Gladbeck. Gladbecker Autorin lässt in ihren Geschichten wieder unsympathische Typen über die Klinge springen. Dazu serviert die 66-Jährige Kochrezepte.
Was diese Frau so alles anrichtet! Leidenschaftlich gerne befördert Brigitte Vollenberg regelmäßig nervige und unangenehme Zeitgenossen, mehr oder minder handgreiflich, ins Jenseits – auf dem Papier versteht sich! Nun hatte die Gladbeckerin wieder einmal einen Mordshunger auf neue Projekte. Um ihre Spezies um die Ecke zu bringen, verlässt die 66-Jährige heimatliche Gefilde: Sie macht ihre Opfer in Hessen und in der Pfalz kalt. Und so ganz nebenbei schmeißt die Gladbeckerin ihren Ofen an.
Hessisch morden und in der Pfalz kriminelle Weihnachten feiern
Denn in den beiden druckfrischen Bänden „Hessen mörderisch genießen“ und „Pfälzisch kriminelle Weihnacht“ lässt sie nicht nur Unsympathen über die Klinge springen. Nein, sie wetzt auch das Messer, um regionale Spezialitäten aufzutischen. Zum Kurz-Krimi „Leidensgenossinnen“ serviert Brigitte Vollenberg „Hessisches Rippchen mit Apfelwein-Kraut“. Ob sie sich das selber zubereiten würde? „Ne!“, die Gladbeckerin winkt ab. Sie erzählt: „Ich koche schon, aber keine aufwendigen Menüs.“
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Jetzt, in der Herbstzeit, nimmt sie gerne Kürbisse auseinander. Im Rohr gebacken mit Feta-Käse und gerösteten Pinienkernen, das ist ein Rezept nach Vollenbergs Geschmack. Lecker-rustikal! „Ich habe lieber ein Butterbrot statt Austern“, outet sie sich als Liebhaberin handfester Küche ohne Schnickschnack. In ihrer Wohnung füllen zig Kochbücher die Regale.
Bei der Autorin haut die Ehefrau ihrem Typen nicht einfach die Bratpfanne über den Schädel
Bei ihren Krimis geht die Gladbeckerin mit Fingerspitzengefühl, sehr subtil, ans Werk. Will eine Ehefrau ihren Typen loswerden, zieht sie ihm nicht einfach eine Bratpfanne über den Schädel. Da gibt’s andere Methoden. Die denkt sich die 66-Jährige aus, den hessischen Tatort Baunatal hingegen musste sie nicht erfinden. Die Gladbeckerin erzählt: „Mein Mann Peter hat in den 1970er Jahren in Kassel studiert, daher kenne ich die Gegend.“ Zuletzt sei sie dort im vergangenen Jahr gewesen.
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„Die Vorgabe des Wellhöfer Verlags, zu dem ich im März auf der Leipziger Buchmesse Kontakt geknüpft habe, war: Wir sollten uns eine Sehenswürdigkeit und einen Ort aussuchen.“ Das Gericht dazu habe sie sich aussuchen dürfen. „Für die Rippchen mit Kraut habe ich recherchiert und mein Rezept auch zur Probe gekocht“, plaudert Vollenberg.
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Wir, das sind einige „Mörderische Schwestern“, so der vielsagende Name des Vereins, und auch ein paar Herren, die ihrer Schreib- und Mordlust frönen. Und eben Leckereien zum Nachkochen. „Auch Ostfriesland war im Angebot“, so Brigitte Vollenberg. Doch sie entschied sich anders.
Im Buchhandel erhältlich
Die Anthologie „Hessen mörderisch genießen“ haben Brigitte Lamberts und Ursula Schmid-Spreer herausgegeben. Auf fast 200 Seiten stehen 20 Krimis mit ebenso vielen Kochrezepten.
24 mörderische Geschichten mit kulinarischen Anweisungen bekommen Leseratten mit dem Band „Pfälzisch kriminelle Weihnacht“ mit mehr als 200 Seiten in die Hand, herausgegeben von Kerstin Lange.
Beide Bücher sind im Wellhöfer Verlag Mannheim erschienen. Jeweiliger Preis: 12,95 Euro. Die Bände sind im Buchhandel erhältlich.
Im Wellhöfer Verlag erscheinen jährlich zwischen 15 und 20 neue Titel. „Der Schwerpunkt des Verlagsprogramms liegt im Bereich regionaler Literatur“, so Brigitte Vollenberg. In der Reihe mit Kurz-Krimis, kombiniert mit Rezepten, gibt es unter anderem „Schwabens schwarze Seele“ und „Badische Grabschäufele“. Biografien, Romane, Kunst und Lyrik ergänzen das Programm des Verlags.
Aus der Pfalz sei ihr die „Blaue Adria“ ein Begriff gewesen: „Allein der Name hat mich gereizt. Und da in der Pfalz viele Computerfirmen sitzen, habe ich in meiner Geschichte dort alle Beteiligten zusammenkommen lassen.“ Bei dem Unternehmenstreffen endet – man ahnt es – eine vermeintliche „Winter-Liebe“ tödlich. Allerdings ist das Ende anders, als es selbst der gewiefte Krimi-Leser erwartet. Vollenberg: „Ich liebe Überraschungseffekte!“ Da könnte einem glatt der Gänsebraten, den die Autorin schriftlich zur Story reicht, stecken bleiben. Übrigens kein Gericht, dass der Gladbeckerin das Wasser im Munde zusammenlaufen lässt. Sie gesteht: „Gänsebraten mag ich nicht.“
Man nehme also eine originelle Geschichte, würze sie mit Lokalkolorit und garniere sie mit Kochtipps – und bekommt ein erfolgversprechendes Buch-Rezept zum Schmökern und Schlemmen. Doch vielleicht murkst Brigitte Vollenberg in einem ihrer nächsten Bücher keine Menschen ab, sondern macht die Beilage zur Hauptsache. Die Gladbeckerin verrät: „Ich fotografiere meine Gerichte. Das brauche ich, wenn ich mal ein Rezeptbuch mache.“