Gladbeck. Weniger Begräbnisse und mehr Urnenbeisetzungen führen zu geringerem Flächenverbrauch auf Gladbecks Friedhöfen. ZBG: „Wir haben keine Überhänge.“

Weniger Bestattungen, zu große Platzkapazitäten auf Friedhöfen. Auf diese Entwicklung reagieren Kommunen wie Gelsenkirchen und Essen, indem sie ungenutzte Flächen auf Gottesäckern in Bauland umwidmen und vermarkten wollen. „Bei uns in Gladbeck ist es so, dass wir die Flächen auf unseren städtischen Friedhöfen immer sehr knapp bemessen haben“, sagt Bernhard Schregel, Fachmann beim Zentralen Betriebshof Gladbeck (ZBG). Er unterstreicht: „Wir haben hier keine Überhänge!“

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Schon vor mehr als 15 Jahren habe sich die Stadt Gladbeck darauf eingestellt, dass die Anzahl der Beerdigungen irgendwann einmal zurückgehen könnte. „Wir haben seinerzeit die vorgesehene Erweiterungsfläche in Rentfort zurückgegeben“, erzählt Schregel, „heute stehen auf dem Areal Häuschen.“ Auf dieser Fläche sei niemals jemand begraben worden. „Bei uns auf insgesamt 30,5 Hektar liegt kein nennenswertes Stück brach“, so der ZBG-Mann. Nur ein kleines Feld auf der Anlage in Brauck sei noch frei.

Auf dem Friedhof in Gladbeck-Brauck steht nach Auskunft des Zentralen Betriebshofs noch ein kleines Feld für Bestattungen zur Verfügung.
Auf dem Friedhof in Gladbeck-Brauck steht nach Auskunft des Zentralen Betriebshofs noch ein kleines Feld für Bestattungen zur Verfügung. © Funke Foto Services | Lutz von Staegmann

Der Rückgang sei unter anderem auf die Entwicklung der Bevölkerung zurückzuführen. Zudem meint Schregel: „Urnen scheinen dem heutigen Zeitgeist zu entsprechen.“ Die Menschen heutzutage wählten offenbar lieber eine Feuerbestattung als ein Sarg-Begräbnis. „Eine Urne kommt manchen vielleicht sauberer und abstrakter vor“, überlegt Schregel.

Die Anzahl der Urnenbestattungen nimmt in Gladbeck seit Jahren stetig zu

Diese Form des Begräbnisses nehme seit Jahren stetig zu. In den 1980er Jahren machten Urnenbeisetzungen lediglich einen Anteil von 15 Prozent aus. 2018 waren es „weit über 40 Prozent“. Der ZBG-Experte: „Wir sind in diesem Jahr bereits bei mehr als 45 Prozent. Vielleicht reißen wir diesmal sogar die 50er-Marke.“

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Eine hohe Anzahl von Urnenbeisetzungen bedeute auch weniger Flächenverbrauch. Allerdings steht auf dem städtischen Friedhof in der Stadtmitte so wenig Raum zur Verfügung, dass auf der 6,1 Hektar großen Fläche nur Platz für Verstorbene aus dem Bestattungsbezirk vorgehalten wird. „Räumliche Ausweichmöglichkeiten haben wir an diesem Standort nicht“, unterstreicht Schregel.

Auswärtige nutzen das Angebot, weil Beisetzungen in Gladbeck günstiger sind als am Heimatort

Doch auf den beiden anderen Friedhöfen in Rentfort und Brauck gebe es Kapazitäten für die letzten Ruhestätten – auch für „Auswärtige“. Schregel: „Es kommen auch Interessenten aus anderen Städten, weil es bei uns billiger ist als am Heimatort.“ Manche Stadtteile Gelsenkirchens und Essens liegen außerdem näher an Gladbeck, beispielsweise an Brauck. Schregel sagt mit Nachdruck: „Es werden bei uns immer wieder Kapazitäten frei. Das ist überhaupt kein Problem.“

Blick in die Statistik

Bis Ende Juli 2019 gab es in Gladbeck nach Angaben von Bernhard Schregel 420 Beisetzungen. Er vergleicht: „Geplant hatten wir mit 462 Bestattung, wir haben also ein Minus von 42.“

Ein Plus verzeichnet Schregel hingegen bei dem Anteil der Urnenbegräbnisse: „Es sind mehr als 51 Prozent.“ Gerechnet habe der ZBG mit 45 Prozent.

Bernhard Schregel wirft einen Blick auf die Sterbefälle. „Im vergangenen Jahr hatten wir in Gladbeck 782. Insgesamt sind 945 Einwohner Gladbecks gestorben, also an anderen Orten, zum Beispiel in Krankenhäusern“, sagt der ZBG-Experte.

Registriert wurden auf allen Friedhöfen Gladbecks, also auch auf dem katholischen Teil in der Stadtmitte, 903 Begräbnisse. Schregel: „Die restlichen Beisetzungen waren also an anderen Orten, zum Beispiel in anderen deutschen Städten oder im Ausland, wie der Türkei.“

Es gebe zwar auch in Gladbeck, genauer auf dem Friedhof in Brauck, das Angebot der muslimischen Bestattung, doch das „werde sehr wenig angenommen“. Meistens handele es sich um Kinder.

Nicht nur der Flächenverbrauch sei gesunken, sondern auch die Anzahl der Bestattungen. „Uns brechen die Einnahmen weg“, sagt Schregel, „uns fehlen jetzt schon 50, 60 Beisetzungen aufs Jahr gerechnet als geplant.“ Kalkuliert werde mit 800 Beerdigungen per anno. Mit Bestattungen mache der ZBG einen Umsatz von 2,5 Millionen Euro im Jahr.

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Auch aus Kostengründen würden sich Menschen gegen eine Beisetzung vor Ort entscheiden. Schregel: „Die billigste Variante ist, nach Venlo zu gehen und sich für eine Seebestattung zu entscheiden.“ Der Fachmann ist empört: „Das kann ich nicht gutheißen. Wir versuchen, Kultur und Würde hochzuhalten.“ Schregel gibt auch zu bedenken: „Bei einer Seebestattung haben die Hinterbliebenen keinen Platz, an den sie gehen können, um zu trauern.“