Gladbeck. Autoren von morgen schreiben ihre ganz eigene Stadtgeschichte. Die Schreibwerkstatt in der Stadtbücherei Gladbeck setzt auf Fantasie.
Ole, gerade mal sieben Monate alt, ist definitiv der jüngste Teilnehmer der Romanwerkstatt, den die Stadtbücherei Gladbeck, in Kooperation mit dem Kinder- und Jugendliteraturzentrum NRW „Jugendstil“ mit Sitz in Dortmund, durchführt. Denn Ole ist der Sohn von Sarah Meyer-Dietrich, freie Autorin aus Gelsenkirchen, die die fünftägige Schreibwerkstatt in der Stadtbücherei, gemeinsam mit ihrer Mutter, Inge Meyer-Dietrich – ebenfalls Schriftstellerin – leitet.
15 Kinder und Jugendliche wollen sich in den Herbstferien fürs Schreiben begeistern lassen
„Schon meine Mutter hat mich damals zu ihren Veranstaltungen mitgenommen“, sagt Sarah Meyer-Dietrich lachend, „und jetzt nehme ich meinen Sohn mit.“ 15 Kinder und Jugendliche zwischen neun und 17 Jahren wollen sich in ihren Herbstferien fürs Schreiben begeistern oder begeistern lassen – unter ihnen zahlreiche „Mehrfachtäter“, denn der Workshop erlebt bereits seine vierte Auflage.
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„Beim ersten Mal wurde ich noch geschickt“, erinnert sich Lennart. Diesmal sei er ganz freiwillig hier, sagt er mit ironischem Unterton. „Es macht einfach Spaß“, ergänzt ein anderer. Ging es im vergangenen Jahr um eine Zeitreise in die Vergangenheit, so ist diesmal die Zukunft das Thema. Einzige Vorgabe: Sie sollte in Gladbeck stattfinden und auch einen Bezug zur 100-jährigen Stadtgeschichte herstellen. „Ansonsten sind die Jugendlichen völlig frei, zu erzählen, was ihnen wichtig ist“, so Sarah Meyer-Dietrich.
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Zu Beginn wird assoziativ gesammelt, was den Teilnehmern zum Thema Zukunft einfällt. Unter der Rubrik „Ängste“ finden sich Begriffe wie „Krieg“ und „Klimawandel“, „Abkapselung“ und Arbeitslosigkeit“, und auch schon ein konkreter inhaltlicher Vorschlag: „Angst vor einem Virus, das Menschen in Zombies verwandelt.“ Ganz deutlich wird dabei, dass die Lektüre der meisten Teilnehmer gern aus Fantasy-Thrillern besteht. Und so beschreiben es die Nachwuchsautoren auch in der Vorstellungsrunde. Unter den „Wünschen“ ist unter anderem zu lesen: „Gladbeck bleibt so, wie es ist“, „Menschen werden nicht durch Roboter ersetzt“, „mehr Wissen“, „Frieden“, aber auch „Apokalypse“.
Die Workshop-Leiterinnen selbst wünschen sich, „dass sich jeder anschließend in der gemeinsamen Geschichte wiederfinden möge, egal ob jemand viel oder nicht so viel geschrieben hat“. „Ein ganzes Buch zu schreiben, wäre mein Traum“, sagt die zwölfjährige Greta, die zum ersten Mal dabei ist. Sie schreibe schon seit der Grundschule, berichtet die Riesener-Gymnasiastin, und das Interesse sei stets gewachsen. Neben ihr sitzt die elfjährige Pauline, die von sich sagt, sie schreibe viel und gerne. Ebenso gern liest sie Krimis und Fantasy-Bücher.
Ein Buch ist geplant
Als Ergebnis der Schreibwerkstatt soll die gemeinschaftlich erarbeitete Erzählung zum Thema „Zukunft in Gladbeck“ als Buch erscheinen.
Die Stadtbücherei strebt eine Vorstellung des Projektes sowie des Buches an. Ein konkreter Termin steht allerdings noch nicht fest, soll aber rechtzeitig bekannt gegeben werden.
Beide haben sich bereits einen Plot ausgedacht. Sie wollen klassische Romanfiguren – zum Beispiel Harry Potter – aus den Werken herauslösen und ihnen wieder neues Leben einhauchen, indem sie eine eigene Geschichte erzählen. „Ja, und dann treffen sie auf meine Figuren“, ergänzt der zwölfjährige Finn, der schon zum zweiten Mal an der Schreibwerkstatt teilnimmt. Er möchte gern „Horror mit Humor und Witz“ entwickeln.
So spinnen die Autoren von morgen, angespornt durch das Gemeinschaftserlebnis, ihre Themen immer weiter. „Wir können uns hier gegenseitig sehr gut unterstützen“, ist der 15-jährige Torgen überzeugt. Der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschüler ist von Anfang an dabei. Und er habe so viel gelernt, dass er nun sein erstes Buch schreibe, erzählt er begeistert. Das Genre? „Natürlich Fantasy!“