seiner neuen „Galerie von Veltum“, die er am Freitag an der Bergmannstraße 9 in Gelsenkirchen-Ückendorf (nähe Wissenschaftspark) eröffnet hat.
Knallig, detailgetreu und garantiert nicht langweilig sind dort die an die 120 Exponate. Michael Jackson, John Lennon, Bob Marley – eine Vielzahl Prominenter, Comicfiguren und Schriftzüge zieren die verschieden großen Leinwände in dem ansonsten recht schlicht gehaltenen Raum mit offener Glasfront.
Politische Statements werden auch künstlerisch verarbeitet
Veltums Motto „Make love“ spiegelt sich in vielen der Gemälde wider, aber wer genauer hinschaut, findet, wenn auch seltener, düster gehaltene Werke oder Kunst mit politischen Statements. Etwa Anti-Kriegsparolen. „Manchmal verarbeite ich negative Erlebnisse, das ist meine eigene Kunsttherapie“, sagt der 32-Jährige, dessen Werdegang an mancher Stelle einer Achterbahn gleicht. So wurde er etwa mit 17 schon Vater.
In Gladbeck ist er immer wieder auch kreativ an den für die Graffiti-Szene frei gegebenen Wänden des Schürenkamp-Tunnels mit Spraydosen und knalligen Farben aktiv. Dabei hat er auch schon kritisch die Rodung des Hambacher Forstes oder den Streit der Religionen künstlerisch kommentiert. Seinen Lebensunterhalt verdient Beni Veltum auch mit Auftragsproduktionen, wie etwa einem überlebensgroßen Abbild des Dichterfürsten im Goethe-Tunnel, das die Stadt Gladbeck finanzierte.
Die Gründe für die Galerie-Eröffnung
Für den 45 Quadratmeter großen Erdgeschossraum in seiner Galerie entschied Veltum sich zum Einen, weil er auf der Suche nach einem Lager war, zum Anderen aus „idealistischen Gründen und Heimatverbundenheit“. Der Autodidakt nennt aber noch einen dritten Grund: „Ich sehe viele Potenziale in Ückendorf.“ Gerade die Offenheit der multikulturell geprägten Menschen im Quartier und die Misch-Architektur mit ihrem teils maroden Charme übten auf Veltum einen besonderen Reiz aus. Er ist überzeugt davon, dass sich aus dem erneuerungsbedürftigen Stadtteil jede Menge herausholen lasse. Seinen Teil will er dazu beitragen mit dem neuen Kreativstandort.
Warum diese große Heimatverbundenheit? Veltum kam in Gelsenkirchen zur Welt und wuchs hier auf. 2012 zog er nach Düsseldorf. Essen und Mülheim folgten als Stationen. Doch so richtig wohl fühlte sich der Vater einer 14-jährigen Tochter erst in Gladbeck, wo er bis heute lebt. Aber die emotionale Bindung zu Gelsenkirchen hat er nie verloren.
20-jähriges Graffiti-Jubiläum
Neben der Galerie-Eröffnung feiert Beni Veltum einen weiteren Meilenstein in seinem Leben: 20 Jahre als Graffiti-Künstler. „Zwar habe ich als Kind schon immer die Häuser meiner Meerschweinchen bemalt, aber richtig mit Graffiti angefangen habe ich als ich zwölf Jahre alt war.“ Aus dem nicht immer ganz legalen Straßengraffiti – auch mal mit Polizeieinsatz – wurden kleinere Aufträge für Freunde und Bekannte. Und aus den Auftragsarbeiten wurden große Aufgaben für namhafte Kunden aus ganz Deutschland. Porsche, Amazon, VW, Aldi Süd, mehrere Fernsehsender und auch die Stadt Gelsenkirchen zählen zu den über 500 Kunden, für die er bereits Rechnungen schrieb. Seit zehn Jahren ist Veltum, der ganze vier Male die zehnte Klasse wiederholte, selbstständig tätig und damit sein eigener Chef.
Seinen künstlerischen Stil bezeichnet er als „Contemporary Graffitipop“. „Eigentlich nutze ich alles außer Ölfarbe“, sagt er. Der Künstler, der auch Grafikdesign studierte, nutzt Acrylfarben, Sprühfarben und ebenso digitale Vordrucke, die in Eigenproduktion entstehen. Beeindrucken konnte er mit seinen Werken bereits einige Prominente, die sich durch die gelungenen Porträts sehr geschmeichelt gefühlt haben. Seine Idole Charlie Sheen und Arnold Schwarzenegger traf er sogar persönlich, um ihnen seine Werke zu überreichen. „Freddie Mercury wäre toll, aber das ist ja leider nicht mehr möglich“, sagt Beni Veltum.