Gladbeck. . Rund 250 Beos, Wellensittiche, Aras & Co. bevölkern die Volieren. Ein Rundgang mit Tierpfleger Christian Siedlaczek. Er kennt sie alle.
Von irgendwoher tönt ein Tuten. Ein Dampfer? Hier auf dem Schlossteich in Wittringen? Das kann ja nur eine Täuschung sein! Und richtig: So etwas wie Lachen ist zu hören. Quelle dieser Geräuschkulisse ist eine Voliere auf der Vogelinsel. Kongo-Graupapageien haben hier ihr Domizil.
Wie es der Name schon sagt, ist dieses Mitglied der Familie der „Eigentlichen Papageien“ farblich zurückhaltend – bis auf die feuerroten Schwanzfedern.
Graupapageien verstehen sich auf Fremdsprachen
Doch wenn einer dieser intelligenten Vögel, deren Heimat Afrika ist, erst einmal loslegt, bleibt staunenden Besuchern der Mund offen stehen.
Flöten und Zwitschern wie andere Vögel, taubenähnliches Gurren, ja sogar eine Art Krähen erklingt – die Graupapageien verstehen sich auf Fremdsprachen. Vom genannten Schiffstuten einmal ganz zu schweigen . . .
In Wittringen teilen sie sich ihr Zuhause mit etwa 80 quietschgrünen Rußköpfchen. Agapornis nigrigenis: welch’ ein imposanter Name für diese Winzlinge! Ihr munteres Gezwitscher mischt sich in die Unterhaltung der Graugefiederten. Tierpfleger Christian Siedlaczek erklärt: „Beide Papageienarten stammen aus Afrika, haben dort die selben Lebensbedingungen und vertragen sich daher gut.“
Gefiederte Bewohner aus aller Welt
Das Team der Vogelinsel – neben Siedlaczek sind das Meike Holthaus als leitende Tierpflegerin und Denise Lorenz – züchtet Rußköpfchen sogar: „Für eine zoologische Anlage, und eine solche haben wir hier, gilt, dass eine Tierart gezüchtet werden muss.“
Geöffnet bis Ende September
Die Vogelinsel ist bis Ende September geöffnet. Dann ziehen die Tiere um ins Wärmehaus.
Es gelten folgende Öffnungszeiten: werktags von 9 bis 18.45 Uhr; samstags, sonntags und feiertags von 10 bis 18.45 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Tierpfleger Christian Siedlaczek sagt: „Die Vogelinsel wird wohl zukünftig nicht mehr vor dem 15. Mai geöffnet, weil es vorher doch noch manchmal Nachtfrost geben kann.“
Schloss Wittringen, Burgstraße 64, 45964 Gladbeck
Die Besucher, die gestern am ersten Öffnungstag die Vogelinsel angesteuert haben, sind entzückt. So viele hübsche Tiere! Immerhin sind’s insgesamt rund 250 Exemplare, die ursprünglich aus Südamerika, Australien, Afrika und Südostasien stammen. Aber das Rußköpfchen hier vorne, das durchs Gitter linst, sieht am Hals ein bisschen gerupft aus. „Das hat sich fast schon wieder vollständig erholt“, sagt Siedlaczek. In dieser Saison haben der 51-Jährige und seine Kolleginnen, im Gegensatz zu den Vorjahren, keine Tiere zum Aufpäppeln bekommen: „Alle sind gesundheitlich gut drauf!“
Leider hält der Beo gerade seinen Schnabel
Ausgerechnet der Beo hält gerade seinen orangefarbenen Schnabel. Dabei, so der Tierpfleger, steht ja gerade der Gracula religiosa im Ruf, der Star unter den Stimmenimitatoren im Federkleid zu sein. Siedlaczek erzählt: „Beos nehmen die Geräusche um sich herum auf und machen sie nach: Akkuschrauber, Dohlen, Hühner.“
Apropos Hühner. Der prächtige Hahn Henry stolziert über das grasige Rondell im Zentrum der Anlage. Vier flauschige Hauskaninchen schauen träge zu. Das Zwerghühner-Volk mit kürzlich geschlüpftem Nachwuchs muss noch in der Voliere bleiben. Zur eigenen Sicherheit: Dohlen könnten sich nämlich die winzigen Federbällchen auf zwei Beinen als Snack schnappen.
Ein Bewohner der Vogelinsel ist dem Tierpfleger besonders ans Herz gewachsen
Nebenan turteln Gelbbrustara Cora, das Männchen, und Grünflügelara-Dame Chico. Sie schnäbeln, zupfen sich am Gefieder.
Mitbewohner Amadeus, ein Goffin-Kakadu, ist Siedlaczek besonders ans Herz gewachsen: „Wenn ich rufe, kommt er angeflogen und setzt sich auf meine Schulter.“ Amadeus lebt, wie so viele Vögel auf der Anlage, schon seit etlichen Jahren hier.
Die Blaustirnamazonen legen eine Siesta ein, während es nebenan bei den Wellensittichen hoch her geht. „An der Wachshaut über dem Schnabel erkennt man das Geschlecht“, so der Fachmann, „bei Männchen ist sie blau, bei Weibchen braun“. Aus der Vogelgesellschaft in Blau- und Grünnuancen sticht Rosa heraus – ein Bourkesittich. Unübersehbare Farbtupfer setzt der Glanzsittich. Und wer versteckt sich da hinten? Ein Prachtrosella. „Er ist pressescheu“, entschuldigt Siedlaczek mit einem Lächeln. Macht nichts. Die aufmerksamen Besucher haben ihn dennoch ausgespäht. Und sie entdecken bei ihrem Rundgang noch so viel mehr.