Anwohner befürchten eine Belastung mit krebserregenden Stoffen. Die RAG warnt vor lebensgefährlichen Gaskonzentrationen, nennt aber keine Details
Das Feuer des Flächenbrandes ist gelöscht, aber die Sorge der Anwohner bleibt, dass verschwiegene Gefahren von der Moltkehalde ausgehen.
Die seit 1900 aufgeschüttete, später mit Bäumen und Sträuchern bepflanzte Bergehalde brennt seit den 1980er Jahren durch Selbstentzündung im Inneren. „Es stinkt nach Kokerei und Raffinerie und wir befürchten, dass aus der Halde krebserregende Stoffe in die Luft und den Boden austreten“, sagt Franz Kruse, der mit seiner Familie am Haldenfuß lebt.
RAG sieht die Gefahr einer falschen Interpretation von Gutachterergebnissen
Die WAZ hakte bei der zuständigen RAG Montan Immobilien nach. Ergebnis: Das Unternehmen verweigert Details, inwieweit die Umwelt durch die kokelnde Moltkehalde mit giftigen Stoffen belastet wird. „Spezielle technische Detailinformationen (= Inhalte aus Gutachten) ... möchten wir nicht weitergeben, da hier die Gefahr einer falschen Interpretation in der Öffentlichkeit gegeben sein könnte“, begründet Pressesprecher Frank Schwarz.
Zulässige Grenzwerte, beispielsweise für krebserregende Stoffe, sind eindeutig und können nicht fehlinterpretiert werden. Auch auf diesen Hinweis gab es keine Antwort. Messdaten, was aus dem kokelnden Berg am Naturschutzgebiet Natroper Feld dünstet, müssten der RAG reichlich vorliegen. Grund: Seit Jahren werden auf der Moltkehalde sieben abgegrenzte Bereich überwacht, drei Bereiche der westlichen Halde und vier im Osten und Südosten. Dort erfolgen regelmäßig mehrmals pro Jahr oberflächennahe und tiefe Temperatur- und Gasmessungen. Außerdem werden im Haldenbereich Bodenbeproben genommen und auch regelmäßig Grundwasserproben gezogen.
Bei der Verbrennung im Haldeninneren könnten hochgiftige Stoffe entstehen
Gemäß der Gerüche sei zu befürchten, sagt Franz Kruse, dass als häufige Zechenaltlasten auch in der
Keine weiteren Ermittlungen zur Brandursache
Die Kriminalpolizei wird keine weiteren Untersuchungen zur Ursache des Flächenbrandes auf der Moltkehalde durchführen. „Letztendlich wird nicht hundertprozentig geklärt werden können, was genau den Brand ausgelöst hat“, so Polizeisprecherin Ramona Hörst. Als Ursache waren eine achtlos weggeworfene glimmende Zigarettenkippe oder Glasscherben aus illegal entsorgtem Müll, die wie ein Brennglas wirken, vermutet worden.
Nach dem Flächenbrand sollen die betroffenen Bereiche von 50.000 Quadratmetern Grünfläche auf der Moltkehalde gegebenenfalls wieder aufgeforstet werden. „Hier sind wir in der Bestandsaufnahme“, so die RAG. Daher sei noch nicht klar inwieweit aufgeforstet werde, „da nicht überall der Baumbestand bis zur Wurzel vernichtet ist“.
Moltkehalde polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (kurz PAK) und Benzol verbrennen, die beide krebserregend seien. „Darüber hinaus entstehen bei Verbrennungen unter Sauerstoffmangel hochgiftige Dioxine und Furan. Überdies Kohlenmonoxid, was die RAG offenbar auch zugibt“, so der Haldenanwohner, der „unmittelbare Gefahr für die Anwohner und für Dritte wie Spaziergänger und spielende Kinder am Fuß der Halde sowie am Nattbach und Wittringer Mühlenbach“ befürchtet.
Immerhin: Die RAG schließt Ausgasungen von verschiedenen Stoffen wie Wasserstoff, Kohlenmonoxid oder Methan nicht aus. Laut Pressemitteilung vom 24. Juli werden Details nicht
genannt, aber gewarnt, dass es „im unmittelbaren Nahbereich der Warmbereiche zu erhöhten, teilweise lebensgefährlichen Konzentrationen auf der Halde, insbesondere im Bereich von Senken, kommen kann“. Die RAG hatte auch gemeldet, dass aktuell Temperaturen im Inneren von 360 Grad gemessen wurden, zuvor waren maximal 260 Grad bekannt. Die Zugangsmöglichkeiten zur Halde und die sie umgebenden Wege (die zuvor Spaziergänger gerne nutzten) wurden so in jüngster Zeit stärker gesichert, neue Tore und Schlösser in Zäune eingebaut. „Die zusätzliche Einzäunung des Bereichs sei eine reine Vorsichtsmaßnahme“, so Schwarz.
Ein Sanierungsfahrplan zur Brandbekämpfung wird immer noch nicht benannt
Seit geraumer Zeit verweist die RAG auf Pläne, die erarbeitet werden, um den kokelnden Brand im Inneren der Moltkehalde zu bekämpfen. Details, wann was geschehen soll, werden vom Pressesprecher aber auch jetzt nicht genannt: „Grundsätzlich werden wir Methoden, Nachweise und Sanierungskonzepte zur Haldenbrandbekämpfung im Rahmen des Abschlussbetriebsplans erarbeiten. Aufgrund der Komplexität der Aufgabenstellung dauert die Bearbeitung an.“