Gladbeck. Sein Goldenes Dienstjubiläum bei der Stadtverwaltung feiert der Gladbecker Horst-Paul Kröninger. Seine Ausbildung begann 1969 im Steueramt.

14 Jahre jung und 1,55 Meter klein war Horst-Paul Kröninger an seinem ersten Arbeitstag. Auf den Tag genau vor 50 Jahren betrat er als Verwaltungslehrling zum ersten Mal das Rathaus in Gladbeck. Ein halbes Jahrhundert später steht sein Schreibtisch immer noch dort. Der Lehrling von einst ist knapp 30 Zentimeter größer als damals und hat es bis zum Amtmann im gehobenen Dienst gebracht.

Eigentlich wollte Kröninger bei Karstadt anfangen

Eigentlich war eine Verwaltungslaufbahn gar nicht die erste Wahl des Teenagers, als er aus der Hauptschule Butendorf entlassen wurde. Für die Eltern stand damals nur fest: Alle sechs Kinder sollten „etwas Vernünftiges“ lernen. Horst-Paul Kröninger schrieb fünf Bewerbungen, hatte schließlich die Wahl zwischen vier Stellen. „Am liebsten wäre ich zu Karstadt gegangen. Da hätte ich eine Lehre als Verkäufer in der Fotoabteilung machen können. Fotografieren war mein großes Hobby. Aber meine Familie hat mich von den Vorteilen einer Ausbildung bei der Verwaltung überzeugt.“

Horst-Paul Kröninger ist seit 50 Jahren bei der Stadtverwaltung in Gladbeck beschäftigt.
Horst-Paul Kröninger ist seit 50 Jahren bei der Stadtverwaltung in Gladbeck beschäftigt. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Die Vorstellungen des 14-Jährigen von seinem künftigen Arbeitsplatz waren damals eher vage: „Man sitzt im Büro und macht irgendwelchen Schreibkram.“ Dass zur Arbeit bei der Stadtverwaltung einiges mehr gehört als „Schreibkram“ wurde ihm dann allerdings sehr schnell klar.

Seine Ausbildung begann er beim Steueramt

Mit rund 40 anderen Lehrlingen stand er am 1. August 1969 im Rathausflur vor der Personalabteilung und erfuhr wenig später, dass seine Ausbildung im Steueramt beginnt. Straßenverkehrsamt, Schulverwaltungsamt und Sozialamt waren die weiteren Stationen. Im Rathaus arbeitete er während dieser Zeit nie: „Mehr als die Hälfte der Verwaltung war über das ganze Stadtgebiet verteilt.“ Das änderte sich, als Anfang der 70er Jahre die neuen Rathaustürme bezogen werden konnten – die mittlerweile vor auch schon wieder elf Jahren dem Neuen Rathaus gewichen sind.

Die Wahl nie bereut

Auch wenn die Verwaltungslaufbahn vor 50 Jahren nicht sein Favorit war, sondern er lieber eine Lehre bei Karstadt gemacht hätte, hat Horst-Paul Kröninger nie bereut, dass er sich von seiner Familie zu diesem Beruf hat überreden lassen.

„Meine Arbeit hat mir immer Spaß gemacht, ich hatte überall nette Kollegen. Und außerdem weiß man ja heute, was aus Karstadt und vielen Beschäftigten dort geworden ist.“

Nach der Verwaltungslehre entschied sich Horst-Paul Kröninger, Beamter zu werden, hängte noch eine zweijährige Ausbildung für den mittleren Dienst an, arbeitete anschließend im Sozialamt, im Tiefbauamt und 20 Jahre im Ordnungsamt, bevor er vor 18 Jahren an seinen jetzigen Arbeitsplatz als Sachbearbeiter im damaligen Schulverwaltungsamt, dem heutigen Amt für Bildung und Erziehung, wechselte. „Damals war dort eine Stelle ausgeschrieben mit dem Schwerpunkt, IT in die Schulen zu bringen. Ich habe die Stelle bekommen, obwohl ich damals noch nicht im gehobenen Dienst war. Die Ausbildung habe ich dann mit 50 Jahren nachgeholt, 2008 die Prüfung bestanden.“

Chef im Rathaus war damals Oberstadtdirektor Dr. Werner Teufert

Als Horst-Paul Kröninger seine Ausbildung begann, hieß der oberste Dienstherr im Rathaus Oberstadtdirektor Dr. Werner Teufert.

Mit Ulrich Roland erlebt er jetzt den sechsten Verwaltungschef. Er wird der letzte sein, denn Kröningers Dienstzeit neigt sich dem Ende zu. „Eigentlich könnte ich Ende November mit 65 Jahren vorzeitig ausscheiden. Aber die dunkle Jahreszeit mag ich nicht, deshalb warte ich bis zur gesetzlichen Pensionierung Ende Juli 2020.“

Zum Dienstjubiläum wird Horst-Paul Kröninger heute wohl viele Hände schütteln – obwohl er Gratulationen eigentlich für unangemessen hält: „Ich konnte nur deshalb 50 Jahre hier arbeiten, weil ich gesund geblieben bin, und das ist nicht mein Verdienst, sondern ein Geschenk.“