Gladbeck. Über die App „Too good to go“ bieten Händler übrig gebliebene Ware an. Nur Bäckerei Brinker macht mit. Traditionsbetriebe haben andere Konzepte.
Elf Millionen Tonnen Lebensmittel landen jedes Jahr alleine in Deutschland im Müll. Weniger Essen wegzuwerfen und dabei noch Geld zu sparen, das ist das Konzept der App „Too good to go“ („Zu schade zum Wegwerfen“). In Gladbeck bietet bislang allerdings nur ein Unternehmen übrig gebliebene Lebensmittel in der App zu einem reduzierten Preis an. Die Bäckerei Brinker mit ihrer Filiale an der Horster Straße 137 im Ärztehaus Butendorf ist seit Juni dabei. „Als wir von der App gehört haben, waren wir gleich begeistert. So können wir unserer täglichen Retoure einen Sinn geben“, sagt Joanna Jost, Verkaufsleiterin des Herner Bäckereiunternehmens.
Waren im Wert von zehn Euro können Kunden, die über die kostenlose App eine Bestellung machen, so kurz vor Ladenschluss zu einem Preis von 3,90 Euro abholen. Belegte Brötchen, Kuchen oder Teilchen – die Auswahl umfasst das ganze Sortiment. „In Gladbeck verkaufen wir täglich so etwa eine bis drei Tüten“, sagt Jost. Der Rest, der dennoch übrig bleibe, werde – wie bislang auch – an die Tafel gespendet. Was in die Tüte kommt, wird für alle Brinker-Filialen zentral von Herne aus gesteuert. „So können wir sehen, was die jeweilige Filiale geliefert bekommen hat und was wir über die App anbieten können“, erklärt die Verkaufsleiterin.
Rund 80 aktive Nutzer der App in Gladbeck
In Gladbeck sind aktuell 80 aktive Nutzer in der App registriert. „Deutschlandweit sind es zwei Millionen Nutzer. Wir sind in über 400 Städten mit derzeit rund 3500 Geschäften vertreten. Und täglich werden es mehr“, sagt Teresa Rath, Sprecherin der App „Too good to go“, auf WAZ-Anfrage.
Von jeder über die App verkauften Portion erhält „Too good to go“ pauschal eine Kommission von 1,09 Euro.
Markus Walinski spendet an die Tafel
Brinker ist das einzige Unternehmen in Gladbeck, das übrig gebliebene Lebensmittel über die App anbietet. Traditionsbetriebe beteiligen sich nicht. Wenn bei Bäckermeister Markus Walinski Brot, Brötchen oder Teilchen übrig bleiben, spendet er die Produkte an die Tafel. „Ich habe aber nie viel über“, sagt der Inhaber der Bäckerei an der Gildenstraße. Mit nur einem Geschäft habe er einen guten Überblick und produziere nicht viel über Bedarf. „Ich habe abends vielleicht zwei Brote und drei Teilchen über.“ Das heißt zwar auch, dass er am Abend nicht mehr die Auswahl habe wie große Ketten, aber: „Meine Kunden wissen das und kaufen ihr Brot dann eben morgens.“ Und wenn dann doch mal ein Brötchen übrig bleibt, macht er daraus einfach Paniermehl.
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Ware ab einer bestimmten Uhrzeit günstiger zu verkaufen, hält er für falsch. „Wenn es die Produkte etwa ab 17 Uhr zum halben Preis gibt, stellen sich die Kunden auch darauf ein.“ Betriebe, von denen er wisse, dass sie ein solches Konzept ausprobiert haben, seien schnell kaputt gegangen. „Das ist einfach schlecht für das Geschäft.“
Bäckerei Zimmermann produziert entsprechend ihren Retouren
Thorsten Zimmermann, Mitinhaber der gleichnamigen Bäckerei an der Horster Straße/ Ecke Zum Stadtwald, hält von der Idee der App „Too good to go“ wenig. „Das Beste ist, man behält einfach nichts übrig“, sagt er. Jeden Abend kontrolliere er die Retouren, um am nächsten Tag entsprechend produzieren zu können. „Durch einen genauen Backplan schaffen wir es, dass nur zehn Prozent unserer Ware nicht verkauft wird.“
Aus diesem Rest werde Futtermittel für Tiere hergestellt. Filialisten backen einfach drauf los, so Zimmermann. „Es interessiert sie nicht, wenn zehn Landbrote übrig bleiben.“ Vom Arbeitsaufwand her sei es einfacher, so zu produzieren, dass am Ende des Tages möglichst wenig Retoure anfällt.