Gladbeck. . Die Essener Tafel nimmt nur noch Deutsche auf. Der Gladbecker Verein kann diesen Vorstoß nicht nachvollziehen. Das sind die Gründe.
Auf den Vorstoß der Essener Tafel, nur noch Deutsche als Neukunden aufzunehmen, reagiert die Gladbecker Tafel mit Unverständnis. „Über diesen Schritt bin ich sehr verwundert“, sagt Vorsitzender Dietmar Tervooren. Eine solche Regelung werde es in Gladbeck nicht geben. „Dafür stehe ich persönlich ein“, sagt Tervooren.
Die Gladbecker Tafel mache keinen Unterschied zwischen politischer und religiöser Gesinnung der Menschen, die sie versorgt. Jeder, der bedürftig ist, solle Zugang zu den Leistungen des Vereins bekommen. „Wir sehen die Menschen in ihrer aktuellen Situation und versuchen, sie zu unterstützen“, so der Vorsitzende.
Flüchtlinge sind Belastung für tägliche Arbeit
Zwar sei die Zahl der Flüchtlinge eine zunehmende Belastung für die tägliche Arbeit der Tafel, aber: „Das bekommen wir bewältigt.“ Engpässe bei Lebensmitteln gebe es nur bei bestimmten Waren. „Wurst ist meist aus Schweinefleisch – für Muslime kommt das ohnehin nicht in Frage.“
60 Prozent der Menschen, die die Tafel derzeit versorgt, sind Ausländer. Dazu zählen jedoch nicht nur Menschen, die im Zuge der Flüchtlingskrise nach Deutschland gekommen waren, sondern auch „viele Alteingesessene wie Polen, Russen, Türken oder Italiener“.
„Die Zuwanderung muss begrenzt werden“
Der überwiegende Teil der zu versorgenden Ausländer – etwa 30 bis 40 Prozent – stammt aus Syrien. „Die Zuwanderung hat überhand genommen“, sagt der Tafel-Vorsitzende. Doch da wären nicht die Tafeln am Zug, sondern die Politik. „Die Zuwanderung muss begrenzt werden.“
35 Ehrenamtliche versorgen 1200 Menschen
Die Tafel versorgt derzeit 1200 Menschen in rund 420 Haushalten. Etwa 35 Ehrenamtliche engagieren sich dort.
Berechtigt sind Menschen mit geringem Einkommen. Sie können sich einmal wöchentlich Lebensmittel an der Bülser Straße 145 abholen.
Die Kunden zahlen dafür einen Obolus. Dieser reicht von 2,50 Euro für eine Einzelperson bis zu sieben Euro für eine Familie ab sechs Personen.
Lokale Supermärkte und Bäckereien spenden die Ware. Kosten für Miete, Strom und Benzin werden über Spenden finanziert.
Die Stadt unterstreicht die Ansicht Tervoorens. „Religion, Pass oder Herkunft darf nicht darüber entscheiden, wer von der Tafel versorgt wird“, sagt Stadt-Sprecherin Christiane Schmidt. Den Schritt des Essener Vereins bezeichnet sie als erschreckend. „Wir sind glücklich, dass die Gladbecker keinen Unterschied zwischen Deutschen und Nicht-Deutschen machen.“
Resolutes Verhalten nötig
Mit unangebrachtem Verhalten von Tafelkunden, wie in Essen beklagt, hätten die Ehrenamtlichen kaum zu kämpfen. „Das ist eine Frage des Managements und wie sich diejenigen verhalten, die für die Einrichtung Verantwortung tragen.“ Natürlich gebe es den einen oder anderen, der Forderung stellt. Da gelte es, sich Respekt zu verschaffen.
Die Essener Tafel hatte von Geschubse und Gedränge bei der Ausgabe sowie von mangelndem Respekt einiger Männer gegenüber Frauen berichtet. „Wenn Männer die Frauen hinter unseren Ausgabe-Theken verachten, kontern diese. Da ist resolutes Verhalten nötig.“ Tervooren regte zudem die Überlegung an, denjenigen, die sich vom Geschubse bedrängt fühlen, einen anderen Ausgabetag anzubieten.